Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras
einem Kautschukboot ab. Er nahm mit sich den Quartiermeister des Nordstern, drei Matrosen, Madden, David Hook und mich. Wir vermutheten, Sir Edward Belcher möchte sich in der Nähe des Cap Beecher im Norden des Canals befinden. Wir fuhren also in unserm Schlitten in dieser Richtung, und hielten uns dabei nahe am östlichen Ufer. Am ersten Tag campirten wir drei Meilen vom Cap Innis; am folgenden Tag machten wir Halt auf einem Eisblock, etwa drei Meilen vom Cap Bowden. Während der Nacht, die übrigens taghell war, entschloß sich der Lieutenant Bellot, da das Land nur drei Meilen entfernt war, dort sein Lager zu nehmen. Er versuchte zweimal in dem Kautschukboot hinüber zu setzen, aber beidemal trieb ihn ein heftiger Südostwind zurück; Harvey und Madden waren glücklicher, sie hatten sich mit einem Seil versehen, um den Schlitten in Verbindung mit der Küste zu halten. Mit Hilfe dieses Seils wurden drei Gegenstände hinübergeschafft; aber bei einem vierten Versuch fühlten wir, daß unser Block sich in Bewegung setzte. Herr Bellot rief seinen Gefährten zu, das Seil loszulassen, und so wurden wir, der Lieutenant, David Hook und ich, weit von der Küste abgetrieben.
In dem Augenblick wehte der Wind heftig aus Südost, und es schneite. Aber wir liefen noch nicht große Gefahr.
– Nachdem wir unsere Gefährten aus dem Gesicht verloren, suchten wir zuerst Schutz unter dem Zelt unseres Schlittens, aber vergebens; darauf begannen wir mit unseren Messern uns ein Obdach in das Eis zu schneiden. Herr Bellot setzte sich eine halbe Stunde und sprach mit uns über die Gefahr unserer Lage; ich sagte ihm, daß mir nicht bange sei. ›Unter Gottes Schutz, sprach er, wird kein Haar von unserem Kopfe fallen.‹ Es war sechs Uhr und ein Viertel Vormittags am 18. August. Herr Bellot packte seine Schriften zusammen, und sagte, er wolle nachsehen, wie das Eis schwimme. Kaum war er vier Minuten weg, als ich, ihn zu suchen, um den Eisblock ging, worauf wir uns geborgen hatten; aber ich konnte ihn nicht sehen, und als ich zu unserem Obdach zurückkehrte, gewahrte ich seinen Stock auf der anderen Seite einer etwa fünf Klafter breiten Spalte, wo das Eis völlig gebrochen war. Ich rief ihn, erhielt aber keine Antwort. In dem Augenblick wehte der Wind sehr stark. Ich suchte weiter rings um den ganzen Block, konnte aber von dem armen Lieutenant keine Spur entdecken.
– Und was vermuthen Sie? fragte der Doctor gerührt.
– Ich denke mir, daß, als Herr Bellot unser Obdach verließ, der Wind ihn in diese Spalte trieb, und da sein Paletot zugeknöpft war, konnte er nicht schwimmen, um wieder an die Oberfläche zu kommen! Ach! Herr Clawbonny, das ist der ärgste Schmerz, den ich erlebt habe! Ich wollte es nicht glauben!
Dieser brave Officier ein Opfer seines Diensteifers! Denn, wissen Sie, um den Instructionen des Kapitäns Pullen zu folgen, wollte er noch vor dem Eisgang an’s Land setzen! Ein wackerer Mann, von Jedermann an Bord geliebt, dienstwillig, muthig! Ganz England hat ihn beweint, und selbst die Eskimos, als sie vom Kapitän Inglefield seinen Tod vernahmen, riefen mit Thränen wie ich: armer Bellot!
– Aber Sie, Johnson, mit Ihren Kameraden, fragte der Doctor gerührt, wie sind Sie wieder an’s Land gekommen?
– Wir, mein Herr, das hatte wenig auf sich; wir blieben noch vierundzwanzig Stunden auf dem Eisblock, ohne Nahrung und Feuer; aber endlich trafen wir auf ein Eisfeld, das auf einer Untiefe festsaß.
Vorwärtsbewegung durch Rudern. (S. 166.)
Darauf sprangen wir, und mit Hilfe eines Ruders, das wir noch hatten, zogen wir einen Eisblock bei, der uns zu tragen fähig war, und sich wie ein Floß lenken ließ. So haben wir das Ufer erreicht, aber leider allein!«
Inzwischen war der Forward an dieser unheimlichen Küste vorüber gekommen, und Johnson verlor die Stelle der Katastrophe aus dem Gesicht. Am folgenden Tag ließ man rechts die Bai Griffin, und zwei Tage nachher die Caps Grinnel und Helpmann; endlich, am 14. Juli fuhr man um die Spitze Osborn herum, und am 15. ankerte die Brigg in der Bai Baring am Ende des Canals. Die Fahrt war nicht sehr schwierig; Hatteras fand das Meer fast ebenso eisfrei, wie einst Belcher, als er mit dem Pionnier und L’Assistance bis zum siebenundsiebenzigsten Grade fuhr und da sein Winterlager nahm. Dies war bei seinem ersten Winteraufenthalt von 1852 bis 1853, dann im folgenden Jahre, nahm er von 1853 bis 1854 sein Quartier in dieser Bai Baring, wo der Forward
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