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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sind?
    – Ja.
    – Daß die Länge des Tages nur noch sechs Stunden beträgt?
    – So ist es.
    – Daß die Intensität der Schwere abgenommen hat?
    – Ganz recht.
    – Daß wir unseren Mond verloren?
    – Wie Sie sagen.
    – Daß wir beinahe auf die Venus gestoßen wären?
    – Einverstanden.
    – Und daß folglich die Bewegungen der Erde um sich selbst und um die Sonne eine Aenderung erlitten haben?
    – Das steht unzweifelhaft fest.
    – Verzeihen Sie mein Erstaunen, Herr Graf, fügte Kapitän Servadac hinzu. Ich glaubte nicht, Ihnen etwas mittheilen zu müssen, sondern hoffte, viel Neues von Ihnen zu erfahren.
    – Ich weiß nichts weiter, Herr Kapitän, als daß meine Goëlette, als ich mich in der Nacht vom 31. December zum 1. Januar auf dem Meere unterwegs zu unserem Stelldichein befand, von einer enormen Woge zu einer ganz unberechenbaren Höhe empor geschleudert ward. Die Elemente dünkten mir durch irgend eine kosmische Erscheinung, deren Ursache jeder Erklärung spottet, direct durcheinander gewürfelt. Seit diesem Augenblicke sind wir, der Unterstützung unserer etwas havarirten Maschine entbehrend, auf’s Gerathewohl und auf Gnade und Ungnade dem entsetzlichen Sturme überliefert, welcher einige Tage hindurch wüthete, weiter gesegelt. Ein Wunder ist es, daß die Dobryna nicht in Stücke ging, und der Wahrscheinlichkeit, daß sie sich bei jener fürchterlichen Cyklone im Centrum derselben befand, schreibe ich es zu, daß sie trotz alledem nicht so sehr weit verschlagen wurde. Land haben wir freilich nicht wieder gefunden, und Ihre Insel ist das erste, welches uns zu Gesicht kam.
    – Dann erscheint es aber geboten, Herr Graf, bemerkte Kapitän Servadac, wieder in See zu gehen, das Mittelmeer zu durchsegeln und nachzuforschen, wie weit sich die Verwüstungen jener Katastrophe erstrecken.

    – Das ist meine Absicht.
    – Werden Sie mir gestatten, mit an Bord zu gehen, Herr Graf?
    – Gewiß, Herr Kapitän, selbst zum Zwecke einer Weltumseglung, wenn es nöthig wäre.
    – O, es handelt sich nur um eine Rundfahrt auf dem Mittelmeere.
    – Wer steht uns dafür ein, versetzte kopfschüttelnd Graf Timascheff, daß eine Fahrt um das Mittelmeer jetzt nicht gleichbedeutend mit einer Fahrt um die Erde ist?«
    Kapitän Servadac wurde nachdenklich und gab keine Antwort.
    Jedenfalls gab es keinen anderen Ausweg als den eben beschlossenen, nämlich das afrikanische Ufer ab-oder vielmehr aufzusuchen, in der Stadt Algier Nachrichten über den noch verbliebenen Rest der bewohnten Erde einzuholen, und, im Falle die ganze übrige Südküste des Mittelmeeres untergegangen wäre, sich nach Norden zu wenden und mit den anwohnenden Völkern Europas in Verbindung zu setzen.
    Vor Allem mußten die Havarien an der Maschine der Dobryna ausgebessert werden. Im Innern des Kessels waren mehrere Flammenrohre gesprungen, durch welche das Wasser einen Weg nach dem Feuerroste fand, so daß man jenen vor Ausführung dieser Reparaturen absolut nicht heizen konnte. Nur unter Segel zu gehen, das erschien einestheils zu langsam und anderentheils schwierig, wenn das Meer zu unruhig und der Wind conträr werden sollte. Da nun die auf einem Stapelplatze der Levante verproviantirte Dobryna noch für zwei Monate Kohlen in ihren Behältern führte, so empfahl es sich, lieber unter Benützung dieses Materials schnell zu reisen, selbst auf die Gefahr hin, sich im ersten besten Hafen wieder nach Ersatz umsehen zu müssen.
    Nach dieser Seite war man sehr bald einig.
    Auch die Havarien konnten glücklicher Weise schnell ausgebessert werden. Unter den Vorräthen der Goëlette befand sich eine Anzahl Reserverohre, welche an Stelle der nun unbrauchbaren eingesetzt wurden. Drei Tage nach der Ankunft an der Insel Gourbi war der Kessel der Dobryna wieder im Stande, Dampf zu halten.
    Während seines Aufenthaltes auf der Insel berichtete Hector Servadac dem Grafen Timascheff Alles, was er bezüglich seines engbegrenzten Gebietes wahrgenommen hatte. Beide streiften zu Pferde noch einmal längs der neuen Ufer hin und glaubten sich nach dieser Besichtigung berechtigt, die Veranlassung zu allen jenen Vorkommnissen außerhalb dieses Theiles Afrikas zu suchen.
    Am 31. Januar war die Goëlette zur Abfahrt bereit. In der Sonnenwelt schien keine neuere Veränderung eingetreten zu sein. Die Thermometer verkündeten allerdings eine geringe Erniedrigung der Temperatur, welche sich einen Monat über außerordentlich hoch gehalten hatte. Sollte man daraus schließen,

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