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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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um’s Leben kommen, erwiderte Barbicane mit einer Art frommer Begeisterung, so wird das Ergebniß unserer Reise sich prachtvoll erweitern! Gott wird uns sein Geheimniß selbst mittheilen! Im jenseitigen Leben wird die Seele zum Wissen nicht mehr der Maschinen und Instrumente bedürfen! Sie wird mit der ewigen Weisheit eins werden!
    – Wahrhaftig, versetzte Michel Ardan, die ganze jenseitige Welt kann uns wohl tröstlichen Ersatz geben für das unbedeutende Gestirn, welches Mond heißt!«
    Barbicane kreuzte die Arme vor der Brust mit dem Gefühl erhabener Ergebung.
    »Wie der Himmel will!« sprach er.
Zwanzigstes Capitel.
Sondiren der Susquehanna.
    »Nun, Lieutenant, und dies Sondiren?
    – Ich glaube, mein Herr, wir werden bald damit zu Ende sein, erwiderte der Lieutenant Bronsfield. Aber wer hätte auch vermuthen können, daß sich hier so nahe beim Land eine solche Tiefe fände, nur hundert Lieues von der amerikanischen Küste?
    – Es ist in der That, Bronsfield, eine starke Vertiefung, sagte der Kapitän Blomsberry, ein Thal auf dem Meeresgrund, von der Humboldtströmung gebildet, welche sich längs der amerikanischen Küste bis zur Magellan’schen Enge hinzieht.
    – Solche große Tiefen, fuhr der Lieutenant fort, sind dem Legen telegraphischer Kabel ungünstig. Besser ein gleichmäßig ebener Grund, wie unter dem amerikanischen Kabel zwischen Valentia und Neufundland.
    – Ich glaub’s wohl, Bronsfield. Und, erlauben Sie, Lieutenant, wie weit sind wir jetzt damit?
    – Mein Herr, erwiderte Bronsfield, wir haben in diesem Augenblick einundzwanzigtausendfünfhundert Fuß Schnur draußen, und die Kugel, welche die Sonde hinabzieht, ist noch nicht auf dem Grund, denn die Sonde würde von selbst wieder herauskommen.
    – Der Brook’sche Apparat ist doch recht sinnreich, sagte der Kapitän Blomsberry. Man kann damit äußerst genau sondiren.
    – Grund!« schrie in diesem Augenblick einer der Bootsleute, der die Arbeit überwachte.
    Der Kapitän und der Lieutenant begaben sich auf’s Vordercastell.
    »Welche Tiefe haben wir jetzt? fragte der Kapitän.
    – Einundzwanzigtausendsiebenhundertzweiundsechzig Fuß, erwiderte der Lieutenant, und notirte diese Ziffer in sein Büchlein.
    – Gut, Bronsfield, sagte der Kapitän, ich will dies Ergebniß eintragen. Jetzt lassen Sie die Sonde herausziehen; das wird einige Stunden dauern. Mittlerweile wird der Ingenieur heizen lassen, und wir wollen abfahren, sobald Sie fertig sind. Es ist jetzt zehn Uhr Abends und mit Ihrer Erlaubniß, Lieutenant, will ich mich schlafen legen.
    – Thun Sie’s nur, mein Herr, thun Sie’s!« erwiderte verbindlich der Lieutenant Bronsfield.
    Der Kapitän der Susquehanna, ein wackerer Mann, wie je einer, und seinen Officieren freundlich ergeben, begab sich in seine Cabine, nahm ein Gläschen Grog mit schmeichelhafter Begrüßung seines Küchenmeisters, legte sich schlafen, nachdem er seinen Diener über sein Bettmachen belobt, und schlief ruhig ein.
    Es war zehn Uhr Abends. Der 11. December endigte mit einer prachtvollen Nacht.
    Die Corvette Susquehanna von fünfhundert Pferdekraft, zur Nationalmarine der Vereinigten Staaten gehörig, war im Stillen Ocean mit Sondiren beschäftigt, etwa hundert Meilen vor der amerikanischen Küste, gegenüber der langen Halbinsel, die sich vor Neu-Mexico hinzieht.
    Der Wind hatte sich allmälig gelegt, die Luft war unbewegt, schlaff hing vom Mast der Wimpel.
    Der Kapitän Jonathan Blomsberry, Vetter des Obristen Blomsberry, den wir als ein so eifriges Mitglied des Gun-Clubs kennen – hätte sich für seine Sondirungen kein besseres Wetter wünschen können. Seine Corvette hatte nichts von dem ungeheuren Sturm zu leiden, welcher das Gewölk vom Felsengebirge wegfegend dem Teleskop seine Beobachtung des Projectils möglich machte. Alles ging nach Wunsch, und er versäumte nicht, mit der inbrünstigen Andacht eines Presbyterianers dem Himmel dafür zu danken.
    Die von der Susquehanna vorgenommenen Sondirungen hatten zum Zweck, den geeignetsten Boden für Legung eines unterseeischen Kabels zwischen den Hawaï-Inseln und der amerikanischen Küste zu erforschen.
    Das große Project wurde von einer vielvermögenden Gesellschaft in die Hand genommen. Ihr Director, der einsichtige Cyrus Field, beabsichtiget sogar, alle Inseln des Oceans mit einem elektrischen Netz zu verbinden, eine ungeheure, des amerikanischen Geistes würdige Unternehmung.
    Die ersten Vorrichtungen dafür waren der Corvette Susquehanna

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