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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Meter.«
    »Und da haben Sie keinen Schiss? Ich an Ihrer Stelle, ich hätte Schiss. Aber so sind Bullen und Kopfgeldjäger wohl drauf. Immer mitten drin in der Ballerei.«
    »Ich bin nie mitten drin in der Ballerei«, sagte Joe. »Ich bin Zivilbeamter. Ich führe Ermittlungen durch. Mein Leben ist immer nur dann in Gefahr, wenn ich mit Stephanie zusammen bin.«
    »Und was war letzte Woche?«, fragte Grandma. »Loretta Beeber hat mir gesagt, Sie wären bei einer Schießerei beinahe ums Leben gekommen. Loretta sagte, Sie mussten aus Terry Gilmans Schlafzimmerfenster im ersten Stock springen.«
    Ich drehte mich ruckartig um und sah Joe an. Joe erstarrte, hielt die Gabel auf halber Höhe zwischen Teller und Mund. Es gab Gerüchte, was Joe und Terry Gilman betraf, schon die ganze Highschoolzeit über. Gerüchte, die Morelli in Verbindung mit einer Frau brachten, waren an sich nicht ungewöhnlich, aber bei Gilman lag die Sache anders. Terry Gilman war eine kühle Blonde, die Verbindungen zur Mafia hatte – und eine dauerhafte Beziehung zu Morelli unterhielt. Morelli hat mir geschworen, dass sie rein beruflich sei, und ich glaubte ihm. Das soll nicht heißen, dass ich sie guthieß. Sie stellte eine irritierende Parallele zu meiner Beziehung mit Ranger dar. Und sosehr ich auch versuchte, die »Chemie« zwischen Ranger und mir zu ignorieren, brodelte es doch unter der Oberfläche.
    Ich kniff die Augen ganz leicht zusammen, beugte mich vor und rückte Morelli auf die Pelle. »Bist du wirklich aus Terry Gilmans Schlafzimmerfenster gesprungen?«
    »Das habe ich dir doch erzählt.«
    »Das hast du mir nicht erzählt. Daran würde ich mich erinnern.«
    »Es war an dem Tag, als du Pizza essen gehen wolltest, und ich musste noch arbeiten.«
    »Und?«
    »Nichts und. Ich habe dir gesagt, ich müsste noch arbeiten. Können wir uns nicht später darüber unterhalten?«
    »So was würde ich mir nicht gefallen lassen«, sagte Valerie, käute die Lasagne in ihrem Maul wieder und schnappte sich eine Wurst-Käse-Rolle vom Antipastiteller. »Sollte ich je wieder heiraten, dann will ich absolute Offenheit. Von wegen, ›ich muss noch arbeiten‹ – so ein Geschwafel will ich dann nicht mehr hören. Ich will eindeutige Antworten, klipp und klar, offen und ehrlich. Hält man mal eine Minute die Augen nicht offen, schon sitzt der eigene Mann mit dem Babysitter im Kleiderschrank.«
    Valerie sprach leider aus eigener schmerzvoller Erfahrung.
    »Ich bin noch nie aus einem Fenster gesprungen«, sagte Kloughn. »Ich dachte immer, so was kommt nur in Filmen vor. Sie sind der erste Mensch, den ich kenne, der tatsächlich aus einem Fenster gesprungen ist«, sagte er zu Morelli.
    »Und dann noch aus einem Schlafzimmerfenster. Hatten Sie was an?«
    »Natürlich«, sagte Morelli. »Ich hatte meine Kleider an.«
    »Und Schuhe auch? Hatten Sie auch Ihre Schuhe an?«
    »Ja, auch meine Schuhe.«
    Beinahe tat Morelli mir Leid. Er bemühte sich wirklich redlich, nicht die Beherrschung zu verlieren. Früher, als er noch jünger war, hätte er einen Stuhl auf Kloughns Schädel zerdeppert.
    »Ich habe gehört, Terry hätte fast nichts am Leib gehabt«, sagte Grandma. »Lorettas Schwester wohnt gleich gegenüber von Terry Gilman, und die hat mir erzählt, sie hätte das Ganze beobachtet. Terry hätte nur ein dünnes Nachthemdchen angehabt. Lorettas Schwester hat gesagt, sogar von gegenüber, von der anderen Straßenseite aus, hätte man durch das Nachthemdchen durchsehen können, und sie meint, Terry hätte sich ihren Busen vergrößern lassen, weil, Terrys Busen hätte fantastisch ausgesehen. Lorettas Schwester hat gesagt, es hätte wegen der Schießerei ein irres Trara mit der Polizei gegeben.«
    Ich versuchte, meine Zornesfalten im Zaum zu halten.
    »Nachthemd? Schießerei?«
    »Es war Lorettas Schwester, die die Polizei gerufen hat«, sagte Joe. »Und es hat auch keine Schießerei gegeben. Es hat sich nur zufällig ein einzelner Schuss gelöst.«
    »Und das Nachthemd?«
    Die Wut verebbte, und Morelli versuchte vergeblich, ein steifes Lächeln hinzukriegen. »Eigentlich war es gar kein Nachthemd. Sie trug so ein Bettjäckchen und einen Tanga.«
    »Im Ernst?«, sagte Kloughn. »Und da konnte man durchsehen? Ich wette, da konnte man glatt durchsehen.«
    »Das reicht!«, sagte ich, stand von meinem Platz auf und warf meine Serviette auf den Tisch. »Ich verdufte.« Ich stapfte aus dem Esszimmer in den Flur und blieb, die Hand schon am Türgriff, noch mal stehen.

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