Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
alles, was es auf irgendeiner Welt gab, die schon einen Transmitter besaß.
    Trotzdem mußten noch neue Welten gefunden werden.
    Und die Späher fanden sie. Allein die Späher flogen noch mit der Geschwindigkeit des Einstein-Antriebs zwischen den Sternen, der für sie die Zeit veränderte, damit sie auf den Planeten die Transmitter für die endlose Expansion der Menschheit nach außen aufstellen konnten.

    Und weil wir früher Kinder rauben mußten, hassen sie uns. Wir müssen sie stehlen, um sie betteln oder sie kaufen. Und wenn sie mit uns gehen, sind sie für immer weg. FÜR IMMER.

    Auf der Brückenebene trat er aus dem Fahrstuhl.
    Auf der Brücke waren sechs Mannschaftsmitglieder mit den Computern beschäftigt. Gildoran überbrachte seine Botschaft, und der Jahreskapitän, Gilharrad (der so alt war, daß selbst Gildoran sich nicht vorstellen konnte, wie viele Jahre Planetenzeit das wären), entließ Ramie, damit sie ihn begleiten konnte. Seine Augen, zwischen Falten fast verschwunden, reichten in unendliche Erinnerungen zurück.
    „Als ich so alt wie du war, wäre ich bei einer Raubexpedition nach Kindern einmal fast umgebracht worden“, sagte er und streckte eine vertrocknete Hand aus, die leicht zitterte. „Schau mal, den Finger hier habe ich durch einen Messerstich verloren, und das ist nach Planetenzeit so lange her, daß sie damals noch nicht einmal die Regeneration kannten, mit deren Hilfe ich mir einen neuen hätte wachsen lassen können. Bei dem Unternehmen haben wir neunzehn Babys erwischt und sind über drei Welten hergefallen. Das war natürlich ganz früher, als von zehn acht beim ersten Start gestorben sind, und von dreißig hat nur eines länger als einen Monat lang gelebt.
    Wir haben ihnen damals noch nicht einmal einen Namen gegeben, bevor wir nicht wußten, ob sie es schaffen oder nicht.
    Die Leute aber, die haben sich nicht sehr geändert. Auf den meisten Welten bringen sie uns immer noch gern um, wenn wir sie um ihre Kinder bitten. Sogar wenn es um die überflüssigen Kinder geht, die sie nicht haben wollen. Auf den meisten Welten sind wir nur noch eine Legende, aber eine Legende, die sie hassen.“ Er verstummte, und seine alten Augen glitten wieder in die Ferne. Gildoran verspürte einen obskuren Drang, den alten Mann zu trösten und sagte: „Dieses Mal haben wir es mit lizenzierten Brutstationen zu tun. Wir können einfach einkaufen, was wir brauchen, und zwar von Leuten, die das Recht haben zu verkaufen.“
    Harrad sagte mit dumpfer Bitterkeit: „Auch Sklaverei. Wart’s nur ab. Auf der einen Welt sind sie vielleicht gerade in einer aufgeklärten Periode – oder einer zynischen. Wenn du bei der nächsten Landung wieder hinkommst – nach sechzig, achtzig Jahren Planetenzeit –, da mache ich jede Wette, daß sie Kein Verkauf an Späher auf ihre Lizenz gedruckt haben.“ Er machte eine schwache Bewegung zur Tür. „Macht euch besser auf den Weg, ihr zwei, ihr braucht wahrscheinlich eine lange Zeit, und wir starten um Mitternacht.“
    Gildoran und Gilramie traten am oberen Punkt der Leiter aus dem Schiff. Sie waren nun mit Vielzweck-Reiseumhängen bekleidet. Es war von Welt zu Welt sehr verschieden, was an Kleidung als schicklich galt, so daß jeder Typ, wie immer er auch psychisch geprägt war, eine Welt finden konnte, die ihn zufriedenstellte. Auf manchen Planeten war Nacktheit üblich, und Kleider betrachtete man als leicht beleidigend, als hätte man etwas zu verbergen; auf anderen Planeten war man der Ansicht, daß zuviel entblößte Haut den Sexualtrieb abstumpfen und das Vergnügen zerstören würde und daß Bekleidung während der Alltagsbeschäftigungen die Enthüllung in intimeren Situationen interessanter machte. Die Reiseumhänge aber akzeptierte man überall als Zeichen dessen, daß die Träger nur auf der Durchreise waren und nicht vorsätzlich lokale Gebräuche verletzten.
    Während sie zu den hohen, düsteren Pfeilern der Transmitterstation gingen, sah Gildoran zu der Stadt im Rohbau hinüber. War Janni noch da? Es machte ihm jetzt nichts mehr aus; ihr Abschied war zu endgültig gewesen, um ihm noch Hoffnung auf ein Wiedersehen zu lassen. Ganz gleich, inzwischen konnte sie vierzehn Planeten weit weg oder am anderen Ende der Galaxis sein. Seit die Reisemöglichkeiten unbeschränkt und für jedermann verfügbar waren, konnte nur noch das Verlangen Liebende beieinanderhalten; und das hatte im Fall von Janni versagt. Gildoran kehrte der Stadt erbarmungslos den Rücken zu

Weitere Kostenlose Bücher