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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Theil dieses unermeßlichen Landes eine wirkliche Herrschaft aus, hält einen Generalgouverneur zu Calcutta, [52] Gouverneure zu Madras, Bombay, in Bengalen, und einen Stellvertreter desselben zu Agra.
    Aber das eigentlich englische Indien umfaßt nur einen Flächeninhalt von siebenhunderttausend Quadratmeilen und eine Bevölkerung von hundert bis hundertundzehn Millionen Einwohnern. Ein ansehnlicher Theil des Landes ist noch frei von der Oberherrschaft der Königin; und in der That ist bei einigen wilden und furchtbaren Rajahs des Innern eine noch unbeschränkte Unabhängigkeit vorhanden.
    Von 1756 an – seit welcher Zeit die erste englische Einrichtung an der Stelle, wo jetzt die Stadt Madras steht, datirt – bis zu diesem Jahre, wo der große Aufstand der Sepoys ausbrach, war die berühmte Indische Compagnie allmächtig. Sie annectirte sich nach und nach die verschiedenen Provinzen, welche sie den Rajahs um den Preis von Renten abkaufte, die sie wenig oder gar nicht entrichtete; sie ernannte ihren Generalgouverneur und alle von ihm verwendeten Civil- und Militärpersonen; aber jetzt besteht sie nicht mehr, und die englischen Besitzungen in Indien stehen direct unter der Krone.
    Daher sind auch das Aussehen, die Sitten und ethnographischen Eintheilungen der Halbinsel in einer steten Umbildung begriffen. Sonst machte man dort mit allen uralten Transportmitteln seine Reise, zu Fuß und zu Roß, im Karren, im Schubwagen, auf den Schultern eines Mannes, im Tragsessel, in der Kutsche etc. Jetzt fahren Dampfboote mit größter Schnelligkeit auf dem Indus und Ganges, und eine Eisenbahn, welche Indien der ganzen Breite nach durchzieht und sich seitwärts verzweigt, setzt Bombay binnen nur drei Tagen in Verbindung mit Calcutta.
    Diese Eisenbahn zieht nicht in gerader Linie durch Indien. Die directe Entfernung beträgt nur tausend bis elfhundert Meilen, und die Züge würden bei einer mittlern Geschwindigkeit nur drei Tage brauchen, sie zu durchmessen; aber diese Entfernung wird mindestens um ein Drittheil durch die Krümmung vermehrt, welche die Bahn durch eine Abschweifung bis Allahabad im Norden der Halbinsel beschreibt.
    Die große vorderindische Eisenbahn nimmt in ihren Hauptpunkten folgende Richtung. Nach der Insel Bombay läuft sie über Salsette, setzt vor Tannah auf den Continent über, durchschneidet die Kette der West-Gates, zieht dann nordöstlich bis Burhampur, und von da durch das fast unabhängige Gebiet [53] des Bundelkund, steigt dann aufwärts bis Allahabad, biegt sich östlich, stößt bei Benares auf den Ganges, entfernt sich ein wenig von demselben und läuft dann wieder südostwärts über Burdivan und die französische Stadt Chandernagor bis nach Calcutta, wo die Linie endigt.
    Um halb fünf Uhr Abends waren die Passagiere des Mongolia zu Bombay gelandet, und der Bahnzug ging präcis acht Uhr nach Calcutta ab.
    Herr Fogg verabschiedete sich also von seinen Spielgenossen, verließ das Dampfboot, gab seinem Diener Auftrag einige Ankäufe zu machen, empfahl ihm ausdrücklich, sich vor acht Uhr am Bahnhof einzufinden, und ging dann seinen regelmäßigen Schritt, der gleich dem Pendel einer astronomischen Uhr die Secundeschlug, geradewegs auf's Paßbureau.
    Also von den Merkwürdigkeiten Bombays etwas zu sehen, fiel ihm nicht ein, wie das Stadthaus, die prachtvolle Bibliothek, die Festungswerke, die Docks, den Baumwollenmarkt, die Bazars, die Moscheen, die Synagogen, die armenischen Kirchen, die prachtvolle Pagode von Malebar-Hill mit ihren zwei vielseitigen Thürmen. Er fühlte keinen Trieb, die Meisterwerke Elephantas zu sehen, seine geheimnißvollen unterirdischen Todtengewölbe, welche südöstlich von der Rhede verdeckt sind, die Grotten Kanherie auf der Insel Salsette, diese staunenswerthen Reste der buddhistischen Architektur!
    Kein Gedanke daran! Als Phileas Fogg wieder aus dem Paßbureau kam, begab er sich ruhig zum Bahnhof und ließ ein Diner auftragen. Der Wirth glaubte ihm unter anderen Gerichten ein Fricassée von Lapin empfehlen zu sollen, und rühmte es außerordentlich.
    Phileas Fogg ließ es auftragen, kostete es sorgfältig, fand es aber trotz seiner pikanten Sauce abscheulich.
    Er läutete dem Gastwirth.
    »Mein Herr, sagte er, und sah ihm scharf in's Gesicht, das ist Lapin?
    – Ja, Mylord, erwiderte keck der Schelm, Lapin von den Schilfwiesen.
    – Und dieser Lapin hat nicht gemiaut, als man ihn todt schlug?
    – Gemiaut! O, Mylord! Ein Lapin! Ich schwöre ...
    – Herr Wirth,

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