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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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noch weiter: »Sieh zu, daß du an Bord kommst – sag Rae und den anderen, daß es dir gutgeht, und vergiß auch nicht, dich in der Kinderstation zurückzumelden!«
    »Einen Augenblick noch. Merrik hier hat mir bei der Flucht geholfen – ohne ihn wäre ich nie hierhergekommen. Ich habe ihm einen kurzen Blick in das Schiff versprochen.«
    »In Ordnung, aber mach schnell, und melde dich trotzdem auf der Brücke«, sagte Roth. »Dein Freund muß in zehn Minuten wieder draußen sein – sie ziehen die Leiter ein.«
    Gildoran führte Merrik die Leiter hoch. Er schüttelte seinen Kopf, der ihm noch immer weh tat, und Merrik, der sein Gesicht beobachtet hatte, sagte: »Du auch?« Nach einer Minute fuhr er fort: »Manchmal, wenn ich einen langen Sprung mache, sieht es für mich so aus, als wäre das, was ich sehe – hinter meinen Augen – so ähnlich wie das, was ich im Weltraum sehen würde. Ist das vielleicht möglich, daß dies wirklich der Fall ist und daß ich irgendwie durch den Raum fliege, ohne es zu merken?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin mir über die Bedeutung von Zeit und Raum nicht mehr im klaren«, sagte Gildoran ehrlich. Er drückte seine Identitätsscheibe gegen die Platte. Die angenehme Stimme des Computers sagte: »Du meldest dich sehr spät zurück, Gildoran. Bitte melde dich sofort bei Rae in der Kinderstation. Man hat mich darum gebeten, dich zu informieren, daß Gilramie schon auf der Brücke ihre Position eingenommen hat. Außerdem soll ich dich daran erinnern, daß dem Fremden bei dir noch genau neun Minuten und achtzehn Sekunden bleiben, bis das Schiff versiegelt wird.«
    Gildoran sagte: »Ich zeige dir schnell die Brücke.« Er stand still, während der Lift sie nach oben trug und seine Türen aufglitten. Er blieb still, während Merrik mit sehnsüchtigen Augen die verwirrenden Kontrollen und Instrumente und die geschäftigen Gestalten der Späher ansah, die Dingen nachgingen, deren Bedeutung ihm verschlossen blieb. Schließlich berührte Gildoran seine Schulter, zog ihn weg und führte ihn wortlos wieder zu der Leiter.
    Wieder ein Abschied. Für immer.
    Er legte beide Hände auf Merriks Schultern und fühlte sich zerrissen und verloren und verzweifelt.
    »Gildoran«, sagte Merrik plötzlich, »nimm mich mit. Als Besatzung. Ich mache alles.«
    Tief gerührt schüttelte Gildoran den Kopf. Über ihnen wölbte sich der dunkle Himmel, und die grobe neue Stadt zeigte tausend grelle Lichter, aber dahinter leuchteten tausend grelle Sterne.
    »Ich wünschte, ich könnte dir diesen Wunsch erfüllen, aber du würdest sterben im Raum, Merrik. Damit mußt du als Baby beginnen. Nicht älter als ein Jahr darfst du sein. Man muß auf den Schiffen, wie wir sie jetzt benutzen, aufwachsen. Du würdest keinen Monat leben, und das ist ein schrecklicher Tod.«
    In Merriks dunklem Gesicht arbeitete es, aber er sagte nichts. Er setzte nur einen Fuß auf die oberste Sprosse der Leiter, drehte sich einen kurzen Augenblick um und sagte: »Gildoran. Wenn du deine nächste Welt erreicht hast … komm wieder zurück. Du kennst meine Welt. Ich weiß, daß es lange dauern wird, aber ich vergesse es nicht. Ich schwör dir, ich vergesse es nicht.«
    Gildoran sagte heiser: »Nein, Merrik. Nein, mein Freund. Du vergißt es vielleicht nicht, aber du würdest mich hassen. Du wärst ein alter Mann, und ich wäre noch jung, noch genauso alt, wie wir es jetzt sind. Adieu, Merrik.« Als Merrik ihm beide Hände schüttelte, blinzelte er Tränen zurück. Dann ließ er ihn hilflos gehen. Er sah nicht hinter ihm her, als er durch den roten Schlamm am Fuß der Leiter stolperte, sondern drehte sich um, ging hinein und fuhr wie betäubt zur Brücke hoch.
    Das ist die Folge dieses langen Sprungs, dachte er und umklammerte seinen Kopf, der ihm zu zerspringen drohte, aber er wußte, daß es mehr als das war.
    Das Tempo auf der Samtfalter wurde nun schneller. Alarmglocken schrillten, Mannschaftsmitglieder – seine Brüder und Freunde, seine einzige Welt – hasteten zu ihren Stationen, und die sanfte Stimme des Computers übermittelte hierhin und dorthin Befehle. Gildoran wandte sich der Kinderstation zu und hatte schon Angst davor, wie Rae ihn umarmen und wegen seiner Rückkehr in angsterfüllter Freude um ihn weinen würde, aber auf der anderen Seite sehnte er sich auch nach dem Trost, den ihm das brachte. Eines Tages würde er ihr die ganze Geschichte erzählen, aber jetzt nicht, noch nicht für eine lange, lange Zeit …
    Das Schiff war

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