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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mittelmeeres entführte; konnte zugeben, daß dessen Bewegungen um sich selbst und in der Bahn um die Sonne nicht mit denen der Erde identisch seien; weshalb aber erhob sich an Stelle der fruchtbaren Ufer, welche das Mittelmeer sonst im Süden, Westen und Osten begrenzten, jetzt jene aller Vegetation entbehrende, steile Küstenmauer von so gänzlich unbekannter Natur?
    Lieutenant Prokop vermochte diesen Einwurf nicht zu beantworten und tröstete sich nur mit der Hoffnung, daß die Zukunft noch Licht über bisher dunkle Punkte verbreiten werde. Jedenfalls veranlaßte ihn Kapitän Servadac’s Einrede nicht, eine Hypothese aufzugeben, welches so vieles vorher Unerklärliche aufhellte. Die erste Ursache der ganzen Veränderung entging ihm freilich auch noch jetzt. Sollte man annehmen, daß eine expansive Wirkung centraler Kräfte ein solches Bruchstück aus der festen Erdrinde habe lösen und in den Weltraum hinausschleudern können? Das war doch sehr unwahrscheinlich. Wie viele Räthsel gab dieses großartige Problem zu lösen!
    »Alles in Allem, sagte Kapitän Servadac zum Schlusse, kommt ja sehr wenig darauf an, auf einem neuen Gestirn durch die Sonnenwelt zu fliegen, wenn uns nur Frankreich begleitet.
    – Frankreich … und Rußland! fügte Graf Timascheff hinzu.
    – Und Rußland!« wiederholte der Stabsofficier, der sich beeilte, die legitime Reclamation des Grafen anzuerkennen.
    Wenn es aber wirklich nur ein Stück der Erdkugel war, das sich in einer neuen Ellipse um die Sonne bewegte, und wenn auch dieses Bruchstück eine Kugelgestalt hatte – wobei es nothwendiger Weise nur sehr beschränkte Dimensionen aufweisen konnte – mußte man dann nicht befürchten, daß ein Theil Frankreichs und mindestens der größte Theil Rußlands mit der alten Erde in Verbindung geblieben sei? Ebenso England, bezüglich dessen schon das sechs Wochen lang andauernde Ausbleiben aller Nachrichten und das Aufhören jeder Verbindung zwischen Gibraltar und dem Vereinigten Königreiche darauf hinzudeuten schien, daß weder zu Land noch zu Wasser, weder durch die Post noch durch den Telegraphen eine Communication möglich sei. Wenn die Insel Gourbi wirklich, wie das fortwährende Gleichbleiben der Tage und Nächte vermuthen ließ – im Aequator des Asteroïden lag, so mußten die beiden Pole im Norden und Süden von der Insel gleichmäßig, und zwar so weit von einander entfernt sein, als der bei der Fahrt der Dobryna gefundene halbe Umfang, also 1160 Kilometer. Der Nordpol war also gegen 580 Kilometer nördlich von der Insel Gourbi, der Südpol ebenso weit südlich von derselben zu suchen. Bestimmte man diese Punkte auf der Karte, so fiel der Nordpol nicht über die Küste der Provence hinaus, der Südpol aber in die afrikanische Wüste etwa in den neunundzwanzigsten Grad der Breite.
    Hatte nun Lieutenant Prokop wohl recht, auf der Annahme seines neuen Systemes zu beharren? War in der That ein so gewaltiges Stück von der Erdkugel abgerissen worden? Keiner vermochte das endgiltig zu entscheiden. Die Lösung des Problems gehörte der Zukunft, vielleicht erscheint aber doch die Annahme nicht zu kühn, daß Lieutenant Prokop, wenn er auch die volle Wahrheit noch nicht erkannte, ihr doch einen bedeutenden Schritt näher gekommen war.
    Jenseit der engen Spalte, welche unsern Gibraltar die beiden äußersten Enden des Mittelmeeres verband, traf die Dobryna das herrlichste Wetter an. Der Wind begünstigte ihre Fahrt, und unter der doppelten Hilfe der Brise und des Dampfes kam sie desto schneller nach Norden vorwärts.
    Wir sagten nach Norden, nicht nach Osten, denn das Küstengebiet Spaniens war, mindestens zwischen Gibraltar und Alicante, vollständig verschwunden. Weder Malaga, noch Almeria, das Cap von Gata oder das von Palos, noch auch Carthagena fanden sich an den Stellen ihrer geographischen Coordinaten. Das Meer hatte alle diese Theile der spanischen Halbinsel bedeckt, und die Goëlette mußte bis zur Höhe von Sevilla segeln, nicht um die Küste Andalusiens, sondern um eine ganz gleiche steile Uferwand zu treffen, wie jene jenseit Maltas.
    Von diesem Punkte aus schnitt das Meer tief in das Land hinein und bildete einen spitzen Winkel, dessen Scheitel etwa Madrid einnehmen mußte. Dann verlief das Ufer wieder in der Richtung nach Süden, griff nun seinerseits in das alte Meeresbassin ein und verlängerte sich, einer drohenden Kralle ähnlich, oberhalb der Balearen.
    Als sich die Seefahrer, um etwaige Spuren dieser wichtigen Inseln

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