Reiterhof Birkenhain 04 - Ein starkes Team
wenn das Thermometer unter 50 Grad anzeigt?« Bastian sah ihn fragend an. »Dann kann doch nichts mehr passieren.« »Und ob«, klärte Herr Jensen ihn auf. »Was glaubst du, wie schnell das Heu schimmelt - bei der Feuchtigkeit im Inneren. Also - alles runterholen.«
»Und was machen wir mit den Heubergen auf dem Hof?«, wollte Axel Rakete wissen. »Die können ja schlecht hier liegen bleiben. Die verschmutzen doch.« Herr Jensen hatte sich schon unterwegs seine Gedanken gemacht. »Welche Weide ist am stärksten abgegrast?«, fragte er seinen Reitlehrer-Assistenten.
»Die Friesenwiese.«
»Okay. Dann schafft das Heu auf diese Weide. In langen Reihen ausbreiten. Schmale Reihen. Schön locker. So, wie ihr es von Heuwiesen kennt.«
Das feuchte Heu musste dann täglich gewendet werden. Morgens und nachmittags. Wenn es ganz trocken war, sollte Harry mit seiner Heupresse kommen und es direkt auf der Friesenwiese wieder in Ballen pressen.
Kai Jensen lieh sich Bennos Handy und berichtete Harry alles über die Heukatastrophe auf den Anrufbeantworter.
Montag würde Harry zurück sein. Dann konnte er sich gleich um die Sache kümmern. Das heißt, nachdem er sich beruhigt hatte. Denn dass er beim Abhören der Nachricht erst einmal aus allen Wolken fallen würde, so viel stand ja wohl fest. Seine- unzuverlässige Aushilfe würde er sicher gleich rauswerfen.
»Na toll«, sagte Luisa und musterte die Heuberge. »Das alles mit Schubkarren auf die Wiese schaffen - da sind wir ja bis Weihnachten beschäftigt.«
Benno machte einen vernünftigen Vorschlag. Er wollte riesige Abdeckplanen der Feuerwehr bringen. Man warf das Heu einfach in die Mitte und zog die Plastikfolie über den Sand-Auslauf auf die Weide.
Das sparte viel Zeit.
Eine Reitschülerin, die zum Longenunterricht bei Axel Rakete kam, erschien völlig verschüchtert in der Tür zur Stallgasse. Sie hatte den Rettungswagen und die Leute ringsherum vom Birkenweg aus gesehen. Nun erwartete sie grauenvolle Unfallszenen.
Man konnte sehen, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel, als sich alles als harmlos herausstellte.
»Alles Gute, Chef.« Axel Rakete streckte ihm die Hand hinunter auf die Trage. »Kundschaft. Ich muss arbeiten. Sie sehen, hier läuft alles.«
Der Humanmediziner verabschiedete sich gleichfalls und ging zu seinem Rasenmäher zurück.
Kai Jensen ließ sich noch Flecken-Paula und Fuchsi zeigen und unterschrieb krakelig einige Überweisungsformulare. Benno guckte nach seinem Friesen Brinkum. Dann war die »Besuchszeit« vorbei. Benno brachte den Stallbesitzer zurück ins St. Martin.
Auf dem Reiterhof aber kehrte an diesem Samstag noch lange keine Ruhe ein. Ganz im Gegenteil.
Im Laufe des Nachmittags schleppten die Helfer, deren Zahl auf mehr als 20 anwuchs, die restlichen 160 Heuballen vom Boden herunter. Der Hof war bis zum letzten Pflasterstein mit Heubergen bedeckt. Ein großer Teil der Ballen wurde entlang der Wände aufgeschichtet. Man hatte keinen Platz mehr, um das Innere locker auseinander zu pflücken.
Zwischendurch erschienen die Mütter von Conny Clasen, Bastian Bachmann, Imke Zavelstein, die Oma von Luisa Steffen sowie der Vater von Jule Ahrend. Sie machten sich Sorgen, weil keiner der Jugendlichen seit dem Morgen zu Hause gewesen war.
Die fünf erwiesen sich als brauchbar. Nachdem sie von der Heu-Story gehört hatten, brachten sie ganze Körbe mit belegten Brötchen, Äpfeln und Bananen. Sogar Jules Eltern, die sich sonst kaum im Stall blicken ließen, machten bei der Aktion mit, was Jule ihnen hoch anrechnete.
Frisch gestärkt zogen die Gerlach-Zwillinge, Imke Zavelstein und Nicky, die sich vom Wald her wieder in das Allergie-Gebiet vorgewagt hatte, auf die Friesenwiese. Sorgfältig sammelten sie die Pferdeäpfel von der Weide ab.
Als Benno gegen 19 Uhr die Abdeckplanen brachte, war die gesamte Wiese sauber abgeharkt.
Zwei Stunden dauerte es gut und gerne, bis der Inhalt aller Ballen auf der Friesenwiese verteilt worden war. Immerhin - insgesamt 300 Stück! Zu viert zerrten die Helfer die beladenen Plastikplanen voll hinüber und leer zurück. Jedes Mal unter großem Gelächter.
Nicht, dass die Arbeit besonders lustig war. Aber Blaumann machte sie zu einer Lachnummer.
Wie von Sinnen tobte der Stallkater auf dem Heu herum. Stolzierte mit hochgerecktem Schwanz über die Ladung, sprang plötzlich mit einem geschmeidigen Sprung ins Gras, fegte hinter den Mädchen her und schlug mit den Pfoten nach überhängenden Halmen.
Dabei sah der
Weitere Kostenlose Bücher