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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gefahr bringen würde, und wenn sie sich selbst, ihren Körper, anstecken würde, so würde das die gesamte Samtfalter in Gefahr bringen.
    »Sieh mal«, rief Gilmarina in wilder Aufregung und sah zu dem Sichtschirm, der plötzlich zum Leben erwacht war. »Es ist ein Puhbär! Puh! Puh! Wo bist du?«
    Das Gesicht des großen pelzigen Wesens füllte den Sichtschirm. Die Stimme, leicht und klar und geliebt, hob sich von einem Hintergrund statischen Rauschens ab. Sie erfüllte Gildoran mit einer schmerzhaften Sehnsucht, aber die Stimme des Puhbärs klang aggressiv.
    »Gildoran! Was ist da unten los? Was macht ihr? Wir haben euch zugehört, und wir wissen nicht Bescheid. Was macht ihr?«
    All der Zorn, den Gildoran auf die großen Wesen empfand, die sie geliebt hatten und die sie in der Stunde ihrer größten Not im Stich gelassen hatten, machte sich Luft.
    »Wir sterben – das machen wir«, sagte er bitter. »Acht von uns sind schon tot, zwei weitere liegen im Sterben, und der Rest von uns kann ihnen folgen. Nicht daß dies für euch viel bedeuten würde. Eine von euch ist gestorben, und da habt ihr uns ganz klar gesagt, daß wir es nicht wagen dürften, unseren Kummer mit eurem zu vergleichen. Zur Zeit haben wir selbst genug Kummer, um uns um euren zu kümmern. Bleibt ihr nur da oben auf Deck vier und suhlt euch in ihm bis zum Ende eures Lebens, bis wir hier alle tot sind. Dann habt ihr die Samtfalter für euch allein, und ihr könnt ein riesiges fliegendes Grab daraus machen, wenn ihr wollt!« Er hörte konsterniert auf zu sprechen, als er hörte, was er da sagte. Es war ungefragt aus einem Winkel tief in seinem Innern herausgesprudelt, in dem er seinen eigenen Kampf mit seiner Todesangst ausgefochten hatte. Der Puhbär sagte nichts, sondern starrte ihn nur an. Dann wurde der Schirm wieder leer, und das Gesicht des Puhbären war verschwunden.
     
    Das hat uns gerade noch gefehlt. Sie zu verärgern, wenn sie zum erstenmal seit zwei Jahren das leiseste Interesse darüber an den Tag legen, was mit uns geschieht. Ich hätte höflich sein müssen, sie vielleicht darum bitten sollen, zu uns zurückzukommen.
    Nein. Wir sind ohne sie ausgekommen, und wenn sie bei uns geblieben wären, dann wäre unsere Mannschaft nicht so unterbesetzt gewesen, und wir wären dieses schreckliche Risiko nicht eingegangen.
    Wir hätten Sturm ignorieren können, den Planeten links liegenlassen und nach einem besseren suchen können. Dann hätten wir höchstens zwei oder drei Leute riskiert, die hinuntergeflogen wären, um Brennstoff zu holen. Die Puhbären haben sich um uns keine Gedanken gemacht; warum sollten wir uns jetzt um sie Gedanken machen?
     
    Als er jedoch zu dem leeren Schirm hochsah, kamen ihm versöhnlichere Gedanken. Vielleicht war genau das die Schwierigkeit gewesen. Wir haben uns nie wirklich Gedanken um sie gemacht. Wir haben sie als gegeben hingenommen.
    Aus dem Sprechgerät ertönte leises statisches Rauschen, und Gildoran schüttelte sich. Wäre er nun jemals wieder in der Lage, statische Geräusche zu hören, ohne sich vor dem kalten Tod zu fürchten, der in so rasender Geschwindigkeit über sie hergefallen war?
    Gilmerrits Stimme kam aus dem kleinen Lautsprecher. »Doran, würdest du auf die Brücke kommen? Wir müssen möglicherweise etwas versuchen …«
    Er setzte Gilmarina ab.
    Gilrae hatte die Konferenz in dem kleineren Versammlungsraum einberufen, und als Gildoran sich umsah, erkannte er, warum. So viele Gesichter waren nicht mehr da. Bei der letzten Konferenz war die Rede davon gewesen, wie verzweifelt klein die Mannschaft war. Nun waren acht von denen tot, die dort versammelt gewesen waren und zu der erbärmlich kleinen Mannschaft der Samtfalter gehört hatten, und zwei weitere lagen mit einer Körpertemperatur fast tot im Kälteschlaf, die bis an die Schwelle des Todes abgesenkt worden war. Niemand sprach von ihrem verzweifelt gelähmten Zustand.
    Gilmerrit berichtete knapp, was ihrer Meinung nach geschehen war.
    »Wir haben die Außenseite des Landungsbootes entseucht, aber die war sauber – das Boot war durch Temperaturen am absoluten Nullpunkt geflogen und kam außen als Träger für das Kalorotrop nicht in Frage. Es hängte sich an die Maschinen, weil es die Wärme aufnahm, die in dem Gestein und den Maschinen durch den Abbau erzeugt worden ist. Die Maschinen sind also verseucht, aber kalt. Hier kann das Kalorotrop wahrscheinlich nicht übertragen werden, bis sie wieder angewärmt sind, aber wir können es nie

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