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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erwiderte der Amerikaner, daß wir eine ebenso unbewohnte, als unbewohnbare Gegend durchstreifen.
     

    – O, unbewohnbar, das ist ein großes Wort, versetzte der Doctor, ich glaube nicht an unbewohnbare Gegenden; der Menschh würde, wenn auch zuerst mit Opfern, indem er Generationen hindurch die Hilfsmittel der Landwirthschaftslehre anwendet, auch ein solches Land ertragsfähig machen.
    – Sie glauben das? sagte Altamont.
    – Allerdings! Wenn Sie sich nach den aus dem Kindesalter der Erde berühmten Gegenden, etwa nach Theben, Ninive oder Babylon, begeben, in jene fruchtbaren Thäler unserer Ahnen, so würde es Ihnen unmöglich scheinen, daß dort je hätten Menschen wohnen können; ja, die ganze Atmosphäre ist dort seit dem Verschwinden der Bewohner verdorben. Es ist das ein ganz allgemeines Gesetz der Natur, daß sie diejenigen Oertlichkeiten, welche wir nicht bewohnen, ebenso wie die, welche wir zu dicht bewohnen, unfruchtbar und ungesund werden läßt. Bedenken Sie wohl, daß es der Mensch ist, der sich seine Naturverhältnisse schafft, durch seine Gegenwart, seine Gewohnheiten, seine Industrie, ja ich gehe noch weiter, auch durch seinen Athem; er verändert nach und nach die Ausdünstungen des Bodens und die atmosphärischen Verhältnisse, und er verbessert schon dadurch, daß er athmet. Sonach giebt es wohl unbewohnte, aber nie unbewohnbare Orte.«
    So gingen die Jäger plaudernd, indem sie Naturforscher geworden, immer weiter und erreichten ein weites Thal, in dessen Grunde ein fast eisfreier Fluß sich hinschlängelte; die Lage nach Süden hatte an seinen Ufern und etwas darüber hinaus einige Vegetation hervorgerufen. Der Boden schien mit Lust fruchtbar zu werden; es hatte nur einiger Zoll Erde bedurft, um ergiebig zu sein. Der Doctor machte auf dieses deutliche Streben aufmerksam.
    »Sehen Sie, sagte er, könnten sich nicht einige unternehmende Colonisten zur Noth in diesem Thale niederlassen? Mit Fleiß und Ausdauer würden sie noch etwas ganz Anderes daraus machen; ich sage nicht etwa, Felder, wie in den gemäßigten Zonen, aber doch ein Land, das sich sehen lassen könnte. Ah, wenn ich mich nicht täusche, giebt es hier auch vierfüßige Bewohner! Die Schelme kennen die fetten Gegenden.
    – Wahrhaftig, rief Altamont, sein Gewehr in Stand setzend, da sind Polarhasen.
    – Warten Sie noch, sagte der Doctor, Sie hitziger Jäger! Die armen Thiere denken gar nicht an die Flucht. Lassen wir sie in Ruhe; sie kommen auf uns zu!«
    In der That näherten sich drei bis vier junge Hasen, die sich in der niedrigen Haide und dem frischen Moose tummelten, den drei Männern, die sie gar nicht zu fürchten schienen; mit sorglos lustigen Sprüngen, welche Altamont fast entwaffneten, kamen sie heran.
    Bald waren sie dem Doctor zwischen den Füßen, der sie mit der Hand streichelte und sagte:
    »Warum auf Geschöpfe Feuer geben, welche zu freundlichem Verkehr mit uns herankommen? Der Tod dieser kleinen Thiere wäre uns doch unnütz.
    – Sie haben Recht, Doctor, meinte Hatteras, wir wollen sie schonen.
    – Und jene Schneehühner, die auf uns zufliegen, rief Altamont; und die Schnepfen, die dort auf ihren langen Beinen einherstolziren!«
    Ein ganzes Volk von Federvieh erschien vor den Jägern, ohne Ahnung der Gefahr, welche nur der Doctor noch beschwor. Selbst Duk verhielt sich verwundert ganz ruhig.
    Es war ein merkwürdiges, fast rührendes Schauspiel, die hübschen Thiere einherlaufen, hüpfen und umherflattern zu sehen; sie setzten sich auf die Schultern des guten Clawbonny, legten sich ihm zu Füßen und boten sich selbst den ungewohnten Liebkosungen desselben dar; sie schienen ihr Bestes zum Empfange der fremden Gäste zu thun, die zahlreichen Vögel stießen Freudenschreie aus, riefen immer einer den anderen, und bald kamen von allen Seiten noch mehr herzu. Der Doctor glich einem leibhaftigen Liebhaber. Die Jäger setzten, immer von der zutraulichen Gesellschaft gefolgt, ihren Weg an den feuchten Ufern des Flusses hinauf weiter fort, und als sie das Thal verließen, bemerkten sie eine Heerde von acht bis zehn Rennthieren, welche einige kümmerliche unter dem Schnee noch halb verborgene Flechten abweideten. Die graziösen stillen Thiere boten einen prächtigen Anblick mit ihrem gezahnten Geweih, welches das Weibchen ebenso stolz wie das Männchen trug; ihr scheinbar wolliger Pelz verlor schon das winterliche Weiß und tauschte dafür die graubraune Färbung für die Sommerzeit ein. Sie schienen ebensowenig scheu

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