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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gilrushka blieb bei Gilmerrit, aber da dies die erste Gelegenheit seit zwei Jahren war, daß mehr als eine Person in der Krankenabteilung lag, waren die Ärzte und das Pflegepersonal überlastet, und auch Gildoran wurde dorthin als Krankenpfleger abkommandiert.
    »Aber was fehlt ihnen denn?« fragte er. »Angeblich soll es doch dort unten keine Bakterien geben und Viren wahrscheinlich auch nicht.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Gilban. »Ich muß die Bodenproben noch genauer analysieren, aber auf den ersten Blick war nichts zu finden. Keine Bakterien, obwohl manche Bakterien Temperaturen unter null Grad überstehen können. Es ist unwahrscheinlich, daß Viren in unfruchtbarem Boden lange überleben würden. Wenn wir es allerdings mit subviralen Partikeln zu tun haben …« Er schüttelte den Kopf. »Es wird lange dauern, bis wir das getestet haben. Würdest du bitte hineingehen und Gilnosta helfen? Ich weiß, daß du keine medizinische Ausbildung hast, aber du kannst ihnen Essen geben und Decken holen.« Er berührte Gildorans Schulter. »Setz ein Atmungsgerät auf. Wo ist Merrit?«
    »In der Kinderstation bei den Babys. Sie war bei dem Bericht im großen Saal nicht dabei.« Gilmerrit war in eine solche Apathie versunken, daß es ihr vollkommen gleichgültig zu sein schien, wo sie war. Außerdem schien sie nicht zu erfassen, daß die gesamte Mannschaft der Samtfalter in tödlicher Gefahr schwebte. Er hegte nicht mehr die Befürchtung, daß Gilmarinas Anblick sie zu sehr berühren würde. Er hoffte inzwischen vielmehr, er würde sie berühren – ganz gleich, in welcher Art. Er hatte jedoch keine Zeit dafür, sich um sie Gedanken zu machen. Jetzt nicht.
    »Ich muß gehen und die Tests zu Ende führen, damit wir herausbekommen, womit wir es hier zu tun haben«, sagte Gilban und ging eilig zu den Labors. Gildoran begab sich in die Krankenabteilung, wo er Gilnosta vorfand. Die junge Ärztin sah überanstrengt und erschöpft aus.
    »Gildoran, dem Kosmos sei Dank!«
    »Wie geht es ihnen?« fragte er und sah zu den neun deckenumhüllten Gestalten hinüber.
    »Gilbeth, der Kapitän und Gilbandel sind bewußtlos«, sagte Gilnosta. »Ich glaube, Gilbeth liegt im Sterben. Was auch immer das ist, es wirkt sehr schnell.« Ihr Mund verhärtete sich. »Selbst wenn wir jetzt nur hinuntergehen, um Felsen für den Konverter zu holen, müssen wir das in Raumanzügen tun. Dieser Krankheit setzt sich in Zukunft niemand mehr aus.«
    »Was meinst du denn, daß es ist?«
    »Ich habe keine Ahnung«, Gilnosta holte tief Luft. »Gewöhnlich denkt man bei Schüttelfrost zuerst an Fieber, und anfänglich ist auch dann und wann Fieber aufgetreten. Nach den Blutproben, die wir entnommen haben, sind in ihren Körpern sämtliche Immunreaktionen stimuliert worden, und sie brannten förmlich innerlich, obwohl sie sich praktisch zu Tode zitterten. Die Standard-Antibiotika haben keine Wirkung gehabt. Wir haben es mit Eisbädern versucht, und die Temperatur hat sich tatsächlich auch gesenkt, aber das war für die Patienten so unangenehm, daß wir diese Behandlung wieder eingestellt haben. Wir haben sie statt dessen in Decken eingewickelt und versucht, sie aufzuwärmen. Je mehr warme Decken wir aber um sie gewickelt und je mehr heiße Getränke wir ihnen gegeben haben, desto mehr schienen sie zu frieren. Und inzwischen …« – sie schüttelte den Kopf – »… scheinen sie Symptome von – es hört sich verrückt an, ich weiß – Unterkühlung zu zeigen. Gilbeths Körpertemperatur hat sich auf 35 Grad gesenkt, und das ist gefährlich tief. Geh selbst rüber und überprüfe es. Miß unter dem Arm oder rektal – sie ist bewußtlos. Was auch immer du tust, sie darf nicht noch kälter werden. Laß also alle Decken auf ihr. Wenn sich ihre Temperatur um weitere vier Grad senkt – na ja, du weißt so gut wie ich, was das heißt.«
    Gildoran wußte es. Er ging zu der jungen Navigatorin hin und beugte sich über sie. Als er sie berührte, fühlte sie sich kalt an wie eine Leiche, aber der Monitor, der auf ihrem Brustkorb befestigt war, zeigte noch eine schwache Herztätigkeit. Ihre Körpertemperatur lag inzwischen bei 34,78 Grad und senkte sich weiter.
    »Solange sie noch schlucken konnten, habe ich ihnen ständig heiße Getränke eingeflößt«, sagte Gilnosta. »Gilbeth kann nicht schlucken, aber vielleicht heißen Kaffee oder Milch mit einem Schlauch …« Wieder seufzte sie. »Raban ist noch bei Bewußtsein. Das darf er nicht verlieren. Doran, geh hin

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