Reisefuehrer San Francisco
eine offizielle Entschuldigung der Verkehrsbetriebe für ihr Vorgehen!
Trotz allen Fortschritts konnte San Francisco ein Stück Lebensstil der 69er-Generation herüberretten: das Gefühl, dass man in San Francisco immer tolerant und progressiv ist. Jeder Zehnte bekennt sich offen zu seiner Homosexualität. Bürgermeister Gavin Newsom erlaubte Anfang 2004 gesetzeswidrig mehr als 4000 schwulen und lesbischen Paaren die Heirat – und seitdem streiten Stadt, Staat und deren Einwohner verbissen um eine Legalisierung der Homo-Ehe.
Einer Klage der Befürworter der Homo-Ehe gab das Bezirksgericht von Nordkalifornien 2010 statt, allerdings blieb das Urteil aufgrund des Einspruchs eines Berufungsgerichts unvollstreckt. 2012 könnte es zur nächsten Bürgerabstimmung kommen, möglicherweise schaltet sich auch das oberste Verfassungsgericht der USA ein.
In San Francisco versammeln sich etwa 1000 verschiedene Volksgruppen, die alle authentisch essen und leben wollen. Jeder Stadtteil steht oft auch für eine bestimmte Volksgruppe: In Chinatown, das sich in Teilen über die drei Hügel Telegraph Hill, Russian Hill und Nob Hill erstreckt, ist alles komplett in Chinesisch ausgeschildert; nur einen Block weiter nördlich, im italienischen North-Beach-Viertel, finden Sie die köstlichste Pizza der Stadt; der Mission District im Nordwesten wird von den Latinos dominiert, während im Castro-Bezirk stolz die Regenbogenfahnen der Schwulen wehen.
Anything goes: In San Francisco geht alles. Veränderungen werden schnell akzeptiert und Schwierigkeiten mühelos in Herausforderungen umgewandelt. Diese Haltung hat ihren Ursprung in den Goldgräbertagen des 19. Jhs. Und auch das Erdbebenrisiko hat die kollektive Psyche des Neuerfindens geprägt. In den Jahren 1906 und 1989 rumpelte es besonders gewaltig, die Stadt musste in Teilen neu aufgebaut werden. Zurzeit geht man davon aus, dass mit einer rund 63-prozentigen Wahrscheinlichkeit bis zum Jahr 2036 wieder ein big one kommt.
Der Geist der ständigen Veränderung zeigt sich auch im Stadtbild
Der Geist der ständigen Veränderung zeigt sich auch im Stadtbild: Noch 1960 war San Francisco hauptsächlich eine Hafenstadt, bewohnt zu rund 70 Prozent von weißen Mittelklassearbeitern. 20 Jahre später waren die Hafenanlagen halb verfallen, in der Innenstadt schossen Wolkenkratzer von Banken und Dienstleistungsunternehmen empor. Günstige Arbeiterhotels im Zentrum wurden dem Erdboden gleichgemacht und an deren Stelle die Messe- und Kulturtempel Moscone und Yerba Buena Center errichtet. Auch die nach dem Erdbeben von 1989 stark lädierten Stadtautobahnen wurden nach heftigen Debatten größtenteils abgerissen. Kein Verlust: Einheimische wie Touristen joggen und flanieren jetzt von Fisherman’s Wharf zum Ferry Building und genießen die spektakuläre Aussicht auf Stadt und Bucht.
Der Wandel geht weiter: Die Börse von San Francisco beherbergt heute ein Fitnessstudio, in der Mission Police Station wohnt und arbeitet ein Architekt, der mithalf, die einst artig weiße Außenwand der Station in ein buntes Sammelsurium aus politischen Protestplakaten zu verwandeln. Mitte der 1990er-Jahre entwickelte sich South of Market (SoMa) zum Epizentrum der Dot-Com-Revolution. Die Wohnungspreise nicht nur der für San Francisco typischen, viktorianischen Häuser explodierten: Wo früher mexikanische Familien, Althippies und Rentner wohnten, zogen vom Lockruf des schnellen Geldes angetriebene Jungunternehmer, Grafikdesigner und Programmierer ein.
Trotz der 2001 geplatzten Internetblase sprießen im SoMa heute erfolgreich neue Start-ups wie Twitter und Dogster, eine Art Facebook für Hunde. Im Silicon Valley tüfteln Firmen wie Google, Yahoo, Facebook und YouTube am Web 2.0, während Apple immer schneller immer neue iPads, iPods, iPhones und Macs entwickelt. Nach starken Einbrüchen im Tourismussektor aufgrund der Anschläge vom September 2001 strömen auch die Besucher längst wieder kräftig in die Stadt, in der beinahe wöchentlich TV-Serien und Kinofilme gedreht werden.
Im South of Market sprießen erfolgreich neue Start-ups
Noch immer kämpft San Francisco wie der Rest des Staats und der USA mit den Folgen der Wirtschaftskrise. Da stehen über ein Dutzend Ladengeschäfte auf gerade mal drei Häuserblöcken der Geary Street in bester Innenstadtlage leer. Da werden Buslinien ausgedünnt, Sozialausgaben gekürzt und Schulen geschlossen. Da wandern Familien aus der noch immer extrem teuren Stadt in die South
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