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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wußte es. Es war mir aber nicht klar, daß du es auch wußtest.«
    »Gilmarin ist hier umgekommen.«
     
    Und ich nenne es ein Zuhause!
     
    »Ich weiß«, sagte Rae leise. »Und ich bin hier geboren. Niemand außer Gilharrad wußte das, und er ist tot. Er hat seinen Finger verloren, als er mich – und drei andere – von hier geraubt hat, und ich habe die Vermutung, daß Gilmarin wegen der Erinnerung an diesen Überfall gestorben ist.« Sie zog ihr Reisecape eng um sich. »Das alles hier läßt es mir kalt den Rücken hinunterlaufen. Hast du etwas dagegen, wenn wir sofort zurück zur Samtfalter gehen?«

 
3
     
    Im Verlauf der nächsten Tage erkundete Gildoran mit Gilmarina die Welt und erfreute sich mit ihr an ihrem ersten Geschmack von direktem Sonnenlicht und Freiheit. Ramie und dann und wann Gilmerrit begleiteten sie manchmal auf diesen Ausflügen, und als er Familien sah, die sich in den grünen Parks von Laszlo erholten, kam ihm die Erkenntnis, daß eine Familie weniger eine biologische als eine funktionelle Einheit war. Er und Ramie waren in jeder Beziehung, auf die es ankam, Gilmarinas Eltern.
    Gilmerrit schreckte ein wenig davor zurück, sich auf dem Planeten zu zeigen. In dieser Zeit war eine Mißbildung wie ihre verkrüppelte Hand wirklich erstaunlich, und manchmal starrten die Leute sie an. Sie war in dieser Beziehung schrecklich empfindlich, was Gildoran ihr nicht verübeln konnte.
    Eines Abends sprach er das Thema in ihrem gemeinsamen Quartier auf der Samtfalter an. »Es gibt keinen Grund, warum du jetzt nicht jederzeit in einen Regenerationstank gehen könntest, Merrit. Hier gibt es ein ausgezeichnetes Regenerationszentrum, und wir werden mindestens ein Jahr lang hierbleiben und darauf warten, daß die Kinder größer werden. Außerdem würden wir dich sowieso nicht hierlassen.«
    »Ich weiß«, sagte Merrit. »Ich war vorgestern im Regenerationszentrum.«
    »Sollen wir das also bald veranlassen?«
    Merrit schüttelte den Kopf. »Noch nicht«, sagte sie. »Ich habe zu arbeiten. Ich möchte dort etwas Forschung betreiben.« Er sah sie erstaunt an. Sie sagte ernst: »Hast du etwas dagegen, Gildoran? Ich … erstens möchte ich nicht so lange von dir weg sein. Und außerdem … ich habe etwas Besonderes vor. Du mußt mir ehrlich sagen, ob dir das etwas ausmacht. Schämst du dich … mit … damit gesehen zu werden?« Sie hob die geschwärzte, nutzlose Klaue hoch.
    Gildoran zog sie an sich. »Liebling, so etwas darfst du nicht einmal denken. Ich würde dich auch lieben, wenn du überhaupt keine Hände hättest. Aber …« Er schüttelte in leichter Verwirrung den Kopf. »Das war doch so lange das einzige Ziel deiner Wünsche …«
    »Manchmal verschieben sich die Perspektiven bei Menschen«, sagte Merrit langsam. »Im Augenblick gibt es etwas, das ich für wichtiger halte. Hast du etwas dagegen, Doran?«
    Er schloß sie fest in die Arme und sagte: »Du mußt das tun, was du für das beste hältst, Liebling.« Hier auf dieser unbekannten Welt, auf der alles frisch und unverbraucht wirkte und sich die Umwelt ihnen realer als in ihrer geschlossenen Welt zwischen den Sternen darstellte, wurde ihm wieder deutlich bewußt, wie teuer sie ihm war, wie gern er sie hatte und wie sehr sie ihm fehlen würde, wenn sie so lange von ihm weg war. Er verspürte eine fast egoistische Freude bei der Nachricht, daß sie sich nicht zu trennen brauchten. Auf der andern Seite fragte er sich aber auch, was das für eine Angelegenheit war, die ihr so wichtig erschien, daß sie dafür die Regeneration ihrer verstümmelten Hand weiter hinausschob. Sie machte keinen Ansatz, es ihm zu erzählen, und er fragte sie nicht.
    Er sah, wie sie technologische und medizinische Zeitschriften wälzte; darüber hinaus verbrachte sie viel Zeit im Regenerationszentrum, aber er wußte nicht, warum sie das tat. Sie hatte schon immer viel Zeit für Lektüre und intensive Beschäftigung mit ihren ausgewählten Spezialgebieten verwendet – er vermutete, daß sie im Lauf der Zeit von der Biologie zur Medizin überwechseln würde –, aber bis sie hier gelandet waren, hatte er irgendwie immer das Gefühl gehabt, daß ihr übermäßiges Interesse an der Regenerationstechnik zumindest zum Teil eine Methode gewesen war, ihm Schuldgefühle für die Verzögerung bei der Rettung ihrer Hand einzuflößen. Nun wußte er, daß das nicht der Fall war – was aber konnte sonst dahinterstecken?
    Einmal hatte er sie fast scherzhaft gefragt: »Ich habe den

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