Reise ohne Ende
doch gesagt«, beruhigte Gildoran das schluchzende Mädchen auf seinem Schoß. »Ich habe dir doch gesagt, ich würde zurückkommen, wenn ich kann, Marina, Liebling. Nicht weinen. Sei doch ein tapferes Mädchen und weine nicht. Jetzt ist es wieder gut.«
»Als du weggegangen bist, habe ich nicht geweint. Kein einziges Mal. Nicht wahr, Merrit? Jetzt weine ich nur, weil ich so froh bin, so glücklich, daß du auf dem scheußlichen Planeten da unten nicht umgekommen bist …« sagte sie und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.
Auch Merrit blinzelte und legte ihre gesunde Hand um ihn. »Ich war so sicher, daß ich dich nie wiedersehen würde …« sagte sie. Er zog sie eng an sich und an das Kind auf seinem Schoß. »Wir haben Glück gehabt«, sagte er nüchtern, »aber es ist noch nicht vorbei. Gilzand liegt im Sterben. Er hat die Maschinen berührt, mit denen wir auf Sturm gearbeitet haben, und offensichtlich hat ihn das Kalorotrop erwischt.«
»Es ist also kein lebender Träger notwendig? Auch mit Gestein oder Erde ist eine Ansteckung möglich?« fragte Gilmerrit und runzelte die Stirn. »Das bedeutet doch, daß organische Entseuchung wirkungslos ist. Mir kommt da eine Idee …« Sie stand hastig auf und ging zum Sprechgerät hinüber.
»Anlegebereich«, sagte sie eindringlich. »Wer ist im Anlegebereich? Kosmos, wahrscheinlich ist es zu spät. Das Landungsboot ist sauber, weil es auf seinem Rückflug hierher durch den Weltraum mit seiner Temperatur am absoluten Nullpunkt mußte, aber alles darin – was ihr mit der Außenseite eurer Raumanzüge berührt habt …« Sie unterbrach ihre Erklärung. »Hallo, Gilmack? Hör mir genau zu, hier spricht der biologische Offizier. Versiegelt den Anlegebereich. Niemand darf dort hinein, wenn er nicht einen Raumanzug trägt, und niemand soll das Landungsboot berühren. Wer hat die Raumanzüge weggepackt, die unten auf Sturm getragen worden sind?« Sie lauschte einen Augenblick. »Sag mal, ist er … oh nein! « Sie drehte sich wieder zu Doran um und schüttelte den Kopf. »Mack sagt, daß Gilrannock für die Raumanzüge verantwortlich war, und er hat sich gerade in der Krankenabteilung gemeldet und über ein Kältegefühl geklagt. Außerdem rauscht dort die Sprechanlage immer wieder stark …«
»Merrit, was meinst du damit?«
»Ich meine, daß dieses Ding nach meiner Ansicht überhaupt nicht organischer Natur ist«, sagte sie. »Ich gehe jetzt hinunter in das Labor und bringe Gilbans Kulturen in den Konverter, bevor jemand sie für tot hält und den Nährboden noch einmal verwenden will.« Sie schob Gildoran mit ihrer benutzbaren Hand zur Seite, als er versuchte, sie aufzuhalten. »Nein. Du hast dein Risiko auf dich genommen, und ich muß für die Samtfalter das Gleiche tun. Mein Leben ist nichts wert, aber deines ist es. Bleib hier bei den Kinder, Gildoran.«
»Du meinst damit, du weißt, wie das zu erklären ist …«
»Ja«, sagte Gilmerrit knapp. »Es nimmt Wärmeenergie auf und scheidet Statik aus. Jeder Organismus wandelt Energie um. Das Kalorotrop nimmt Energie in Form von Hitzewellen auf und scheidet Radiowellen aus. Unsere Schwierigkeiten mit dem Funkgerät haben im großen Versammlungssaal angefangen, als die acht, die sich damit infiziert hatten, dort waren. Sie haben sich im ganzen Schiff verbreitet, als die acht im Sterben lagen. Als sie tot waren, haben sie aufgehört, weil das Kalorotrop inaktiv wurde, nachdem es ihre gesamte organische Wärme aufgenommen hatte. Wir hatten nur Glück, daß wir die Körper so bald nach ihrem Tod in den Konverter gebracht haben. Sag mal, hattet ihr wieder Schwierigkeiten mit dem Sprechgerät, als Gilzand krank hochkam?«
Gildoran starrte Gilmerrit an; es wurde ihm klar, daß sie das Rätsel gelöst hatte. Er saß da mit Gilmarina auf dem Schoß und sah Merrit nach, als sie hinausging. Sie hatte darauf bestanden, selbst das Risiko auf sich zu nehmen, aber vielleicht hatte sie sie damit alle gerettet. War das eine besonders schlaue Art von Selbstmord? Würde sie es auf irgendeine Art und Weise schaffen, sich an den Kulturen anzustecken? Er mußte von der Voraussetzung ausgehen, daß sie die Gefahr nicht in die Samtfalter zurückbringen wollte. Nachdem sie sich über die Hintergründe der Ansteckung klargeworden war, war ihre erste Handlung schließlich die Versiegelung des Anlegebereichs und der Raumanzüge gewesen, die auf Sturm benutzt worden waren. Es handelte sich also nicht um kopflosen Selbstmord, der die anderen in
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