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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zusammenwirken zwischen Menschen, die so weit von ihrem Vaterlande verlassen sind. Seine Worte, seine Thränen, seine Zärtlichkeiten, Alles kam aus dem Grunde seines Herzens.
    Doch beruhigte er sich endlich, nachdem er Hatteras und Altamont wohl zwanzig Mal umarmt hatte.
    »Und nun, sagte er, an’s Werk, an’s Werk! Da ich als Jäger zu Nichts gut gewesen bin, so wollen wir meine Fähigkeiten auf anderer Seite benutzen!«
    Er ging daran, den Ochsen auszuweiden, den er »den Ochsen des Versöhnungs-Opfers« nannte, und machte das so geschickt, daß er vielmehr einem Arzte glich, der eine sorgsame Section vornimmt.
     

    Die versöhnten Rivalen. (S. 425.)
     
    Lächelnd sahen ihm die Gefährten zu. Nach wenigen Minuten hatte der gewandte Operateur etwa einen Centner appetitlichen Fleisches herausgeschnitten, das er in drei gleiche Theile theilte; Jeder belud sich mit einem derselben, und zurück ging es nach Fort Providence.
    Um zehn Uhr Abends erreichten die Jäger, von den schiefen Strahlen der Sonne beleuchtet, Doctors-House, wo Johnson und Bell sie mit einer guten Mahlzeit erwarteten.
    Aber noch bevor sie sich zu Tische setzten, rief der Doctor, auf seine beiden Jagdgenossen zeigend:
    »Mein alter Johnson, ich hatte einen Engländer und einen Amerikaner mitgenommen, nicht wahr?
    – Ja wohl, Herr Clawbonny, erwiderte der Rüstmeister.
    – Nun, und zurück bringe ich zwei Brüder!«
    Freudig reichten die beiden Seeleute Altamont die Hände; der Doctor erzählte ihnen, was der amerikanische Kapitän für den englischen gethan hatte, und diese Nacht beherbergte das Eishaus fünf wahrhaft glückliche Menschen.
Achtzehntes Capitel.
Die letzten Vorbereitungen.
    Am anderen Tage wechselte die Witterung; es ward wieder kalt; Schnee, Regen und Wirbelstürme folgten einander mehrere Tage hindurch.
    Bell war mit der Schaluppe fertig; sie entsprach vollkommen dem Zwecke, dem sie dienen sollte; in Bordhöhe zum Theil verdeckt, konnte sie mit ihrem Fockmast und Klüverbaum auch bei schwererem Wetter See halten; dabei erlaubte ihre Leichtigkeit, sie auf dem Schlitten mitzunehmen, ohne dem Hundegespann zu schwer zu sein.
    Endlich vollzog sich in dem Polarmeere eine für die Ueberwinternden immerhin sehr wichtige Veränderung. Die Eishausen in der Mitte der Bai singen an sich in Bewegung zu setzen; die höheren, schon unterminirt durch das fortwährende Anprallen, brauchten nur noch einen kräftigen Sturm, um sich vom Ufer loszureißen und schwimmende Eisberge zu bilden. Doch wollte Hatteras nicht die Beseitigung des ganzen Eisfeldes erwarten, um den Ausflug anzutreten. Da die Reise über Land gemacht werden sollte, that es nicht viel Eintrag, ob das Meer frei war oder nicht; er setzte also die Abreise auf den 25. Juni fest; bis dahin sollten alle Vorbereitungen vollkommen beendigt sein. Johnson und Bell beschäftigten sich mit der Instandsetzung des Schlittens, dessen Gestell verstärkt wurde, und verfertigten neue Schneeschuhe. Die Reisenden suchten für ihren Ausflug die wenigen Wochen schöner Witterung zu benutzen, welche die Natur diesen hochnördlichen Gegenden zutheilt. Die Beschwerden mußten da leichter zu ertragen, etwaige Hindernisse besser zu besiegen sein.
     

    Einige Tage vor der Abfahrt, am 20. Juni, zeigte das Eis verschiedene offene Stellen, die man benutzte, um die Schaluppe bei einer Spazierfahrt nach Cap Washington zu erproben. Frei war das Meer freilich noch lange nicht, doch zeigte es keine feste Oberfläche mehr und eine Fußwanderung über die geborstenen Eisfelder wäre unmöglich gewesen.
    Dieser halbe Tag Schifffahrt gestattete, die guten nautischen Eigenschaften der Schaluppe schätzen zu lernen.
    Auf ihrer Rückfahrt waren die Reisenden Zeugen eines merkwürdigen Vorfalls. Es war die Jagd eines gewaltigen Bären auf eine Robbe; Ersterer war offenbar zu sehr in Anspruch genommen, um die Schaluppe zu bemerken, denn er würde nicht verfehlt haben, sie zu verfolgen. Er befand sich an einem Loch im Eisfelde, durch welches die Robbe jedenfalls entschlüpft war, auf der Lauer. Der Bär erwartete ihr Wiedererscheinen mit der Geduld eines Jägers oder vielmehr eines Fischers, denn er fischte ja in Wahrheit.
    Schweigend, ohne Bewegung, ja, ohne jedes Lebenszeichen, lag er auf dem Anstand.
    Plötzlich aber begann sich die Oberfläche des Wassers zu bewegen; die Amphibie tauchte zum Athemholen empor; der Bär streckte sich der Länge nach auf das Eis hin und legte die Tatzen rund um das Loch.
    Einen Augenblick

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