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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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versiegelt. Gilroth, der als letzter hereingekommen war, holte Gildoran im Gang ein. »Na, Junge, jetzt geht es wieder los, was? Tut es dir leid, daß du weggehst?«
     
    Seine Liebe. Sein ältester Freund. Sein neuester Freund, der einzige, der je verstanden hatte … Der letzte seiner Jugend.
     
    »Ob es mir leid tut wegzugehen? Um Gottes willen, nein«, sagte Gildoran. »Planeten sind zum Weggehen da.«
     
     
    Das Versteckte, geh und such’ es,
    Das Verlor’ne in der Ferne,
    Dir wird es sich offenbaren. Geh!
    Kipling

 
Zweiter Teil Eine Zeit zum Trauern

 
    Ein Wandrer, der die alten Länder kennt,
    Sprach so: Ein riesig Beingestümpf aus Stein
    Steht in der Wüste. Nah bei, abgetrennt,
    Sinkt ein zertrümmert Haupt im Sande ein.
    Die schmalen Lippen kalter Herrscherlaune’
    Verraten, was der Bildner hat gewußt.
    Er schlug’s in Stein, daß Späteren kam das Graun
    Vor solcher Schroffheit, so entmenschter Brust.
     
    Der Sockel hebt den Prunk der Inschrift auf:
    »Ich, Ozymandias, aller Helden Held,
    Künd euch mein Tun! Ihr Mächtigen, erbebt!«
    Nichts bleibt von ihm. Rund um den Trümmerhauf,
    Den ungeheuren, dehnt die sandige Welt
    Der Wüste sich, flach, endlos, unbelebt.
    Shelley
     

 
1
     
    »Jedes Jahr scheint schneller herumzugehen«, sagte eine Stimme hinter Gildoran. »Ich kann es einfach nicht glauben, daß schon wieder Wechseltag ist.«
    »Wie meinst du das, schon wieder ? « Gildoran hob nicht den Kopf von dem bunten Tuch, auf dem er mißmutig ein kleines Sortiment von Schälchen und Löffeln ausbreitete. »Dieses Jahr ist das längste, an das ich mich erinnern kann! Ich habe die Tage gezählt – nein, die Stunden!«
    Hinter ihm lachte Gilrae leise. »Der Dienst in der Kinderstation macht dir wohl nicht besonders viel Spaß, Gildoran, oder?«
    Er wollte gerade »überhaupt nicht« sagen, zögerte aber dann und sah zu den vier kleinen Hängematten an der Wand und zu den beiden leeren Haken hinüber. Er hatte keinen Kloß mehr in der Kehle, wenn er zu der Stelle sah, wo sie gewesen waren, aber er empfand noch immer eine allgemeine Traurigkeit. Er war froh darüber, daß sie den beiden Kindern, die nach der DNS-Operation gestorben waren, noch keinen Namen gegeben hatten. Er hätte diese Namen, genau wie das bei Gilmarin der Fall war, nie ohne Trauer aussprechen können. Er sah zu den Kleinen hinüber, die auf dem Boden der Station herumkrochen und sich um einen der Puhbären drängten, zu den drei Vierjährigen, die um ihren niedrigen Tisch geschart waren und eifrig malten.
    »Das würde ich nicht sagen«, meinte er zögernd, »aber einsam ist es hier unten. Ich bin froh, wenn ich wieder zu der Schiffsroutine zurückkomme und wichtige Arbeit mache.«
    Gilrae schüttelte den Kopf. »Das hier ist die wichtigste Arbeit, die es gibt, Doran. Diese Kinder – die Babys – werden dich ihr ganzes Leben lang als die perfekte Person, ais ihr zentrales Vorbild im Kopf behalten.«
    »Die armen Kinder«, sagte er und lachte.
    »Nein, das meine ich ernst. Das ist ein Grund dafür, daß wir eine besondere Stelle für die Kinderstation eingerichtet haben und daß hier unten so oft Leute helfen. Wer aber hier in der Kinderstation Dienst hat, wenn eine neue Lieferung Babys kommt, das ist derjenige – oder diejenige, manchmal ist es ja auch eine Frau –, den sie alle als das perfekte Modell des Erwachsenen internalisieren.«
    »Jetzt hör aber mal zu«, spottete er. »Dazu sind sie doch sicher zu jung! Sogar sprechen können erst ein oder zwei, und wenn ich eines über Kinderpsychologie gelernt habe, dann dieses eine, daß das Denken der Spracherwerbung folgt und nicht umgekehrt.«
    Gilrae schüttelte den Kopf. »Stimmt nicht. Die fangen mit dem Spracherwerb mindestens sechs Monate früher an, bevor sie ein einziges Wort sagen. Das ist auch der Grund, warum wir sie nicht den Puhbären überlassen, denn sonst würden sie als Puhbären mit menschlichen Körpern aufwachsen. Wenn sie zu Menschen heranwachsen sollen, dann müssen sie engen Kontakt und direkte Beziehungen zu Menschen haben, und anscheinend brauchen sie eine Eins-zu-Eins-Beziehung. Wenn man sie zu lange sich selbst überläßt, dann bekommen sie für sich nur die Wertvorstellungen der Gruppe und keine erwachsenen Wertvorstellungen mit. Wir müssen sie mit den Wertvorstellungen der Erwachsenen erziehen, weil sie sonst ihren richtigen Platz in dem Beziehungsnetz der Mannschaft nicht finden.« Sie sah auf die Uhr und sagte: »Ich muß nach oben zu

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