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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Getroffen! erwiderte Barbicane. Für uns aber hat dies keinen Sinn.
    – Wir können also unsere Ansicht formuliren, sagte Michel.
    – Ja, erwiderte Nicholl.
    – Nun denn, fuhr Michel Ardan fort: Die wissenschaftliche Commission, welche im Projectil des Gun-Clubs versammelt ist, in ihrer Beweisführung auf die jüngst beobachteten Thatsachen gestützt, giebt mit Stimmeneinhelligkeit über die gegenwärtige Bewohnbarkeit des Mondes ihr Urtheil dahin ab: Nein, der Mond ist nicht bewohnbar!«
    Diese Entscheidung wurde vom Präsidenten Barbicane in sein Notizbuch eingetragen, wo sich das Protokoll der Sitzung vom 6. December befindet.
    »Jetzt, sagte Nicholl, machen wir uns an die zweite Frage, welche eine nothwendige Ergänzung der ersten enthält. Ich frage also die verehrliche Commission: Wenn der Mond nicht bewohnbar ist, ist er früher bewohnt gewesen?
    – Bürger Barbicane hat das Wort, sagte Michel Ardan.
    – Meine Freunde, erwiderte Barbicane, um eine Ansicht über die vormalige Bewohnbarkeit unseres Trabanten zu bilden, habe ich diese Reise nicht abgewartet, und habe nur hinzuzufügen, daß unsere persönlichen Beobachtungen mich in derselben nur bestärken können. Ich glaube, ich behaupte sogar, daß der Mond von einer Menschenrace bewohnt gewesen ist, die gleich der unserigen organisirt war; daß sie Thiere hervorgebracht hat, welche anatomisch gleichförmig unseren Thieren auf der Erde waren; aber ich setze hinzu, daß die Zeit dieser Menschen-oder Thierracen vorüber ist, daß sie für immer erloschen sind.
    – So wäre also, fragte Michel, der Mond eine ältere Welt als die Erde?
    – Nein, erwiderte Barbicane mit Ueberzeugung, aber eine Welt, die früher gealtert ist, die rascher ihre Gestaltung sowohl gewonnen, als verloren hat. Die organisirenden Kräfte des Stoffs sind verhältnißmäßig weit gewaltsamer im Inneren des Mondes thätig gewesen, als im Inneren des Erdballs. Der gegenwärtige Zustand dieser zerklüfteten, zerrissenen, aufgeschwollenen Scheibe beweist es zum Ueberfluß. Mond und Erde waren ursprünglich nur gasartige Massen. Dieses Gas wurde unter verschiedenen Einwirkungen zu Flüssigkeiten und die feste Masse bildete sich erst später heraus. Aber ganz sicher ist unser Erdball noch in gasartigem oder flüssigem Zustand gewesen, als der Mond durch Erkalten bereits Festigkeit gewonnen hatte und dadurch bewohnbar wurde.
    – Das glaub’ ich, sagte Nicholl.
    – Damals, fuhr Barbicane fort, war er von einer Atmosphäre umgeben. Die durch diese dunstreiche Umhüllung festgehaltenen Gewässer konnten nicht verdampfen. Unterm Einwirken von Luft, Licht, Wärme der Sonne und des Inneren waren die für eine Vegetation vorbereiteten Continente von einer solchen bedeckt, und sicherlich offenbarte sich in dieser Epoche das Leben, denn die Natur vergeudet sich nicht unnütz, und eine in so wunderbarem Grad bewohnbare Welt ist nothwendig auch bewohnt gewesen.
    – Doch, erwiderte Nicholl, mußten viele den Bewegungen unseres Trabanten eigenthümliche Erscheinungen einer Verbreitung des Thier-und Pflanzenreichs hinderlich sein. Diese dreihundertvierundfünfzigstündigen Tage und Nächte zum Beispiel?
    – An den Polen der Erde, sagte Michel, dauern sie sechs Monate!
    – Dies Argument hat wenig Gewicht, da unsere Pole nicht bewohnt sind.
    – Bemerken wir auch, meine Freunde, fuhr Barbicane fort, daß, wenn bei dem gegenwärtigen Zustand des Mondes die langen Tage und Nächte Verschiedenheiten der Temperatur verursachen, welche der Organismus nicht verträgt, dieses zu jener Epoche nicht der Fall war. Das Fluidum der Atmosphäre umhüllte ihn wie ein Mantel. Die Dünste gestalteten sich zu Wolken, welche als natürlicher Schirm die Hitze der Sonnenstrahlen milderten und das nächtliche Ausstrahlen hemmten. Licht wie Wärme konnten sich in der Luft zerstreuen, woraus ein Gleichgewicht zwischen diesen Einflüssen entstand, welches jetzt, da diese Atmosphäre fast gänzlich verschwunden ist, nicht mehr existirt. Uebrigens will ich Sie gleich in Staunen versetzen …
    – Thun Sie’s nur, sagte Michel Ardan.
    – Aber ich bin geneigt zu glauben, daß zu der Epoche, als der Mond bewohnt war, Tag und Nacht nicht die Dauer von dreihundertvierundfünfzig Stunden hatte?
    – Und weshalb? fragte Nicholl lebhaft.
    – Weil sehr wahrscheinlich damals die Achsenbewegung des Mondes und seine Umdrehung um die Erde nicht gleich waren, durch welche Gleichheit jeder Punkt der Scheibe vierzehn Tage lang dem

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