Reiterferien am Meer
mitbekommen habe.Vielleicht kann ich zur Verwirklichung deines Traums beitragen. Wie wäre es, wenn ich Tante Di dazu brächte, dich auf Tearaway reiten zu lassen?“
„Auf Tearaway reiten?“, wiederholte Don, und er starrte mich so fassungslos an, als habe er soeben eine Stimme aus dem Jenseits gehört. „Das … das wäre einfach … Klasse!“
„Ich bin wirklich froh, dass ihr so gut mit Carol und Don auskommt“, sagte Tante Di ein paar Tage später, als Babs und ich das Frühstücksgeschirr abtrockneten. „Ich finde Rowlands ausgesprochen nett!“
„Steve ist wirklich ein toller Mensch.“ Ruhig stellte Babs einen weiteren Teller auf den Stapel.
„Das kann man wohl sagen“, pflichtete die Tante ihr bei. „Und die Ausritte auf Golden Boy machen ihn ausgesprochen glücklich. Hoffentlich tut er sich dabei nichts an; nur zu leicht könnte er es übertreiben.“
„Du hast Steve – Herrn Rowlands, meine ich – richtig gern, nicht wahr, Tante Di?“, fragte Babs, während sie einen Teller noch einmal ins Wasser tauchte, um ihn anschließend umso blanker zu putzen. Dabei warf sie mir einen verschmitzten Blick zu.
„Ja, ich habe ihn ausgesprochen gern“, gab Tante Di zu, und man merkte ihr eine gewisse Verlegenheit an. „Er hat einige Eigenschaften, die ich prächtig finde. Und außerdem teilen wir beide so mancherlei Interessen.“
„Ich fände es wundervoll, wenn irgendwann Hochzeitsglocken läuten würden“, scherzte ich fröhlich. „Frau Di Rowlands – das klingt nicht schlecht!“
Tante Di zuckte sichtlich zusammen, brachte aber doch ein Lächeln zustande.
„Ihr würdet euch gut ausnehmen als Brautjungfern“, gab sie zu. „Aber mehr möchte ich darüber nicht sagen; auf keinen Fall dürfen Rowlands spüren, dass jemand von uns romantische Gefühle hegt.“
„Natürlich sagen wir kein Wort!“, versprach Babs. „Denkst du etwa, wir möchten eine sich anbahnende Verbindung stören?“
„Ihr Racker!“, fuhr Tante Di in komischem Zorn auf, als wolle sie dahinter ihre wahren Gefühle verbergen. Dann warf sie einen Blick auf die Wanduhr. „Himmel!“, rief sie. „In zehn Minuten bin ich mit Steve verabredet. Wir wollen in Hambury Einkäufe machen, unter anderem beim Sattler einen geeigneten Zaum für Tearaway kaufen.“
Tearaway! Dons geheime Sehnsucht fiel mir ein.
Mein Stichwort war gefallen. Würde es mir gelingen, dem Jungen zu helfen?
„Wie fändest du es, Tante Di, wenn Don Tearaway für dich zuritte?“, fragte ich, während ich das Handtuch aufhängte. „Ich glaube, es gibt nichts, was er lieber täte.“
„Wie kommst du darauf?“, fragte die Tante überrascht. „Hat er dir so etwas gesagt?“ Sie schaute mir so fest in die Augen, dass ich mir wie ertappt vorkam. Warum sollte ich lügen?
„Hm, ja“, gab ich zu. „Aber er wollte nicht, dass ich es weitersage.“
„Nun, anderer Leute Sachen gehen einen nichts an“, meinte Tante Di. „Doch dass Don sehr an Tearaway hängt, das habe ich selbst schon ohne besondere Bemühungen bemerkt. Vermutlich weiß er, dass sein Vater ihm zutraut, ein guter Springreiter zu werden.“ Sie seufzte auf. „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ich wette, dass Don sich bereits als Teilnehmer des Großen-Preis-Springens sieht!“
Sie trocknete sich die Hände ab, nahm die Handtasche von der Kommode, holte den Lippenstift hervor und machte sich vor dem Wandspiegel sorgfältig zurecht. Zum ersten Mal sahen wir, dass Tante Di Wert auf Make-up legte. Babs zwinkerte mir zu.
„Jedenfalls werde ich Don bitten, Tearaway für mich zuzureiten“, sagte die Tante nun. „Dabei verrate ich natürlich nicht, dass du mir einen Wink gegeben hast. Vermutlich wagt er nicht, mich direkt zu fragen, weil er mir die Peinlichkeit einer Ablehnung ersparen möchte. Und das gefällt mir an dem Jungen.“
An jenem Morgen war Babs an der Reihe, Tearaways Box zu säubern. Die Hilfe, die ich ihr anbot, lehnte sie ab.
„Reite lieber mit, wenn Don sich auf Tearaway versucht“, meinte sie. „Vielleicht hat er Unterstützung nötig.“
„Prima, Babs!“, jubelte ich. „Du bist eine wirkliche Freundin.“
Damit rannte ich glücklich in den Stall.
Als ich kurz darauf auf Misty zur Übungswiese ritt, sah ich gerade, wie Don Tearaways Zaumzeug ordentlich verschnallte. Dann legte er den Sattel auf, schloss die Schnalle des Gurtes und schob ihn sorgfältig so, dass er ja nicht zu stramm saß oder das Fell rieb. Mit vor Begeisterung hochrotem Kopf schwang
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