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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu sagen liebte, fand hier hinlänglich Platz, sondern es mußten auch die beiden Pferde des Kapitäns, sowie eine ausreichende Zahl der nöthigen Hausthiere darin Schutz gegen die Kälte des Gallia-Winters finden, wenn dieser Winter überhaupt jemals ein Ende hatte.
    Man erkannte sehr bald, daß diese ganze geräumige Höhle eigentlich aus den vereinigten Ausläufern zwanzig verschiedener Schächte bestand, die sich weiter rückwärts in der Gesteinsmasse verzweigten und welche die erwärmte Luft in sehr hoher Temperatur durchstrich. Man hätte sagen können, daß die Wärme daselbst durch die mineralischen Poren des Berges hindurchschwitzte. Unter diesen dicken Gewölben mußten alle lebenden Wesen des neuen Weltkörpers, geschützt gegen jede Unbill eines polaren Klimas und gegen die Kälte des leeren Weltraumes, so tiefe Grade diese auch erreichen mochte, eine sichere Unterkunft finden, wenigstens so lange die Thätigkeit des Vulkans anhielt. In Bezug auf letztere Frage bemerkte Graf Timascheff aber ganz richtig, daß man doch während der Fahrt der Dobryna längs der Küste des neuen Meeres keinen weiteren feuerspeienden Berg angetroffen habe, und daß diese Eruption, wenn man hier nur die einzige Ausströmungsöffnung für das innere Feuer der Gallia vor sich habe, recht leicht Jahrhunderte hindurch andauern könne.
    Jetzt galt es also, keinen Tag, nein, keine Stunde zu verlieren. So lange die Dobryna noch offenes Wasser fand, mußte man zunächst nach der Insel Gourbi zurückkehren, diese hurtig »ausräumen«, Menschen und Thiere ohne Säumen nach ihrer neuen Wohnstätte schaffen, daselbst Getreide, Feldfrüchte und Futterstoffe aufspeichern und sich endgiltig in »Warm-Land« häuslich einrichten – so nämlich nannte man, gewiß ganz treffend, diesen vulkanischen Theil des Vorgebirges.
    Noch an demselben Tage kehrte die Schaluppe zur Insel Gourbi zurück und schon am nächstfolgenden begannen die nöthigen Arbeiten.
    Es kam hier eine sehr lange Ueberwinterung in Frage, bei der man sich gegen alle Eventualitäten zu decken suchen mußte. Ja, eine schwierige, lange, vielleicht endlose Ueberwinterung mit ganz anderen Gefahren und Mühseligkeiten, als sie die sechs Monate Nacht und Winter den Polarfahrern drohen. Wer vermochte in vorliegendem Falle vorauszusehen, wann die Gallia aus den Fesseln des Eises befreit werden würde? Wer konnte sagen, ob ihre Bahn überhaupt eine in sich zurücklaufende Curve beschrieb oder eine Ellipse, welche sie jemals nach der Sonne hin zurückführen würde?
    Kapitän Servadac theilte nun den Uebrigen die gemachte glückliche Entdeckung mit. Der Name »Warm-Land« fand vorzüglich bei Nina und den Spaniern den ungetheiltesten Beifall und Alle dankten aus freudigem Herzen der Vorsehung, welche die Umstände für sie so glücklich gestaltete.
    Während der drei folgenden Tage legte die Dobryna drei Reisen zurück. Bis zur Höhe der Schanzkleidung beladen, transportirte sie zuerst die Vorräthe an Cerealien und Futtergewächsen, welche in den tiefen, zu Magazinen bestimmten Schächten abgelagert wurden. Am 15. März bevölkerten sich dann die Felsenstallungen mit Hausthieren, Ochsen, Kühen, Schafen und Schweinen, in der Anzahl von etwa einem halben Hundert Köpfen, deren Racen man erhalten wollte. Von den anderen, denen die Kälte ohnehin mit baldiger Vernichtung drohte, sollte eine möglichst große Menge erlegt werden, da die rauhe Witterung das Fleisch derselben ja beliebig lange zu conserviren versprach. Die Gallia-Bewohner mußten also einen mehr als ausreichenden Vorrath an Nahrungsmitteln, wenigstens mit Rücksicht auf ihre dermalige Anzahl, erlangen.
    Die Frage wegen der nöthigen Getränke bot keine sonderliche Schwierigkeit. Freilich mußte man sich mit einfachem Süßwasser begnügen, dieses Wasser aber konnte niemals fehlen, weder im Sommer, wo es die Bäche und Cisternen der Insel Gourbi lieferten, noch im Winter, weil es dann die Kälte durch Gefrieren des Meerwassers erzeugte.
    Während man auf der Insel in erwähnter Weise thätig war, beschäftigten sich Kapitän Servadac, Graf Timascheff und Lieutenant Prokop mit der inneren Einrichtung der neuen Wohnstätte auf Warm-Land. Man mußte sich beeilen, denn schon widerstand das Eis selbst zu Mittag den lothrechten Strahlen der Sonne, und unzweifelhaft erschien es doch vortheilhafter, den Seeweg zu benützen, so lange das Meer noch frei blieb, statt eines beschwerlichen Ueberganges über seine erstarrte

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