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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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am Nordpol wieder zum Vorschein kommen! Es war also Trabant eines Trabanten! Hatte J.T. Maston diese unerwartete Neuigkeit in der Welt verbreitet? Das also war die Lösung des großen Unternehmens? …
    Inzwischen verlief der Tag ohne Zwischenfall. Es kam Mitternacht auf der Erde heran. Der 8. December sollte anbrechen. Noch eine Stunde, und der Moment gleicher Anziehung war gekommen. Welche Schnelligkeit hatte damals das Projectil noch? Man konnte es nicht schätzen. Aber die Berechnungen Barbicane’s konnten nicht irrig sein. Um ein Uhr frühe sollte diese Schnelligkeit gleich Null sein.
    Eine andere Erscheinung mußte übrigens den Punkt kenntlich machen, wo das Projectil bei der neutralen Linie ankam. Die beiden Anziehungskräfte, von der Erde und dem Mond her, sollten sich aufheben. Die Gegenstände verloren dann ihr Gewicht. Diese auffallende Thatsache, welche bei der ersten Ankunft Barbicane und seine Gefährten so merkwürdig überrascht hatte, mußte bei der Rückkehr unter den gleichen Bedingungen sich wiederholen. In dem Moment eben galt’s zu handeln.
    Bereits hatte sich die konische Spitze des Projectils merklich der Mondscheibe zugekehrt. Es nahm eine Lage an, daß man die ganze Kraft des durch Abbrennen der Raketen erzeugten Rückstoßes benützen konnte. Das war also eine günstige Aussicht für die Reisenden. Wenn die Geschwindigkeit des Projectils auf dem neutralen Punkt völlig aufgehoben war, konnte ein entschiedener Stoß nach dem Monde hin, wenn auch nicht bedeutend, doch das Fallen zu Stande bringen.
    »Noch fünf Minuten bis ein Uhr, sagte Nicholl.
    – Alles ist fertig, erwiderte Michel Ardan, und hielt schon eine angezündete Lunte nach der Gasflamme hin.
    – Warte,« sagte Barbicane, sein Chronometer in der Hand.
    In diesem Augenblick gewahrte man keine Wirkung der Schwere mehr. Die Reisenden empfanden in sich selbst den völligen Mangel derselben. Sie waren dem neutralen Punkt sehr nahe, wo nicht auf demselben …
    »Ein Uhr!« sagte Barbicane.
    Michel Ardan hielt die brennende Lunte an eine Vorrichtung, welche die Raketen augenblicklich zu gemeinsamer Wirkung brachte. Man hörte aus Mangel an Luft innen keinen Knall. Aber durch die Luken gewahrte Barbicane ein fortdauerndes Ausströmen eines alsbald erlöschenden Feuers.
    Das Projectil hatte eine Erschütterung zu erleiden, die im Innern sehr merklich verspürt wurde.
    Die drei Freunde schauten, horchten stumm, kaum athmend. Man hätte bei der absoluten Stille ihr Herz können klopfen hören.
    »Fallen wir? fragte endlich Michel Ardan.
    – Nein, erwiderte Nicholl, denn der Boden des Projectils kehrt sich nicht dem Mond zu!«
    In diesem Augenblick trat Barbicane vom Fenster zurück und wendete sich zu seinen Gefährten, entsetzlich bleich, die Stirne gerunzelt, die Lippen zusammengepreßt.
    »Wir fallen! sprach er.
    – Ach! rief Michel Ardan, auf den Mond?
    – Der Erde zu! erwiderte Barbicane.
    – Teufel! schrie Michel Ardan, und fügte philosophisch hinzu: Richtig, als wir uns in die Kugel begaben, konnten wir wohl ahnen, daß es nicht leicht sein werde, wieder heraus zu kommen!«
    Wirklich begann der fürchterliche Herabsturz. Die im Projectil noch enthaltene Geschwindigkeit hatte es über den neutralen Punkt hinaus gebracht. Das Abbrennen der Raketen konnte es nicht hemmen. Dieselbe Geschwindigkeit, welche bei der Ankunft das Projectil über die neutrale Linie hinausgetrieben hatte, trieb’s ebenso bei der Rückkehr. Nach den Gesetzen der Physik mußte es auf seiner elliptischen Bahn wieder auf dieselben Punkte kommen, worauf es bereits gewesen war.
    Es war ein erschrecklicher Sturz aus einer Höhe von achtundsiebenzigtausend Lieues herab, ohne daß irgend eine Vorrichtung ihn schwächen konnte. Nach den Gesetzen der Ballistik mußte das Projectil mit gleicher Geschwindigkeit auf der Erde anlangen, wie die war, welche es beim Herausfahren aus der Columbiade hatte, also von »sechzehntausend Meter in der letzten Secunde!«
    Und um zur Vergleichung eine andere Zahl daneben zu stellen, hat man berechnet, daß ein von der Spitze des Thurmes Notre-Dame, der nur zweihundert Fuß hoch ist, herabfallender Gegenstand mit einer Geschwindigkeit von hundertundzwanzig Lieues in der Stunde auf dem Pflaster anlangt. Im jetzigen Fall mußte das Projectil mit einer Geschwindigkeit von siebenundfünfzigtausendsechshundert Lieues in der Stunde auf die Erde schmettern.
    »Wir sind verloren, sagte Nicholl kaltblütig.
    – Nun dann, werden wir

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