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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ben-Zouf drückten dem Kapitän die dargebotene Hand; sie waren ja am meisten davon entfernt, das Spiel verloren zu geben.
    »Zum Kuckuck, aber Du, Nina, sagte Hector Servadac, da ihm das kleine Mädchen vor Augen kam, fürchtest Du Dich denn nicht davor, in den Vulkan mit hinabzusteigen?
    – O, nein, Herr Kapitän, erwiderte Nina entschlossen, vor allem, wenn Pablo mit uns geht.
    – Natürlich geht auch Pablo mit. Das ist ein wackerer Bursche, er fürchtet sich vor nichts. – Nicht wahr, Pablo?
    – Ich folge Ihnen überall, wohin Sie gehen, Herr Gouverneur,« antwortete der Knabe.
    Alle waren unterrichtet und bereit, ihren Vorsatz auszuführen.
    Man durfte hierbei natürlich nicht etwa daran denken, durch die obere Oeffnung des Kraters einzudringen. Bei so niedriger Temperatur konnten die Abhänge des Berges unmöglich gangbar sein. Auf den schiefen, schlüpfrigen Flächen hätte der Fuß wohl niemals einen Stützpunkt gefunden. Man sah sich demnach darauf angewiesen, nach dem Centralkamin direct durch die Bergwand vorzudringen, und das auch schnell zu vollbringen, denn die grausige Kälte begann sich schon in den gedecktesten Winkeln des Nina-Baues fühlbar zu machen.
    Da Lieutenant Prokop die Anordnung der inneren Galerien und ihren Verlauf in der Bergmasse früher schon untersucht hatte, konnte er angeben, daß einer der engen Seitengänge sehr nahe dem Centralkamin sein Ende haben mußte.
    An dieser Stelle schien es, wenn die Lava durch den Druck der Dämpfe höher hinaufbrodelte, als ob die Wärme so zu sagen durch die Wand »schwitzte«. Offenbar war die mineralische Substanz, jener Tellurit, aus dem der Bergkegel bestand, ein guter Wärmeleiter. Durchbrach man also diese Galerie in einer Länge von höchstens sieben bis acht Metern, so mußte man auf den alten Weg der Lava stoßen, und hier durfte man hoffen, hinabklettern zu können.
    Die Arbeit ward ohne Verzug begonnen. Bei dieser Gelegenheit zeigten die russischen Matrosen unter der Anleitung ihres Lieutenants eine erstaunliche Gewandtheit. Spitzhaue und Axt genügten freilich nicht, die außerordentliche harte Masse zu bezwingen. Man konnte nur Sprenglöcher herstellen und den Felsen mittels Pulvers entfernen. Die Arbeit schritt eben dadurch wesentlich schneller vorwärts und wurde binnen zwei Tagen nach Wunsch zu Ende geführt.
    Während dieses kurzen Zeitraumes hatten die Kolonisten von der Kälte furchtbar zu leiden.
    »Bleibt uns der Eintritt in das Innere des Vulkans verwehrt, hatte Graf Timascheff geäußert, so wird das Keiner von uns überdauern können und das Ende der Gallia-Kolonie nahe sein!
    – Graf Timascheff, entgegnete Kapitän Servadac, haben Sie noch Vertrauen zu Dem, der Alles vermag?
    – Gewiß, Kapitän; doch er kann heute etwas Anderes wollen als gestern. Es kommt uns nicht zu, über seine Beschlüsse zu richten. Bis jetzt war seine Hand für uns offen … nun scheint sie sich zu schließen …
    – Nur zur Hälfte, fiel Kapitän Servadac ein. Er stellt unseren Muth neu auf die Probe. Ein gewisses Etwas sagt es mir, wie unwahrscheinlich es sei, daß die Eruption des Vulkans in Folge des wirklichen Verlöschens des inneren Gallia-Feuers aufgehört habe. Es scheint vielmehr, als sei diese Unterbrechung des Abflusses der Laven nach außen nur eine vorübergehende.«
    Lieutenant Prokop schloß sich der Ansicht des Kapitän Servadac allseitig an. Vielleicht hatte sich an einer anderen Stelle des Kometen eine neue Krateröffnung gebildet, und es war ja möglich, daß sich die Auswurfsmassen jetzt durch diesen Weg hinausdrängten. Vielerlei Ursachen konnten in die Verhältnisse, welche die bisherige Eruption bedingten, verändernd eingegriffen haben, ohne daß die mineralischen Substanzen im Innern der Gallia ihren Verbindungsproceß mit dem Sauerstoffe der Luft eingestellt haben mußten. Leider erwies es sich unmöglich, vorher zu bestimmen, ob man im Stande sein werde, bis zu einem Punkte einzudringen, der es gestattete, der ungeheuren Kälte der Außenwelt zu trotzen.
    Während jener beiden Tage betheiligte sich Palmyrin Rosette weder an derlei Gesprächen noch an den Arbeiten. Er ging und kam wie eine Seele im Fegefeuer, der noch alle Resignation fehlt. Er hatte, entgegen jeder Abmahnung, sein Fernrohr in dem Hauptsaale aufgestellt. Von hier aus betrachtete er manchmal, am Tage wie in der Nacht, den weiten Himmel, bis er buchstäblich gefroren dasaß. Dann zog er sich murrend zurück, verwünschte das ganze Warm-Land und

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