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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mußte.
    Bevor er sich jedoch auf den Weg machte, ging er noch einmal in die Kinderstation hinunter, suchte sich eine stille Ecke bei der Hängematte, setzte sich auf einen weichen Schemel und zog Gilmarina auf seinen Schoß.
    »Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Kleine«, sagte er. »Du mußt jetzt ein großes Mädchen sein, und du darfst nicht weinen, wenn du mich nicht mehr wiedersiehst. Ich muß weggehen. Ich werde zurückkommen, wenn ich kann. Ich verspreche dir, daß ich zu dir zurückkommen werde. Ich werde es auf jeden Fall versuchen. Ich muß aber mit Gilredic und Gilrannock dort hinab, um Brennstoff für den Konverter zu holen, und dort unten ist etwas sehr Gefährliches, das uns alle töten kann. Wenn ich nicht zurückkomme, mußt du immer daran denken, warum ich gegangen bin.« Er berührte ihren Augenwinkel. »Ich tue das nur, weil ich dich liebe, Gilmarina. Denk bitte nicht, ich gehe, weil ich dich nicht liebe. Ich gehe, denn wenn ich das nicht mache, dann sterben die Samtfalter und alle Leute in ihr, und ich liebe euch und möchte, daß ihr alle lebt.«
    Ihre großen braunen Augen starrten ihn an und füllten sich langsam mit Tränen. »Kann das nicht jemand anders machen, Doran? Warum mußt du das sein?«
    Die alte Frage. Warum ich? Er sagte: »Ich kann dir das nicht erklären, Kleine, aber die anderen Leute auf dem Schiff wollen auch nicht, daß sie es sind, und irgend jemand muß es ja sein. Nicht weinen«, sagte er noch, berührte noch einmal ihre seidenen Wimpern und strich ihr über das Haar. »Wenn alles gutgeht, siehst du mich vielleicht schon heute abend wieder. Dann komme ich her und verstaue dich in deiner Hängematte. Wenn ich aber nicht komme, dann mußt du daran denken, daß das daher kommt, weil ich dich liebe, und nicht, weil ich nicht kommen wollte. Es wird so sein, weil ich euch alle liebe.«
    Wenn wir nämlich alle drei ablehnen würden, dort hinunterzugehen, dann müßten auf der Samtfalter alle sterben. Auch in der Kinderstation. Die Alten im Außenbereich. Gilmerrit, die noch lange genug zu leben hat, um zu erfahren, was das Leben wert ist. Gilrae, weil ein Universum ohne Gilrae es nicht wert ist, darin zu leben. Gilmarina …
    Plötzlich und ohne einen Moment zu zögern wußte er, daß er gern sterben würde, wenn die Alternative dazu war, die Samtfalter, kalt und ohne Brennstoff, langsam sterben zu sehen, wenn die Alternative dazu war, Gilmarina dabei zuzusehen, wie sie litt und zugrunde ging. »Gib mir noch einen Kuß, Kleine«, sagte er und beugte sich herab, um seine Lippen gegen die blasse Wange zu drücken. Da war nun keine Spur von der rosa Haut mehr zu sehen; sie war blaß, ausgebleicht; eine Späherin, die auf die Samtfalter gehörte, die auf jeder Welt, die sie besuchte, als Fremde kenntlich sein würde. »Gib mir einen Kuß, aber sag nicht adieu. Ich komme zu dir zurück, wenn ich kann.«
    Sie schluckte schwer, weinte aber nicht. Sie sagte mit ruhiger Stimme: »Gute Nacht, Gildoran«, und er fragte sich, ob sie ihn verstanden hatte. Wie auch immer, er hatte sein Bestes getan. Nun würde sie nicht darunter leiden, daß er sie willentlich verlassen hatte. Vielleicht würde sie es behalten, daß er nicht wie die Puhbären ihr Vertrauen enttäuscht hatte.

 
5
     
    »Ich weiß nicht, was los ist«, sagte Gilrae. »Die Sprechgeräte sind alle wieder in Ordnung. Deck vier ist auch wieder offen. Wir können die Puhbären sehen. Ich weiß nicht, ob sie uns hören können, und sie haben nicht versucht, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Der Fahrstuhl geht immer noch nicht auf Deck vier auf. Irgend etwas ist los.«
    »Vielleicht kommen sie zurück, wenn sie wissen, was sich hier bei uns abspielt«, sagte Gilrushka. »Sie haben uns verlassen, weil sie es nicht ertragen konnten, einen von ihren Freunden zu verlieren. Wenn sie wissen, wie viele von uns gestorben sind …«
    »Der Teufel soll sie holen«, sagte Gilramie mit hartem Gesicht. »Ich werde ihnen nie mehr vertrauen; sie haben uns im Stich gelassen, als wir sie am nötigsten brauchten.«
    Gilrae seufzte. »Wir brauchen sie jetzt dringender, als wir sie damals gebraucht haben. Wie sollen wir jemals wieder Kinder aufziehen, wenn wir die Puhbären nicht haben?« Gildoran, der in dem Raum vor den Luftschleusen wartete, war es klar, daß sie nur das Unvermeidliche hinauszögerte. Er sagte sanft: »Wir sollten besser hinunterfliegen, während wir noch über der Tagseite sind, Rae«, und sie nickte. Ihr Gesicht war jetzt

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