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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hoch liegende Krater.
    Man muß doch zugeben, daß Michel Ardan eine Idee hatte, wobei er, ohne es zu wissen, in dieser Hinsicht mit Julius Schmidt übereinstimmte.
    »Warum«, sagte er, »sollten diese unerklärlichen Wahrnehmungen nicht ganz einfach Erscheinungen der Vegetation sein?
    – Wie meinst Du das? fragte Barbicane lebhaft.
    – Ereifere Dich nicht, würdiger Präsident, erwiderte Ardan. Ist es nicht möglich, daß diese dunklen Linien, welche die Brustwehr bilden, regelmäßig geordnete Baumreihen wären?
    – Du hältst wohl recht fest an Deiner Vegetation? sagte Barbicane.
    – Ja wohl, versetzte lebhaft Michel Ardan, um das zu erklären, was Ihr Gelehrte nicht erklärt! Wenigstens böte meine Annahme den Vortheil, daß sie angiebt, weshalb diese Streifen zu regelmäßiger Zeit verschwinden oder zu verschwinden scheinen.
    – Und aus welchem Grunde?
    – Weil diese Bäume dann, wenn sie ihr Laub verlieren, nicht mehr sichtbar sind, und sichtbar, wenn sie wieder Blätter treiben.
     

    Die Sonne von dem Mondschirm verdeckt. (S. 126.)
     
    – Deine Erklärung ist sinnreich, lieber Kamerad, erwiderte Barbicane, aber sie ist nicht zulässig.
    – Weshalb?
    – Weil es auf der Oberfläche des Mondes, so zu sagen, keinen Wechsel der Jahreszeiten giebt, und folglich solche Vorgänge der Vegetation, wovon Du sprichst, dort nicht statthaben können.«
     

    Die Sternenwelt am Firmament. (S. 132.)
     
    Wirklich, da die Mondachse so wenig schief ist, so hält sich die Sonne fast gleichmäßig hoch unter jeder Breite. Ueber den Gegenden um den Aequator steht das strahlende Gestirn fast unveränderlich im Zenith, und in den Polarregionen verläßt es fast nicht die Grenze des Horizonts. Darum herrscht, in Gemäßheit jeder Region, beständiger Winter, Frühling, Sommer und Herbst, wie auf dem Planeten Jupiter, dessen Achse ebenfalls wenig zu seiner Bahn geneigt ist.
    Auf welchen Ursprung sind nun die Streifen zurückzuführen? Die Frage ist schwer zu lösen. Sie sind offenbar später, als die Krater und Circus entstanden, denn mehrere sind in diese eingedrungen, indem sie ihre Ringwälle durchbrachen. Es ist also möglich, daß sie zur Zeit der letzten geologischen Epochen nur durch die gewaltsam nach außen gerichtete Wirkung der Naturkräfte entstanden sind.
    Inzwischen war das Projectil über den vierzigsten Grad der Mondbreite gekommen, bis zu einer Entfernung, welche achthundert Kilometer nicht übersteigen mochte. Die Gegenstände erschienen auf dem Sehfeld des Fernrohrs, als seien sie nur zwei Lieues entfernt. Auf diesem Punkt, zu ihren Füßen, ragte der Helikon fünfhundertfünf Meter hoch, und links reihten sich die mäßigen Höhen, welche einen kleinen Theil des Regenmeeres unter der Benennung Regenbogen-Golf umschließen.
    Die Erdatmosphäre müßte hundertundsiebenzig Mal durchsichtiger sein, als sie ist, um den Astronomen vollständige Beobachtungen auf der Oberfläche des Mondes möglich zu machen. Aber in dem leeren Raum, wo das Projectil sich bewegte, befand sich kein Fluidum zwischen dem Auge des Beobachters und dem beobachteten Gegenstand. Zudem befand sich Barbicane in einer solchen Nähe, wie sie nie die stärksten Teleskope, weder das von John Roß, noch das des Felsengebirgs, je gewährt hatten. Er befand sich also in einer äußerst günstigen Lage, um die bedeutende Frage der Bewohnbarkeit des Mondes zu lösen. Doch gelang ihm diese Lösung noch nicht. Er konnte nur das öde Bette unermeßlicher Ebenen unterscheiden und nach Norden zu dürre Gebirge. Nirgends eine Spur eines Werkes von Menschenhand. Nicht eine Ruine zum Zeugniß, daß solche da gewesen. Nicht eine Versammlung thierischer Geschöpfe, welche eine Entwickelung des Lebens auf niederer Stufe kundgab. Nirgends Bewegung, nirgends nur ein Anschein von Vegetation. Von den drei Reichen, welche den Erdball gemeinsam inne haben, war nur eins auf dem Mond repräsentirt, das Mineralreich.
    »Also!« sagte Michel Ardan mit etwas bestürzter Miene, Menschen giebt’s dort nicht?
    – »Nein, erwiderte Nicholl, so viel man bis jetzt sieht. Kein Mensch, kein Thier, kein Baum. Bei alle dem, wenn die Atmosphäre sich in die Höhlungen, in’s Innere der Circus, oder selbst auf die entgegengesetzte Seite des Mondes zurückgezogen hat, so können wir nicht mit unserem Urtheil vorgreifen.
    – Uebrigens, fügte Barbicane hinzu, kann man in einer Entfernung von mehr als sieben Kilometer auch mit dem weitreichendsten Auge einen Menschen nicht

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