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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Surtarbrandur hatte er das Fahrzeug wieder fest gemacht. Ein Segel war schon wieder aufgesteckt und der Wind spielte in seinen wallenden Falten.
    Der Professor sagte dem Führer einige Worte, und sogleich brachte dieser das Gepäck an Bord und machte Alles zur Abfahrt fertig. Die Atmosphäre war ziemlich rein und der Wind hielt sich gut aus Nordwest.
    Was konnte ich machen? Allein mich zweien widersetzen? Unmöglich. Wäre nur Hans auf meiner Seite gewesen. Aber nein. Es schien, als habe der Isländer allen persönlichen Willen aufgegeben und ein Gelübde der Selbstverleugnung gethan. Von einem Diener, der so seinem Herrn leibeigen war, konnte ich nichts erlangen. Ich mußte mit vorwärts.
    Ich war also im Begriff meinen gewohnten Platz auf dem Floß einzunehmen, als mein Oheim mich mit der Hand anhielt.
    »Wir fahren erst morgen ab«, sagte er.
    Ich machte eine Bewegung, wie Einer, der sich in Alles ergiebt.
    »Ich darf nichts versäumen, fuhr er fort, und weil das Verhängniß mich auf diese Seite der Küste getrieben hat, so will ich sie erst untersuchen, ehe ich sie verlasse.«
    Diese Bemerkung wird man verstehen, wenn man weiß, daß wir zwar an die Nordküste zurückgekommen waren, aber nicht an die nämliche Stelle, wo wir früher abfuhren. Gretchen-Hafen mußte westlicher liegen. Also nichts natürlicher, als die Umgebung, wo wir an’s Land getrieben waren, sorgfältig zu untersuchen.
    »So wollen wir auf Entdeckungen ausgehen!« sagte ich. Wir ließen Hans bei seiner Arbeit und machten einen Ausflug. Der Raum zwischen unserem Ruheplatz am Meer und dem Fuß der Vorberge war sehr weit; man konnte eine halbe Stunde gehen, bis man an die Felsenwand kam. Unsere Füße zertraten unzählige Muscheln von allen Formen und Größen, worin die Thiere der ersten Epoche gelebt hatten. Ich bemerkte auch enorme Schildkrötendecken, deren Durchmesser oft über fünfzehn Fuß betrug. Sie gehörten den riesenhaften Glyptodons der Urzeit an. Außerdem war der Boden mit einer großen Menge von Steintrümmern bedeckt, eine Art Steinkiesel, die von den Wellen abgerundet und reihenweise an’s Ufer geschichtet waren. Ich wurde dadurch auf die Bemerkung geleitet, daß das Meer ehemals diesen Raum bedeckt haben müsse. Auf den zerstreuten Felsen, welche jetzt außer Berührung mit dem Meere sind, hatten die Fluthen deutliche Spuren gelassen.
    Dies konnte bis auf einen gewissen Punkt das Dasein dieses Meeres vierzig Lieues unter der Erdoberfläche erklären. Aber, meiner Ansicht nach, mußte diese Masse sich allmälig im Innern der Erde verlieren, und sie kam offenbar aus den Gewässern des Oceans her, welche durch irgend eine Spalte eindrangen. Doch mußte man annehmen, daß diese Spalte gegenwärtig verstopft sei, denn sonst würde diese Höhle, oder besser dieser ungeheure Behälter, in ziemlich kurzer Zeit angefüllt worden sein. Vielleicht auch ist dieses Wasser, indem es gegen unterirdische Feuer zu kämpfen hatte, zum Theil verdünstet. Daher die über unserem Kopf schwebenden Wolken und die Entwickelung der Elektricität, welche im Innern des Erdkerns Gewitter erzeugte.
    Diese Theorie der Erscheinungen, die wir erlebten, schien mir befriedigend; denn so groß auch die Wunder der Natur sein mögen, sie sind immer durch physische Gründe erklärbar.
    Wir gingen also auf einer Art von Niederschlagboden, der, wie alle Erdarten dieser Periode, welche so reichlich auf der Oberfläche des Erdballs verbreitet sind, durch Wasser gebildet wurden. Der Professor untersuchte genau jede Ritze im Felsen. Fand sich eine Oeffnung, so war sie ihm wichtig, ihre Tiefe zu erforschen.
    Wir waren eine Meile weit längs dem Ufer des Meeres Lidenbrock gegangen, als der Boden plötzlich ein anderes Aussehen hatte. Er schien durch eine gewaltsame Erhöhung der unteren Schichten umgestürzt und durcheinander geworfen. An manchen Stellen bezeugten Einsenkungen oder Erhebungen eine starke Verrenkung des Grundbaus der Erde.
    Wir kamen mit Mühe über diese Granitbrocken, vermischt mit Kiesel, Quarz und Niederschlag aus Anschwemmungen, hinaus, als ein Feld, oder vielmehr eine Ebene mit Gebeinen vor unseren Augen lag. Man konnte es eine ungeheure Todtenstätte nennen, wo die Generationen von zwanzig Jahrhunderten ihren ewig dauernden Staub vermischten. In der Ferne sah man hohe Trümmerhaufen aufgeschichtet, welche bis an die Grenzen des Horizonts reichten, und sich dann in einen zerfließenden Nebel verloren. Hier, auf einer Fläche von etwa drei

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