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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Leute heruntersehen konnten, die Material und Vorräte in die unteren Luken einluden. Kleine Buden, Freizeiteinheiten, alles wurde abgerissen und mit gigantischen Kränen und Maschinen weggekarrt. Die Leiter selbst würde schließlich auch verschwinden.
    Gildoran kletterte neben dem Mädchen die Leiter hoch und stieg in die vertrauten blaß vergoldeten, kühl beleuchteten Gänge des unteren Bereichs ein. Sie traten in einen Gravitationsschacht und schwebten zum Wohnbereich hoch.
    Raban, der allein mit irgend etwas beschäftigt war, stieg unter ihnen aus; die beiden Jüngeren merkten eigentlich nichts davon. Er war älter und hatte, zumindest technisch gesehen, eine gewisse Autorität über sie, so daß sie sich freier fühlten, wenn er nicht da war. Sie unterhielten sich jedoch nicht.
    Gildoran war in herzzerreißenden bedauernden Erinnerungen versunken, und auch das Mädchen sagte nichts.

    Ich möchte gerne wissen, ob jeder etwas hat, wovon er den Abschied nicht ertragen kann, aber doch weiß, daß er sein muß.

    Ramie hatte Freunde hier – sie hat von ihnen gesprochen, und möglicherweise hat sie auch Liebhaber gehabt.
    Ist es immer so? Für jeden?
    Davon spricht nie jemand, aber so muß es sein.

    Auf der vierten Ebene blieben sie vor einem Schaltbrett mit einer Uhr darin stehen, drückten ihre Identitätsscheiben dagegen und beobachteten die Muster – unverkennbar wie Fingerabdrücke – auf dem Sichtschirm. Eine angenehme Stimme kam aus der Konsole:
    „Du wirst auf der Brückenebene gebraucht, Ramie. Gildoran, würdest du dich bitte auf der Kinderstation melden.“
    „Heute abend Dienst? Dann müssen wir wohl doch früher abheben, als ich gedacht habe“, meinte Gildoran dazu, und Ramie kicherte. „Sie müssen das Ding neu programmiert haben. Früher hat es nicht so schön bitte gesagt. Rushka hat wohl eine neue Psycho-Einweisung bekommen.“ Sie trat in einen Aufzug, und Gildoran nahm ein Transportband in der entgegengesetzten Richtung. Verdammt, war er jetzt für Dienst in der Kinderstation vorgesehen? Der Gedanke paßte ihm nicht sehr. Eigentlich mochte er Kinder ganz gern, und die Kleinen, die da groß wurden, hielten in den langen Perioden zwischen den Sternen die Langeweile vom Schiff fern; trotzdem hatte er sie lieber, wenn sie erst einmal stubenrein waren und sprechen konnten!
    Auf der anderen Seite kam er wohl wie alle anderen einmal an die Reihe. Er verspürte den leisen atavistischen Wunsch, sie würden das den Frauen überlassen – sie sollten zumindest biologisch gesehen einen Instinkt dafür haben –, aber es war ihm klar, daß eine solche Vorstellung lächerlich war, und ganz besonders an Bord.
    Die Kinderstation lag auf der Ebene des Schiffs, die die stärkste Gravitation hatte, wenn sie im Raum waren. Außerdem bot sie optimale Bedingungen, was Beleuchtung, Luft, Dekoration und Versorgung anbetraf. Gildoran blieb einen Augenblick lang vor dem durchsichtigen Glas stehen, bevor er hineinging, und sah einer kleinen Gruppe von drei Kindern –
    eines von neun Jahren und zwei von fünf Jahren – zu, die auf dem Boden saßen, ihr Abendessen verzehrten und gespannt der Geschichte lauschten, die ihnen von einem der riesigen, struppigen braunen Humanoiden erzählt wurde, die aus einem Grund, den niemand auf dem Schiff kannte, den Namen Puhbären trugen. Eines der großen Wesen sah Gildoran durch die Wand hindurch. Er gab den Kindern durch ein Zeichen zu verstehen, sie sollten weiteressen, und kam trotz der zusätzlichen Sauerstoffrationen in der Kinderstation schwerfällig und keuchend zur Tür gewatschelt. Wenn das Schiff im Raum war und niedrigere Gravitation darin herrschte, waren sie gelenkig und sehr beweglich, aber auf einem Planeten waren sie schwerfällig und schleppten sich nur langsam umher.
    Der Puhbär sagte in seiner süßen, silbernen Stimme: „Gildoran, Rae braucht dich in der Verwaltung der Kinderstation.
    Könntest du direkt dorthin zurückkehren und die Kinder nicht stören?“
    „In Ordnung. Vielen Dank, Puh“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. Wahrscheinlich war es so etwas wie ein ererbtes Gedächtnis oder etwas Ähnliches, aber die Puhbären waren für alle das perfekte Mutterbild. Vielleicht, dachte er, hat sich das auch nur eingeprägt; sie sind schließlich die ersten Mütter, die jeder Späher zu Gesicht bekommt. Sie waren die einzige Rasse, die vom Weltraum nicht gebleicht wurde, und ihr langhaariges, dunkles Fell blieb unberührt und hartnäckig

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