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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die Errichtung der Magazine und einer Pulverkammer; das erforderte wieder eine Woche Arbeit, eingerechnet der für die vollständige Ausladung des Porpoise nöthigen Zeit, welche nicht ganz ohne Schwierigkeiten war, denn die wieder strengere Kälte ließ nicht lange dabei ausdauern.
    Endlich, am 8. April, waren Brennmaterial, Provision und Munition auf festem Lande unter Dach und Fach. Die Magazine lagen nördlich, das Pulverhäuschen südlich, mindestens sechzig Fuß vom Hause entfernt. Neben den Magazinen wurde noch eine kleine Hütte erbaut, bestimmt die grönländer Hunde zu beherbergen; der Doctor beehrte diese mit dem Namen: »Doggenpalast«. Duk theilte die allgemeine Wohnung.
    Darauf beschäftigte sich der Doctor mit der Wehrbarmachung des Platzes. Unter seiner Leitung wurde die kleine Hochebene mit einer wahren Fortification aus Eis umgürtet, die sie vor jedem Ueberfall sicherte. Ihre Höhe bildete eine natürliche Böschung, und da diese weder vor noch einspringende Winkel bildete, war sie nach allen Richtungen hin gleich stark. Als der Doctor diese Art der Vertheidigung entwarf, erinnerte er unwillkürlich an den würdigen Onkel Tobias Sterne’s, dessen milde Güte und gleichmäßig gute Laune er auch besaß. Man mußte ihn sehen, wie er den Abhang der inneren Böschung, die Neigungswinkel der Wälle und die Breite des Laufwegs dahin berechnete. Aber mit dem so gefälligen Schnee machte sich die Arbeit so leicht, daß sie ein reines Vergnügen war, und der liebenswürdige Ingenieur vermochte seinen Eismauern eine Dicke von sieben Fuß zu geben. Da das Plateau die Bai beherrschte, brauchte er weder Gegenwall, noch äußere Böschung, noch Glacis anzulegen. Die Brüstung aus Schnee, welche den Umfangslinien des Plateaus folgte, lief bis an die Felsen und schloß sich an die zwei Seiten des Hauses an. Am 15. April waren die Lagerbauten vollendet, das Fort war nun fertig und der Doctor nicht wenig stolz auf sein Werk.
    Der befestigte kleine Platz hätte in der That geraume Zeit den Angriffen eines Eskimostammes widerstehen können, wenn solche Feinde sich überhaupt je in so hohen Breiten gezeigt hätten. Die Küste aber zeigte gar nichts von menschlichen Spuren; auch Hatteras sah, als er die Küste aufnahm, niemals Reste von Hütten, wie sie in Gegenden, in welche noch Grönländer kommen, so häufig sind. Die Schiffbrüchigen vom Forward und dem Porpoise schienen die ersten Menschen zu sein, die diesen jungfräulichen Boden betraten.
    Wenn aber auch von Menschen nichts zu fürchten war, so blieb das doch zweifelhaft bezüglich der Thiere, und das Fort hatte eben vorzüglich den Zweck, die wenigen Insassen gegen deren Angriffe zu schützen.
Siebentes Capitel.
Eine kartologische Unterhaltung.
    Während dieser Vorbereitungen zur weiteren Ueberwinterung hatte auch Altamont seine Gesundheit und seine Kräfte wiedergefunden; er konnte sich schon bei der Entladung des Schiffes mit betheiligen. Seine kräftige Constitution hatte doch endlich gesiegt und die frühere Blässe wich nun bald dem wieder gesunden Blute.
    Jetzt erwachte in ihm wieder der kraftvolle, lebhafte Mensch der Vereinigten Staaten, der energische und intelligente Mann mit entschlossenem Charakter, der unternehmende, kühne, zu Allem geschickte Amerikaner; er stammte aus Newyork und war fast von Kindheit auf zur See gewesen, wie er seinen neuen Gefährten mittheilte. Sein Schiff war von einer Gesellschaft reich er Kaufleute der Union ausgerüstet worden, an deren Spitze der weltberühmte Grinnel 1 stand.
    Gewisse Beziehungen bestanden zwischen ihm und Hatteras; Aehnlichkeiten des Charakters wohl, aber keine Sympathieen, so daß aus beiden Männern schwerlich zwei Freunde werden konnten. Im Gegentheil. Uebrigens würde ein scharfer Beobachter bald genug Unterschiede zwischen Beiden bemerkt haben; so schien zwar Altamont mehr Offenheit auf den Lippen zu tragen, ohne sie im Grunde zu besitzen, seinem Gehenlassen der Dinge paarte sich eine geringere Biederkeit; sein scheinbar so offener Charakter flößte doch weniger Vertrauen ein, als der verschlossenere des Kapitäns. Dieser verlieh seinen Gedanken nur einmal den entsprechenden Ausdruck. Jener sprach viel, ohne immer Etwas zu sagen.
     

    So weit enträthselte sich der Doctor den Charakter des Amerikaners bald, und er ahnte mit Recht für später ein feindschaftliches Verhältniß, wenn nicht offenen Haß, zwischen den Kapitänen des Porpoise und des Forward.
    Von Beiden konnte doch zuletzt nur

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