Reiseführer Barcelona
Jahre nach Francos Tod (1975) reiste Josep Tarradellas nach Madrid, um mit den zuständigen Regierungsvertretern die Autonomie Kataloniens auszuhandeln. 18 Tage später setzte König Juan Carlos die Generalitat wieder ein und erkannte Josep Tarradellas als deren Präsidenten an. 20 Jahre, nachdem er unter Franco im Gefängnis saß, wurde Pujol 1980 bei den ersten freien Regionalwahlen seit dem Bürgerkrieg zum Präsidenten Kataloniens gewählt. Als kluger Gegenspieler der Zentralgewalt in Madrid führte er über ein Vierteljahrhundert lang einen zähen Kampf, um für Katalonien größere fiskalische und politische Autonomie zu erstreiten. Voller Engagement förderte er außerdem die „Wiedergeburt des Katalanischen in jeder Hinsicht“ – mit unterschiedlichem Erfolg.
Von den politischen Entwicklungen einmal abgesehen, bildeten die erfolgreichen Olympischen Spiele von 1992 für Barcelona das wichtigste Ereignis der Nach-Franco-Ära. Die unter dem sozialistischen Bürgermeister Pasqual Maragall geplanten Spiele wirkten wie eine Art Befreiungsschlag. Die Sportstätten auf dem Montjuïc, wo die wichtigsten Wettbewerbe liefen, trugen enorm zur Belebung des Berges bei. Die einst unglaublich schäbige Hafenfront bekam eine radikale Schönheitskur verpasst, Promenaden, Strände, Yachthäfen, Vergnügungszentren, Restaurants und neue Wohnhäuser verliehen Barcelonas Küste ein vollkommen neues Gesicht.
Zur Jahrtausendwende investierte Barcelona weiter in die Stadterneuerung, mit ambitionierten Projekten wie der Hightechzone 22@ im einstigen Industriebezirk El Poblenou, der Erschließung eines neuen Messegeländes zwischen Stadt und Flughafen und dem glitzernden Diagonal-Mar-Projekt am Wasser um den Parc del Fòrum herum an der Nordostspitze der Stadt.
In Barcelona hätte 1936 beinahe die Olimpíada Popular (Volksolympiade) stattgefunden, eine Alternative zu den Spielen im faschistischen Deutschland. Rund 6000 Athleten aus 23 Ländern meldeten sich an. Doch vor dem Beginn der Spiele brach der Bürgerkrieg aus. Einige Sportler, die schon angekommen waren, blieben vor Ort und schlossen sich den Milizen an, um die Republik zu verteidigen.
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KATALONIEN & SPANIEN
Puyol amtierte bis 2003, dann trat er zurück und überließ dem ehemaligen sozialistischen Bürgermeister von Barcelona, Pasqual Maragall, das Feld. Als Maragalls wichtigste Leistung gilt, dass er eine Übereinkunft zwischen den verschiedenen Parteien hinsichtlich eines neuenAutonomiestatuts (Estatut) erreichte. Nach dem Tod Francos hatte die spanische Regierung bestimmte Rechte an die Regionen abgetreten, die zum Zeichen für ihre neue Rolle den Titel comunidades autónomas erhielten. In einem Referendum im Jahr 2006 segneten die Katalanen das neue Autonomiestatut ab, doch nach ein paar Monaten brachte die konservative Partei, Partido Popular, die eine „Balkanisierung“, ein Auseinanderbrechen Spaniens fürchtete, beim Verfassungsgericht eine Beschwerde gegen das Statut ein, da es den Regionen zu viel Autonomie zugestehe.
Nach vier Jahren zäher Verhandlungen fällte das Gericht 2010 ein Urteil, das 14 der Artikel des Statuts für verfassungswidrig erklärte; dazu zählten Punkte wie Sprache, Steuern, Justiz und die Selbstbeschreibung als „Nation“. Die Katalanen gingen in Massen auf die Straße, um gegen das Urteil zu protestieren, das allgemein als weitere Belastung für das Verhältnis zwischen Barcelona und Madrid betrachtet wurde.
ZEITACHSE
4000 v. Chr.
Jaspis-Werkzeuge, die rund um den Carrer del Paradís entdeckt wurden, weisen darauf hin, dass an der Stelle der heutigen Plaça de Sant Jaume eine neolithische Siedlung existierte.
218 v. Chr.
Um die Nachschubwege des karthagischen Feldherrn Hannibal abzuschneiden landen bei Empúries römische Truppen, gründen Tarraco (Tarragona) und kontrollieren die katalanische Küste.
ca. 15 v. Chr.
Augustus verleiht der Stadt Barcino, die möglicherweise unter seiner Herrschaft gegründet wurde, den etwas langatmigen Namen Colonia Julia Augusta Faventia Paterna Barcino.
415 n. Chr.
Unter dem Westgotenkönig Athaulf, der die geraubte römische Kaiserin Galla Placidia geheiratet hat, wird Barcino zur Hauptstadt des Westgotenreiches, was sie mit Unterbrechungen bis ins 6. Jh. bleibt.
718
Nur sieben Jahre, nachdem muslimische Araber- und Berberstämme von Gibraltar aus in Südspanien eingedrungen sind, gelangen sie unter Tariq auch nach Barcelona und schließlich bis nach
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