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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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freuten sich darauf, einige Stücke solch’ frischen und stärkenden Fleisches mit nach Fort Providence zu bringen.
    Während der ersten Morgenstunden bot die Reise nichts Besonderes. Im Nordosten fing das Land an, sein Aussehen zu ändern. Einige Terrainerhöhungen, die ersten Wellen einer bergigen Gegend, deuteten auf eine andere Axt des Bodens. Dieses Land von Neu-mußte, wenn es nicht ein Continent war, doch eine sehr große Insel bilden; im Uebrigen handelte es sich jetzt nicht darum, diese geographische Frage zu lösen.
    Duk lief weit voraus und stand bald bei der Fährte einer Heerde Bisonochsen; schnell trabte er voraus, und schwand bald den Jägern aus den Augen.
    Diese folgten seinem lauten, deutlichen Gebell, dessen Eifer ihnen verrieth, daß das treue Thier endlich das Ziel ihrer Begierde aufgefunden hatte.
    Sie gingen schneller, und nach etwa anderthalb Stunden trafen sie wirklich auf zwei große und ihrem Aeußern nach wirklich furchterweckende Thiere; diese eigenthümlichen Vierfüßler schienen über Duk’s Angriff sehr verwundert, ohne übrigens zu erschrecken. Sie fraßen eine Art röthlichen Mooses, welches den schneereinen Boden bedeckte. Der Doctor erkannte sie leicht an ihrer geringeren Größe, ihren breiten, an der Basis verbundenen Hörnern, an dem merkwürdigen scheinbaren Fehlen der Schnauze und an ihren kurzen Schwänzen. Der Gesammteindruck dieses Baus hat ihnen bei den Naturforschern den Namen »Ovibos« (Schafochse) erworben, ein Wort, welches also an die beiden Naturen, denen sich dieses Thier anschließt, erinnert. Ein Büschel dicker und langer Haare und ein seiner, brauner, seidenartiger Pelz ist ihnen eigenthümlich.
    Beim Erblicken der Jäger liefen die Thiere sogleich davon, und diese verfolgten sie in vollem Laufe.
    Aber für Leute, die ein halbstündiger Dauerlauf vollkommen außer Athem brachte, war es schwer, sie einzuholen. Hatteras und seine Genossen hielten an.
    »Teufel! sagte Altamont.
    – Teufel ist das richtige Wort, versetzte der Doctor, der kaum Athem schöpfen konnte. Diese Wiederkäuer überlasse ich Ihnen als Amerikaner, aber sie scheinen von ihren Landsleuten nicht die vortheilhafteste Meinung zu haben.
    – Das beweist, daß wir gute Jäger sind«, erwiderte Altamont.
     

    Indessen blieben auch die Bisonochsen, die sich nicht mehr verfolgt sahen, in staunender Haltung wieder stehen. Es war augenscheinlich, daß man sie im Laufen nicht erlangen würde; man mußte sie einzuschließen suchen; das kleine Plateau, auf dem sie jetzt waren, bot sich fast selbst dazu an.
    Die Jäger ließen durch Duk die Thiere necken, während sie in nahen Hohlwegen heranschlichen, das Plateau zu umgehen. Altamont und der Doctor versteckten sich an dem einen Ausläufer desselben hinter Felsenvorsprüngen, während Hatteras, der es von der anderen Seite unvermuthet erstieg, sie ihnen zutreiben sollte.
    Nach einer halben Stunde hatte Jeder seine Stelle eingenommen.
    »Jetzt werden Sie sich nicht widersetzen, sagte Altamont, diese Thiere mit Flintenschüssen zu empfangen?
    – Nein, das ist ehrlicher Krieg«, erwiderte der Doctor, der trotz seiner natürlichen Gutmüthigkeit doch Jäger vom Grunde seiner Seele war.
    So sprachen sie, als sie die Thiere, Duk ihnen auf der Ferse, sich schnell in Bewegung setzen sahen; weiter entfernt rief Hatteras laut und jagte sie nach der Richtung des Doctors und des Amerikaners, die sich bald dieser prächtigen Beute entgegenstellten.
    Sogleich standen da die Ochsen, und da sie vor einem einzelnen Feinde weniger Furcht hatten, so liefen sie gegen Hatteras wieder zurück. Dieser erwartete sie festen Fußes, legte, als sie nahe genug waren, an und gab Feuer, ohne daß seine Kugel, die eines der Thiere mitten auf die Stirn traf, sie im Laufe aufzuhalten vermochte. Der zweite Schuß von Hatteras machte die Thiere nur wüthend; sie stürzten sich auf den entwaffneten Jäger und warfen ihn jählings um.
    »Er ist verloren!« rief der Doctor.
     

    In dem Augenblicke, da Clawbonny diese Worte im Ton der Verzweiflung ausrief, that Altamont einen Schritt voran, um. Hatteras zu Hilfe zu eilen, dann blieb er wieder stehen, im Kampfe gegen sich selbst und seine Vorurtheile.
    »Nein, rief er aus, das wäre ein Schurkenstreich!«
     

    Hatteras durch Altamont gerettet. (S. 422.)
     
    So stürzte er mit Clawbonny schnell nach dem Kampfplatze. Keine halbe Secunde hatte sein Zögern gedauert, aber so wie der Doctor sah, was in der Seele des Amerikaners vorging, so

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