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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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und sogleich füllte sich mein Schirm mit obszönen Anzeigen, Penisverlängerung, heißen Girls mit Pferden und wie man aus der Schuldenfalle herauskommen würde.
    »Wir können Menschen auf den Mond schicken, nur Junk-Mails stoppen, das können wir nicht!«, schrie ich den armen Computer an.
    Ich beruhigte mich wieder und löschte den Müll. Übrig blieb nur eine einzige Mail, ohne Eintrag in der Betreff-Zeile. Der Text der Mail lautete kurz und knapp:
Haben Ihnen meine Blumen gefallen? Hat Sie meine Schießkunst heute Nachmittag beeindruckt?
    Mein Magen verkrampfte sich, mir wurde speiübel, und ich sah Sternschnuppen vor den Augen. Ich klemmte den Kopf zwischen die Knie, bis das Klingeln in meinen Ohren nachließ und ich wieder gleichmäßig atmen konnte.
    Die Mail war von Howies Killer. Er kannte meine E-Mail-Adresse. Meine E-Mail-Adresse war kein Geheimnis, sie stand sogar auf meiner Visitenkarte. Trotzdem war die Nachricht gruselig und irgendwie beklemmend unheimlich. Ich versuchte, die Blumen und die Fotos mit der Schießerei in Verbindung zu bringen. Ganz klar, die Nachricht stammte von einem Wahnsinnigen.
    Ich tippte gleich eine Antwort.
Wer sind Sie?
    Sekunden später kam meine Mail als unzustellbar zurück.
    Ich speicherte die Mail des Verrückten, um sie später Morelli zu zeigen und klappte den Laptop zu.
    »Der Tag ist gelaufen«, sagte ich zu Bob. »Ich gehe jetzt unter die Dusche. Lass mir ja keine Verrückten ins Haus.«
    Ich richtete mich auf, machte mich so lang ich konnte, und achtete darauf, dass meine Stimme fest und gleichmäßig klang. Die gespielte Tapferkeit galt zum einen Bob, zum anderen mir selbst. Wenn ich tapfer tat, verhielt ich mich auch ein bisschen tapfer, jedenfalls manchmal. Und nur für den Fall, dass Bob bei der Arbeit einschlief, holte ich aus dem Schrank im Schlafzimmer Morellis Ersatzpistole und nahm sie mit ins Badezimmer.
    Grandma Mazur wartete an der Haustür, als ich vorfuhr. »Wie findest du meine neue Frisur?«, wollte sie wissen.
    Das Haar war punkrockstarrot und stand in kleinen Stacheln vom Kopf ab. »Ich finde es lustig«, sagte ich zu Grandma.
    »Es hebt meine Augenfarbe hervor.«
    »Und es schmeichelt deiner Hautfarbe.« Auf jeden Fall lenkte es von den Leberflecken ab.
    »Es ist eine Perücke«, sagte sie. »Habe ich heute im Einkaufszentrum erstanden. Ich und Mabel Burlew waren heute shoppen. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Ich habe die ganze Aufregung hier verpasst, als alle dachten, du hättest wieder jemanden erschossen.«
    Hinter mir betrat Albert Kloughn das Haus. »Wer hat jemanden erschossen? Brauchst du einen Anwalt? Ich käme dir auch beim Honorar entgegen. Das Geschäft läuft gerade nicht so gut. Ich weiß auch nicht, warum. Ich bin kein schlechter Anwalt, ich bin immerhin zur Uni gegangen und so.«
    »Ich brauche keinen Anwalt«, sagte ich zu ihm.
    »Wirklich schade. Ein richtig prominenter Fall käme mir sehr gelegen. Das wäre ganz nützlich, um die Kanzlei zum Laufen zu bringen. Man braucht nur einen dicken Fisch an Land zu ziehen.«
    »Wie findest du meine Haare?«, fragte Grandma Kloughn.
    »Hübsch«, sagte er. »Es gefällt mir. Sieht irgendwie natürlich aus.«
    »Es ist eine Perücke«, sagte Grandma. »Ich habe sie in der Shopping Mall gekauft.«
    »Vielleicht sollte ich mir auch so was besorgen«, sagte Kloughn. »Wenn ich mehr Haare auf dem Kopf hätte, würde ich vielleicht mehr Fälle kriegen. Es gibt viele Menschen, die mögen kahlköpfige Männer nicht. Auch wenn ich noch keine Glatze habe, aber das Haar wird immer schütterer.« Er strich sich sanft über die wenigen verbliebenen Haarsträhnen auf seinem Schädel. »Wahrscheinlich ist euch noch gar nicht aufgefallen, dass es ausdünnt, aber wenn die Sonne draufknallt, spüre ich es.«
    »Versuch es doch mal mit der Chemokeule«, sagte Grandma. »Meine Freundin Lois Grizen hat es ausprobiert, und jetzt wachsen ihr ein paar Härchen. Leider hat sie das Zeug nachts aufgetragen. Es hat aufs Kopfkissen abgefärbt, und es hat sich ins Gesicht geschmiert. Jetzt muss sie sich zweimal am Tag rasieren.«
    Mein Vater blickte von seiner Zeitung auf. »Ich habe mich schon gefragt, was bloß an ihr dran ist. Ich habe sie letzte Woche beim Einkaufen getroffen, und sie sah aus wie der Wolfsjunge. Ich dachte, sie hätte eine Geschlechtsumwandlung vornehmen lassen.«
    »Der Tisch ist gedeckt«, sagte meine Mutter. »Kommt, setzt euch, bevor das Essen kalt wird. Das Brot wird sonst

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