Reise um den Mond
Scheidungslinie zwischen Licht und Schatten bilden, welche auf dem dunkeln Theile der Scheibe hervorglänzen. Diese leuchtenden Punkte entstehen durch Sonnenstrahlen, die höher sind als die, welche die Grenze der Phase bestimmen. Daher giebt das Maß des Zwischenraums zwischen dem beleuchteten Punkt und der nächsten beleuchteten Stelle der Phase genau die Höhe dieses Punktes an. Aber es versteht sich, dieses Verfahren läßt sich nur bei Bergen anwenden, welche nahe bei der Scheidungslinie von Licht und Schatten liegen.
Eine dritte Methode bestände darin, daß man das Profil der Mondberge, welche von dem Hintergrund sich abheben, mit dem Mikrometer mißt; sie ist aber nur bei Höhen in der Nähe des Mondrandes anwendbar.
In allen diesen Fällen merke man sich, daß diese Messung der Schatten, der Zwischenräume oder Profile nur dann anzuwenden ist, wann die Sonnenstrahlen im Verhältniß zum Beobachter schief auf den Mond fallen. Fallen sie aber senkrecht, kurz, wenn es Vollmond ist, so ist jeder Schatten aufgehoben, und die Beobachtung ist nicht mehr möglich.
Galiläi hat, nachdem er zuerst die Existenz der Mondberge erkannt, die Methode der geworfenen Schatten angewendet. Er schrieb ihnen, wie oben gesagt, eine Durchschnittshöhe von viertausendfünfhundert Toisen zu. Helvetius setzte diese Ziffern bedeutend herab, und Riccioli erhöhte sie wieder auf’s Doppelte. Diese Maße waren beiderseits übertrieben. Herschel kam mit Hilfe seiner vervollkommneten Instrumente der Wahrheit näher. Schließlich aber muß man diese bei den Berichten der neuesten Beobachter suchen.
Beer und Mädler, die vollendetsten Selenographen der ganzen Welt, haben tausendfünfundneunzig Mondberge gemessen. Aus ihren Berechnungen ergiebt sich, daß deren sechs über fünftausendachthundert Meter hoch sind, zweiundzwanzig über viertausendachthundert. Der höchste Gipfel des Mondes mißt siebentausendsechshundertunddrei Meter; er ist also niedriger als die Berge der Erde, von denen einige um fünf-bis sechshundert Toisen höher sind. Doch ist eine Bemerkung nicht überflüssig. Nimmt man die Gesammtmasse der beiden Gestirne in Vergleichung, so sind die Mondberge verhältnißmäßig weit höher zu nennen, als die Erdberge.
Mondberge. (S. 151.)
Die Höhe der ersteren beträgt den vierhundertsten Theil des Monddurchmessers, und die der letzteren nur den vierzehnhundertundvierzigsten Theil des Erddurchmessers. Sollte ein Erdberg verhältnißmäßig eben so hoch wie ein Mondberg sein, so müßte seine Höhe senkrecht gemessen sechs und eine halbe Lieue ausmachen. Der höchste aber ist nur neun Kilometer hoch.
Also, um die Vergleichung weiter zu führen, die Himalayakette zählt drei Gipfel, welche höher sind als die Mondberge: der Everest von achttausendachthundertsiebenunddreißig Meter; der Kunchinjuga achttausendfünfhundertachtundachtzig Meter hoch, und der Dwalagiri von achttausendeinhundertsiebenundachtzig Meter. Die Mondberge Dörfel und Leibnitz sind an Höhe dem Jewahir in derselben Kette gleich, nämlich siebentausendsechshundertdrei Meter. Newton, Casatus, Curtius, Short, Tycho, Clavius, Blancanus, Endymion, die hauptsächlichen Gipfel des Kaukasus und der Apenninen, sind höher als der Montblanc, der viertausendachthundertundzehn Meter mißt. Dem Montblanc an Höhe gleich sind Moret, Theophilus, Catharnia; dem Monte Rosa mit viertausendsechshundertsechsunddreißig Meter kommen gleich Piccolomini, Werner, Harpalus; dem Cervin mit viertausendfünfhundertzweiundzwanzig Meter, Macrobius, Eratosthenes, Albateque, Delambre; dem Teneriffa, der dreitausendsiebenhundertundzehn Meter mißt, Bacon, Cysatus, Phitolaus und die Spitzen der Alpen; dem Mont Perdu der Pyrenäen mit dreitausenddreihunderteinundfünfzig Meter Römer und Boguslawski; dem Aetna mit dreitausendsiebenhundertsiebenunddreißig Meter Herkules, Atlas, Furnerius.
Begrüßung der Sonne. (S. 154.)
Diese verglichenen Punkte geben einen Maßstab für die Schätzung der Mondberge. Nun führte gerade die Bahn des Projectils in die Gebirgsgegend der südlichen Hemisphäre, wo die schönsten Musterexemplare der Mondorographie empor ragen.
Siebenzehntes Capitel.
Tycho.
Um sechs Uhr Abends fuhr das Projectil um den Südpol, nicht ganz sechzig Kilometer davon entfernt. Also gleiche Entfernung wie bei der Annäherung an den Nordpol; die Curve war streng elliptisch gezogen.
In diesem Augenblick kamen die Reisenden wieder in die wohlthuende Bestrahlung der
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