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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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oder es muß zuviel daran gearbeitet werden – und so weiter. Und jedesmal, wenn wir in ein neues Sonnensystem kommen, geht es uns wie dir, wenn du würfelst: Du kannst nie absolut sicher sein, daß die Sieben kommen wird, auch dann nicht, wenn du schon neunmal gewürfelt hast, und die Sieben war immer noch nicht da. Du kannst eben jedesmal jede von den zwanzig Zahlen bekommen. Unser nächstes Sonnensystem kann einen guten Planeten haben, genau wie die letzten sechs oder sieben einen gehabt haben könnten. Die Tatsache aber, daß wir nun seit sieben Sonnensystemen keinen gefunden haben, macht es nicht wahrscheinlicher, daß wir dieses Mal einen finden. Wir könnten in drei Sonnensystemen hintereinander drei gute Planeten finden, aber wir könnten genausogut bei fünfzehn oder zwanzig oder achtzig Systemen hintereinander Pech haben. Das ist wie bei deinem Dominospiel, wenn du blanke Steine ziehst, nur mit dem einen Unterschied, daß beim Dominospiel die blanken Steine mal ausgehen. Im Kosmos werden die Sonnensysteme ohne gute Planeten nie ausgehen.« Giljodek hatte seine Augen weit aufgerissen. »Dann haben wir vielleicht Glück, wenn wir jemals gute Planeten finden, nicht wahr, Doran?«
    Gildoran lächelte. »Da kannst du recht haben«, sagte er, streckte seine langen Beine und hob das Kind mit hoch. »Komm, setz dich an den Tisch, der Puhbär hat dein Essen fertig.«
    Der kleine Junge, der die Wachsmalstifte einräumte, runzelte die Stirn und sagte: »Ich will die Geschichte von dem Kapitän und dem guten Planeten weiterhören!«
    Der Puhbär erzählte weiter. »Der Kapitän sagte: ‚Wie kann das ein richtiger Planet sein, wenn er keine Rostflecken von Eisen hat?’ Da sagte der Wissenschaftler …«
    »Essen!« Es war ein schriller Schrei. »Die Geschichte nachher! « Der Puhbär wurde von einem heftigen Zug an seinem langen schwarzen Haar nach hinten gerissen.
    Gildoran war mit ein paar schnellen Schritten neben ihm. »Nein!« sagte er scharf. »Das macht man nicht, Kleine!« Er bewahrte jedoch nur mit Anstrengung ein ernstes Gesicht. Es handelte sich um seinen besonderen Liebling unter den Kindern, das kleine Mädchen mit dem runden Gesicht, der goldenen Haut und den schrägen, dunklen Augen. Sie war stupsnäsig und aggressiv. »Sag ‚Tut mir leid’ zu Puh!«
    Das Mädchen schmollte. »Will Essen! Nicht Geschichte!« Gildoran hielt sie fest im Arm. »Puh kann jedem eine Geschichte erzählen, wenn er will. Du brauchst ja nicht zuzuhören. Sag ‚Tut mir leid’ und setz dich sofort an den Tisch.«
    Sie war beleidigt und trat nach ihm. »Mach ich nicht!«
    »Dann«, sagte Gildoran und richtete sich mit dem Kind in seinen starken Händen wieder auf, »geht’s sofort in die Hängematte. Freche kleine Mädchen bekommen kein Essen.« Sie wehrte sich und trat auf dem ganzen Weg zu der Hängematte nach ihm, aber er lachte und hielt sie am ausgestreckten Arm, so daß sie weder sich noch ihn verletzen konnte. Er legte sie in die Hängematte und begann, die Haltegurte um den zappelnden kleinen Körper zu befestigen. »Essen!« brüllte sie, aber auch sie lachte dabei. »Ich will Essen!«
    »Dann sag ‚Tut mir leid’ zu Puh, weil du ihn am Haar gezogen hast, du freches Mädchen.« Er hatte solche Auseinandersetzungen mit dem kleinen dunkelhaarigen Mädchen oft. Von den Babys war sie die größte und aggressivste, und sie hatte die am deutlichsten ausgeprägte Persönlichkeit. Bis er für den Dienst in der Kinderstation eingeteilt worden war, hatte er gedacht, daß alle kleinen Kinder gleich wären: Sie alle aßen und schliefen, und große Unterschiede gab es da nicht. Nun fing es an, ihm klarzuwerden, daß sie schon nach einem oder zwei Monaten sich deutlich zu individuellen Persönlichkeiten entwickelten. Das eine war ruhig, das andere laut, das eine aggressiv, das andere weniger. Das hier war ein wildes kleines Wesen, aber sehr schnell und intelligent. Sie sprach schon fast in Sätzen, während die meisten anderen nur ein Wort sprechen konnten.
    Sie entspannte sich in seinen Armen und sah mit einem listigen Lächeln zu ihm hoch. »Zu dir ‚Tut mir leid’ sagen«, schlug sie vor, und er lachte wieder.
    »Spielt sich nichts ab. Komm, sei ein liebes Mädchen und laß dich anschnallen.«
    »Kein liebes kleines Mädchen«, brüllte sie und trat wieder nach ihm, als er den ersten Gurt festmachte, gab aber dann nach. »Böses kleines Mädchen sagt ‚Tut mir leid’«, flüsterte sie und blinzelte mit ihren langen

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