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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schußweite herankam, sicher treffen.
    Aber das vorzüglichste Wild, der Bisonochse, den Parry in großen Heerden auf der Melville-Insel antraf, schien die Ufer der Victoria-Bai nicht zu besuchen. Es wurde demnach ein entfernterer Ausflug beschlossen, theils um dieses kostbare Thier zu jagen, theils um das Land im Osten kennen zu lernen; Hatteras hatte nicht vor, auf diesem Wege zum Pole vorzudringen, aber der Doctor war gar nicht böse, eine allgemeine Kenntniß des Landes zu gewinnen. Man entschloß sich also zu einem Abstecher östlich von Fort Providence. Altamont wollte jagen; Duk war natürlich bei der Gesellschaft.
    So verließen also die drei Jäger, jeder mit Doppelflinte, Beil und Schneemesser ausgerüstet und von Duk gefolgt, am 17. Juni bei gutem Wetter, wobei das Thermometer einundvierzig Grad (+5° hunderttheilig) zeigte, und ruhiger, reiner Luft früh um sechs Uhr Doctors-House; sie waren auf eine vielleicht zwei bis drei Tage währende Excursion eingerichtet und führten demnach Proviant bei sich.
    Um acht Uhr des Morgens hatte Hatteras mit seinen zwei Gefährten ungefähr sieben Meilen zurückgelegt. Noch kein lebendes Wesen hatte sie zu einem Schusse veranlaßt, und die Jagd schien in eine einfache Excursion umzuschlagen.
    Das Land zeigte weite Ebenen, die sich über Sehweite hinaus verloren; Bäche von gestern furchten es zahlreich, und große Lachen, die wie Teiche ohne Bewegung waren, spiegelten die schief einfallenden Sonnenstrahlen wieder. Wo das Eis geschmolzen war, zeigte es einen Sedimentboden, der dem Wasser seine Entstehung verdankt und der auf der ganzen Erde so weit verbreitet ist.
    Doch fanden sich einige erratische Blöcke von dem Boden ganz widersprechender Natur vor, deren Anwesenheit nur schwer erklärlich war; schiefrige Gesteine dagegen und die verschiedenen Bestandtheile der Kalkformation traf man in Ueberfluß an, und vorzüglich eine Art merkwürdiger, durchsichtiger und farbloser Krystalle, welche das eigenthümliche Lichtbrechungsvermögen des Isländischen Spathes zeigte.
    Wenn er aber auch nicht jagte, so konnte der Doctor jetzt doch nicht Geolog sein; hier hieß es nur Schritt zu halten, denn seine Gefährten gingen sehr rasch. Doch studirte er das Terrain, und plauderte so viel als möglich, denn ohne ihn hätte ein vollkommenes Stillschweigen die kleine Gesellschaft beherrscht; Altamont hatte keine Lust mit dem Kapitän zu sprechen, und dieser wohl auch keine, ihm zu antworten.
    Um zehn Uhr Morgens hatten die Jäger etwa ein Dutzend Meilen gegen Osten zurückgelegt; das Meer verschwand unter dem Horizonte; der Doctor schlug eine Rast zum Frühstücken vor. Der Imbiß wurde schnell eingenommen, und schon nach einer halben Stunde machte man sich wieder auf den Weg.
    Das Land ward in sanfter Abdachung niedriger; einzelne durch ihre Lage oder durch überhängende Felsmassen noch erhaltene Schneestreifen gaben ihm ein wellenförmiges Ansehen; man konnte meinen, lange Wogen zu sehen, welche durch einen kräftigen Wind getrieben sich vom offenen Meere aus gegen das Land hin verliefen.
     

    Noch immer bildeten vegetationslose Ebenen die Umgebung, die noch von keinem lebenden Wesen besucht zu sein schienen.
    »Unstreitig haben wir kein Glück auf unseren Jagden, sagte Altamont zum Doctor; ich gebe zu, daß der Boden den Thieren wenig Nahrung bietet, aber das Wild der Polarländer brauchte doch nicht so zurückhaltend zu sein und könnte sich etwas entgegenkommender zeigen.
    – Geben wir die Hoffnung nicht auf, antwortete der Doctor; wir stehen erst in Sommers Anfang, und wenn Parry auf der Melville-Insel so viele Thiere angetroffen hat, werden wir solche auch hier finden.
    – Doch befinden wir uns nördlicher, bemerkte Hatteras.
    – Allerdings, aber der Norden ist in dieser Frage nur ein Wort ohne Bedeutung; wir müssen vielmehr den Kältepol in’s Auge fassen, d.h. jene ungeheuern Eismassen, zwischen denen wir mit dem Forward überwinterten; je weiter wir jetzt hinauskommen, desto mehr entfernen wir uns von den kältesten Punkten der Erde und werden nach jener Seite hin dasselbe wieder finden, was Parry diesseits derselben antraf.
    – Schließlich, sagte Altamont mit einem Seufzer des Bedauerns, sind wir bis jetzt mehr Reisende als Jäger!
    – Geduld! entgegnete der Doctor, das Land verändert sich nach und nach, und es sollte mich sehr wundern, wenn wir in solchen Hohlwegen, wo etwas Pflanzenwuchs möglich ist, nicht Wild antreffen sollten.
    – Man muß zugeben,

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