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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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damit es für den nächsten zur Verfügung stand, aber soweit waren die Kleinen noch nicht. Noch schlimmer als das Durcheinander war das Essen. Die Rationen in der Kinderstation waren sicherlich ganz genauso nahrhaft wie das Essen in irgendeinem anderen Teil des Schiffs, vielleicht sogar nahrhafter, aber die fade Kost hatte er satt – und das Personal aß das gleiche Essen wie die Kinder. Er fragte sich, wie die Puhbären das aushalten konnten.
    Oder vielleicht war es so, daß sie auf der Welt, von der sie kamen – welche auch immer es sein mochte – ebenfalls fades Essen aßen. Er wußte es eigentlich nicht wirklich. Die Puhbären und die Späher teilten sich schon seit undenkbaren Zeiten die Schiffe, aber er hatte im Grunde keine Ahnung, von welcher Welt sie wirklich kamen, und auch sonst wußte niemand etwas darüber, abgesehen vielleicht von ein paar Spezialisten in der Geschichte der Späher.
    Einer war gerade am anderen Ende der Station damit beschäftigt, die Vierjährigen mit leiser Stimme dazu anzuhalten, ihre bunten Wachsmalstifte wieder wegzuräumen, während ein anderer die Blätter mit den bunten Farbflecken an die Wand hing. Einer von den Kleinen hatte seinen Malkasten umgeworfen, und der Puhbär erzählte ihm eine Geschichte, während er mit geschickten Fingern jede Farbe in die richtige Aussparung im Kasten einordnete.
    »… und da sagte der Kapitän: ‚Aber wie kann das ein richtiger Planet sein, wenn er keine Polkappen hat?’ Der Wissenschaftler aber sagte ihm: ‚Planeten müssen keine Polkappen haben …’«
    »Es ist wohl ein wenig langweilig für dich hier unten, nicht wahr?« sagte ein anderer Puhbär, streckte die Hand aus und wühlte Gildoran liebevoll im Haar herum. Er erinnerte sich daran, daß er das schon getan hatte, als er als Vierjähriger den Malkasten eingeräumt hatte. »Also, ich kann es dir nicht verübeln, Doran. Wahrscheinlich sucht ein großer Mann wie du das Abenteuer. Wer weiß, wenn du auf der Brücke wärst, würdest du vielleicht eine neue Welt für uns entdecken.« Seine sanfte Stimme war auf eine humorvolle Art herablassend.
    »Abenteuer?« Er lachte. »Dafür stehen die Chancen schlecht. Wir haben in den letzten Sonnensystemen keinen Planeten gefunden, der etwas wert war – warum sollte das hier anders sein?«
    »Aber es ist Zeit dafür, nicht?« wollte einer von den Vierjährigen wissen und zerrte an Gildorans Hand. »Jedes Sonnensystem, durch das wir kommen, das keinen passenden Planeten hat – heißt das nicht, die Möglichkeit wird größer, daß das nächste einen hat? Als Gilmarti hier unten war und uns von Wahrscheinlichkeitsrechnung erzählt hat« – er verhaspelte sich ein wenig bei dem Wort –, »da hat sie so was gesagt …«
    »Nein, Giljodek«, sagte Gildoran und kauerte sich auf den Boden, so daß er mit dem Kind auf gleicher Höhe war. »Die Wahrscheinlichkeitsrechnung« – er sprach es langsam und sorgfältig aus, damit das Kind ihn in der Sprache imitieren konnte –, »geht so nicht. Hier, nimm das mal …« Er nahm einen zwanzigseitigen Würfel von dem Gestell. »Wirf damit zwanzigmal. Muß da eine – äh, sagen wir mal eine Sieben – bei den zwanzig Versuchen dabei sein?«
    Das Kind nahm den Würfel und warf, während Gildoran laut mitzählte. »Siebzehn, achtzehn, neunzehn, zwanzig. Siehst du? Eine Zahl kann zwei- oder dreimal kommen, aber es braucht nicht jede Zahl einmal zu kommen. Wenn du jetzt Hunderte von Malen würfeln würdest, müßte im Verlauf dieser Zeit jede Zahl gleich oft auftauchen, aber jedesmal, wenn du würfelst, ist die Möglichkeit gleich groß, daß eine von den zwanzig Zahlen kommt. Verstehst du das?«
    »Ich glaube schon«, sagte Giljodek und runzelte die Stirn. Er war schon vom Raum gebleicht und so blaß wie Gildoran. Die Babys, die auf dem Boden herumkrochen, waren noch rosa oder rot und hatten rotes oder schwarzes Haar.
    »Du siehst also, Kleiner, daß die Wahrscheinlichkeitsrechnung nur mit großen, großen Zahlen funktioniert. Wir wissen, daß unter hundert Sonnensystemen wahrscheinlich fünfzehn oder zwanzig dabei sind, die mindestens einen Planeten haben, auf dem Menschen leben können, aber wir wissen nicht, welche fünfzehn oder zwanzig das sind, und von den fünfzehn oder zwanzig sind einige aus anderen Gründen nicht richtig für uns: entweder schon von intelligenten Wesen bewohnt oder zu kalt für die meisten Rassen oder zu warm für die meisten Rassen oder mit ein ganz klein wenig zuviel Sauerstoff,

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