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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wachthause, um den Officier aufzusuchen.
    »Herr Kapitän? begann er, als ob gar nichts passirt sei.
    – Was giebt’s? antwortete Kapitän Servadac.
    – Ein Schiff!
    – Tölpel! das sagt der Mensch so ruhig, als meldete er, daß die Suppe servirt sei.
    – Ei, ei, wir sind ja Philosophen!« entgegnete Ben-Zouf.
Fußnoten
    1 Die höchsten Berge der Erde erreichen nur den 740. Theil ihres Durchmessers.
Neuntes Capitel.
In welchem Kapitän Servadac eine Reihe Fragen stellt, die ohne Antwort bleiben.
    Hector Servadac war hinaus geeilt, so schnell er konnte, um den gewöhnlich zur Umschau dienenden Uferfelsen zu erreichen.
    Ein Fahrzeug segelte in Sicht der Insel, das unterlag keinem Zweifel, nur trennten es noch mindestens zehn Kilometer von der Küste, so daß man bei der starken Convexität der Erde, welche den Gesichtskreis beschränkte, jetzt nur die Spitze eines Mastes sehen konnte.
    Obwohl der Rumpf des betreffenden Schiffes noch lange Zeit verborgen blieb, verrieth doch der schon sichtbare Theil der Takelage, welcher Klasse von Fahrzeugen jenes angehörte. Offenbar war es nämlich eine Goëlette und zwei Stunden nach Ben-Zouf’s Meldung von ihrem Erscheinen wurde sie auch in allen Theilen sichtbar.
    Unausgesetzt betrachtete Kapitän Servadac den Segler mit dem Fernrohre.
    »Die Dobryna! rief er aus.
    – Die Dobryna? wiederholte Ben-Zouf zweifelnd. Das kann sie nicht sein, man sieht ja keinen Rauch.
    – Sie geht nur unter Segel, versicherte Kapitän Servadac, aber es ist und bleibt doch die Goëlette des Grafen Timascheff.«
    Es war in der That die Dobryna, und wenn sich auch der Graf selbst an Bord befand, so führte ein überaus merkwürdiger Zufall die beiden Nebenbuhler wieder zusammen.
    Selbstverständlich sah Kapitän Servadac in dem Manne, den die Goëlette jetzt nach der Insel trug, nur noch seines Gleichen und keinen Gegner mehr, ja, er gedachte jetzt mit keiner Silbe weder seines unterbrochenen Ehrenhandels mit dem Grafen, noch auch der Ursachen zu demselben. Alle Verhältnisse lagen ja so geändert, daß er das lebhafteste Verlangen fühlte, Graf Timascheff zu sehen und sich mit ihm über so viele außerordentliche Ereignisse auszusprechen. Während einer Abwesenheit von siebenundzwanzig Tagen hatte die Dobryna ja recht wohl die benachbarten Küsten Algeriens, vielleicht auch Spanien, Italien, Frankreich, überhaupt die Anländer des so plötzlich veränderten Mittelmeeres besuchen können, und folglich durfte man von ihr Nachrichten über alle jene Ländergebiete erwarten, von denen die Insel Gourbi jetzt abgeschnitten war. Hector Servadac hoffte also nicht nur Näheres über den Umfang der beispiellosen Katastrophe zu erfahren, sondern vielleicht auch deren Ursache kennen zu lernen.
    »Wo soll die Goëlette aber jetzt, da die Cheliff-nicht mehr existirt, an’s Land gehen? fragte Ben-Zouf.
    – Sie wird gar nicht anlegen, antwortete der Kapitän. Der Graf sendet gewiß nur ein Boot an’s Ufer, um uns abzuholen.«
    Die Dobryna näherte sich, wenn auch nur langsam, denn sie hatte Gegenwind und konnte nur durch ganz scharfes Segeln am Winde Fahrt machen. Es mochte auffallen, daß sie ihre Dampfkraft unbenutzt ließ, denn gewiß war man an Bord begierig zu erfahren, welche Insel sich da am Horizonte erhob. Möglicher Weise fehlte es der Dobryna etwas an Brennmaterial und sie bediente sich nur ihres Segelwerkes, um jenes zu schonen. Zum Glück hielt sich die Witterung, trotz verdächtiger Streifen von Windwolken am Himmel, recht gut, die Brise günstig, das Meer verhältnißmäßig ruhig, und so kam die Goëlette ohne widrigen Seegang ziemlich gut von der Stelle.
    Hector Servadac zweifelte keinen Augenblick, daß die Dobryna die ihr auftauchende Küste nicht anzulaufen trachte. Graf Timascheff mußte sich für weit verschlagen halten; denn wo er den Anblick des afrikanischen Festlandes erwartete, traf er nur auf eine Insel. Konnte er nicht befürchten, an dieser ihm neuen Küste keinen passenden Platz zu finden, wo sein Schiff sicher ankerte? Vielleicht that Kapitän Servadac wohl daran, einen Ankerplatz zu suchen und nach Auffindung eines solchen ihn der Goëlette, wenn sie zögern sollte, näher zu kommen, durch Signale zu bezeichnen.
    Bald lag es außer Zweifel, daß die Dobryna auf die frühere Mündung des Cheliff zu hielt. Kapitän Servadac’s Entschluß war nun schnell gefaßt. Zephyr und Galette wurden gesattelt und flogen bald, mit ihren Reitern auf dem Rücken, nach dem Westende der

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