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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ließ er einen Laut der Befriedigung vernehmen, der dem Rüstmeister nicht das beste Anzeichen zu sein schien.
    »Er fühlt sich zu Hause, sprach der alte Seemann zu sich; und sieht es nicht aus, als ob er uns einlüde?«
    Den Rest des Tages widmete man der Ruhe; einzelne Windstöße aus Westen deuteten auf einen Umschlag der Witterung; das Thermometer zeigte im Freien sechsundzwanzig Grad (– 32° hunderttheilig).
    In Summa befand sich der Porpoise über dem Kältepol hinaus und unter einer zwar nördlicheren, aber verhältnißmäßig minder eisigen Breite.
    Man schloß den Tag mit einer Mahlzeit aus Bärenfleisch, nebst Zwieback, das sich im untern Schiffsraume vorfand, und einigen Tassen Thee; dann siegte aber die Ermüdung und alle verfielen in tiefen Schlaf.
    Am anderen Morgen erwachten alle Schicksalsgenossen erst etwas spät; ihre Gedanken waren in ganz anderen Richtungen beschäftigt; frei von der quälenden Sorge um den anderen Tag, dachten sie nur daran, sich recht wohnlich einzurichten. Diese Schiffbrüchigen fühlten sich fast wie Colonisten, die an ihrem Ziele angelangt sind, und die Leiden der langen Reise vergessend nur die Zukunft sich erträglich zu gestalten suchen.
    »Ah, rief der Doctor, die Arme ausstreckend, was ist es doch für ein Genuß, nicht fragen zu müssen, wo man den Abend schlafen, und was man den andern Tag essen werde.
    – Wir wollen nur erst das Inventar aufnehmen«, sagte Johnson.
    Der Porpoise war für eine sehr lange Fahrt ausgerüstet und mit Lebensmitteln versehen.
    Die Inventur ergab an Provisionen Folgendes: sechstausendundhundertfünfzig Pfund Mehl, Fett und Rosinen zu Puddings; zweitausend Pfund eingesalzenes Rind-und Schweinefleisch; fünfzehnhundert Pfund Pemmican; siebenhundert Pfund Zucker und eben so viel Chocolade; anderthalb Kisten Thee, welche sechsundneunzig Pfund wogen; fünfhundert Pfund Reis; mehrere Fässer mit conservirten Früchten und Gemüsen; Citronensaft, Löffelkraut, Sauerampfer und Kresse in Ueberfluß; dreihundert Gallonen Rum und Branntwein; in der Pulverkammer fanden sich große Vorräthe an Pulver, Kugeln und Blei. Holz und Kohlen waren in sehr großer Menge da. Der Doctor musterte sorgfältig die physikalischen und navigatorischen Instrumente, und fand zu seiner besonderen Freude eine starke Bunsen’sche Batterie, die zum Zwecke elektrischer Versuche mitgenommen war.
    Kurz, die Vorräthe aller Art reichten für fünf Menschen, bei reichlichen Rationen, gewiß über zwei Jahre lang, so daß alle Furcht, vor Hunger oder Frost umzukommen, verschwand.
    »Nun wäre ja unsere Existenz gesichert, sagte der Doctor zum Kapitän, und es hindert uns nichts mehr, bis zum Pole vorzudringen.
    – Bis zum Nordpole! erwiderte Hatteras freudig erregt.
    – Ohne Zweifel, fügte der Doctor hinzu, was sollte uns hindern, während der Sommermonate dahin eine Expedition zu Lande zu unternehmen?
    – Ueber das Land, ja, aber wie über das Meer?
    – Läßt sich nicht aus Theilen des Porpoise ein Boot erbauen?
    – Eine amerikanische Schaluppe, nicht wahr, erwiderte Hatteras geringschätzig, und von jenem Amerikaner befehligt!«
    Der Doctor durchschaute den Grund der Ablehnung des Kapitäns, und hielt es nicht für gerathen, diese Frage jetzt weiter zu erörtern. Er ging also auf ein anderes Thema über.
    »Jetzt, da wir wissen, welche Vorräthe uns zur Hand sind, sagte er, würden wir an die Errichtung eines Magazins für diese und einer Wohnung für uns denken müssen. An Material dazu fehlt’s ja nicht, und wir können uns ganz behaglich einrichten. Ich hoffe, Bell, schloß er, zum Zimmermann gewendet, daß Sie sich dabei selbst übertreffen werden; übrigens würde ich Ihnen mit gutem Rath gerne zur Hand gehen.
    – Ich bin bereit, Herr Clawbonny, erwiderte Bell, aus den Eisblöcken hier baue ich zur Noth eine ganze Stadt mit Häusern und Straßen …
    – Nun, nun, so viel brauchen wir nicht; nehmen wir uns die Agenten der Hudsons-Bai-Compagnie zum Muster: diese bauen sich kleine Forts zum Schutze gegen wilde Thiere und Indianer; das ist auch Alles, was wir bedürfen, verschanzen wir uns, so gut als möglich; auf einer Seite stehe die Wohnung, auf der anderen die Magazine, geschützt durch einen Mittelwall und zwei Bastionen. Ich werde versuchen, hierzu meine ganzen Kenntnisse der Lagerkunst aufzufrischen.
    – Meiner Treu, Herr Clawbonny, das weiß ich voraus, daß wir unter Ihrer Leitung etwas Rechtes zu Stande bringen.
    – Nun, wohlan, Freunde, so wollen wir

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