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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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klar im Kopf, aber nicht mehr in der Lage, aufzustehen oder mehr als ein halbes Grav auszuhalten. Dann haben wir noch fünf Puhbären, die sich auf Deck vier verschanzt haben und die wir nicht erreichen können. Damit hätten wir tatsächlich die gesamte Besatzung der Samtfalter. Rae, du bist als Offizier die Dienstälteste hier. Da der Kapitän tot ist …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Gildorric ist älter als ich, ein paar Jahre.«
    »Sind sie alle tot?« fragte Gilramie mit zitternder Stimme. »Wirklich alle? «
    Gilban holte tief Luft und seufzte. »Jeder, der auf Sturm gelandet ist. Gilnadir ist, technisch gesehen, noch am Leben, aber die anderen sieben haben wir verloren, und meiner Ansicht nach stehen die Chancen eins zu zwanzigtausend dagegen, daß er die Nacht übersteht. Er ist bewußtlos, und seine Körpertemperatur ist auf 31 Grad gefallen.«
    »Aber woran sind sie gestorben?« fragte Rae. »Wissen wir das wenigstens?«
    »Ich kann dir keinen Namen nennen, wenn du das hören willst«, sagte Gilban und verzog den Mund. »Es ist subvirul. Unsichtbar, nur unter dem Elektronenmikroskop auszumachen und selbst damit nicht sehr deutlich. Wir haben es aufgespürt, als die Nährkultur, auf der es hätte wachsen sollen, ihre normale Wärme verlor. Wir haben es selbstverständlich nicht berührt, sondern mit Sensoren gearbeitet, aber als wir auf der Außenseite der Reagenzgläser mit der Nährkultur Frostbildung beobachtet haben …«
    »Es mag also Kälte?«
    »Nein«, widersprach Gilban, »im Gegenteil. Es entzieht jeder organischen Substanz die Wärme. Offensichtlich hat es Sturm dort unten seine gesamte Wärme entzogen …« Er machte eine vage Handbewegung, die sich offensichtlich auf die unsichtbare Oberfläche des Planeten unter ihnen beziehen sollte. »Jedes organische Leben, bis hinunter zu den Bakterien und den Protozoen, fiel ihm zum Opfer – bis wir schön warm und lebendig angekommen sind. Es ist kalorotrop und wird von jeglicher organischen Wärme angezogen, die es auf irgendeine Art und Weise den Zellen entzieht, aber den genauen Mechanismus dieses Prozesses verstehe ich noch nicht.« Er fügte entschuldigend hinzu: »Ein ganzes Institut von Wissenschaftlern und Chirurgen, das sich nur mit dieser Aufgabe beschäftigt, würde zwei Jahre brauchen, um hinter so etwas wie das hier zu kommen, und ich bin nur ein Mensch – und ich habe dieses gottverdammte Ding vor drei Tagen zum erstenmal in Aktion erlebt!«
    »Keiner erwartet von dir, daß du mehr weißt, Ban«, beruhigte Gilrae ihn und sah sich hilflos um. »Ich bin nicht Kapitän. Ich verfüge über keine Autorität – und da jetzt Gilmarlo tot ist …«
    »Ich habe die Autorität«, sagte Gilban grimmig, »und ich beabsichtige, sie einzusetzen. Nach den Schiffsstatuten hat der höchste medizinische Offizier in einer extremen Notlage – und daß die jetzt eingetreten ist, wird wohl niemand abstreiten – die Autorität, selbst den Jahreskapitän zu übergehen. Ich warne euch davor, daß ich die volle Absicht habe, den Kapitän, wer auch immer dazu gewählt wird, jedesmal zu übergehen, wenn ich das aus Sicherheitsgründen für notwendig halte, bis wir diese kalte Todesfalle dort unten überwunden haben.«
    »Ich darf also davon ausgehen«, sagte Rae, »daß niemand von euch die Notwendigkeit in Frage stellt, Sturm als unerschließbar aufzugeben?«
    Gildorric sagte heftig: »Ich würde diesen Planeten nicht einmal mit einem Sensor berühren, der so lang ist wie eine halbe Galaxis!«
    Rae fragte: »Gilban, möchtest du die formale Autorität des Kapitäns haben? Ich glaube nicht, daß jemand etwas dagegen hätte, und es gibt einen Präzedenzfall dafür, den Kapitän im Notfall durch Mehrheitsbeschluß zu bestimmen. Das ist zwar nicht mehr vorgekommen, seit ich aus der Kinderstation heraus bin, aber es ist schon vorgekommen.«
    »Kosmos, nein!« schnaubte der Arzt. »Ich habe keine Ahnung von den Pflichten eines Kapitäns, und ich will es auch nicht wissen. Ein Jahr lang von meiner Aufgabe weg auf der Brücke festgenagelt zu sein, das ist das letzte, was ich will! Sucht euch zum Kapitän aus, wen ihr wollt – mir ist das gleich –, aber ich warne euch! Wenn es irgendeinen Grünschnabel erwischt, der keine Ahnung hat, was er tut, und wieder dort hinuntergehen will …« Er starrte Gildoran voller Abneigung an. Der junge Mann erinnerte sich an ihre zahlreichen Zusammenstöße auf Höllenwelt und zog den Kopf ein. Er hatte damals recht gehabt und

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