Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer
gut, soll ich ausrichten. Sallys Hufeisen ist schon wieder dran.« Axel Rakete, der zweite Reitlehrer der Reitschule Birkenhain, übernahm eine Woche Unterricht und Stallarbeit.
Henning Harms setzte zurück, stoppte dann aber auf Geheiß von Herrn Jensen ein zweites Mal.
»Axel fragte noch, ob jemand von euch mit einer Frau Mühlberg telefoniert hat.« Er schrie gegen den Dieselmotor an. »Ulrike Mühlberg. Aus Krefeld.«
»Keine Ahnung«, rief Conny zurück. Sie wurde nicht einmal rot. Inzwischen war sie abgebrüht, wenn es um das Thema Mühlberg/Ankum ging.
Als der Traktor außer Sichtweite war, wisperte Luisa: »1:0 für dich, Conny. War ja deine Idee, Ankum nach Westerdeich mitzunehmen.«
Im Esszimmer mühten sich die Drillinge gerade mit Möbelrücken ab, als Conny und die anderen zum Abendbrot hineinstürmten.
»Hierher«, winkte Rita und breitete eine große, blaue Lacktischdecke aus. »Wir haben für uns einen Achtertisch zusammengeschoben.«
»Das Königszimmer ist auch fertig«, berichtete Ronja. »Da stehen jetzt drei Doppelbetten.«
Jule reckte einen Daumen hoch. »Perfekt.«
Neben den Hamburger Mädchen und den Drillingen waren noch zwei Stühle frei. Anna und Jasmin sollten sich dazusetzen, meinte Frau Harms.
Während die anderen knapp 30 Mädchen sich ihre Plätze aussuchten, verteilten die Betreuerinnen Brot, Käse und Aufschnitt. Und große Glaskrüge mit Zitronentee.
»Das kann ich nicht trinken«, sagte Jasmin, als ihr Tisch an der Reihe war, und zeigte auf den Tee.
»Davon muss sie brechen«, grinste Jule.
»Ehrlich?« Astrid sah das blond gelockte Mädchen an. Vorhin hatte sie der Kleinen beim Stiefelausziehen geholfen und gemerkt, dass sie sich nichts zutraute und ständig Angst hatte.
Jasmin nickte ernsthaft.
»Ach du Schande«, sagte Astrid. »Na gut, ich koche dir Kamillentee.«
Nach dem aufregenden Tag hatten alle einen Bärenhunger.
»Wenn das meine Mutter sehen könnte«, sagte Jule kauend, »dass ich schon die dritte Scheibe Brot esse. Zu Hause kriege ich nie etwas herunter.«
Antje Harms klopfte an ein Glas und sagte, sie wolle jetzt den Ablauf des Ferienkurses erklären. Danach stellte sie noch einmal Franziska, genannt Franzi, und Astrid als Betreuer vor.
»Betreuer - das hört sich an, als ob man uns nicht allein lassen könnte, weil wir nicht ganz richtig ticken«, beschwerte sich Conny. Kann man die beiden nicht anders nennen?«
»Soll mir recht sein«, sagte Frau Harms. »Also bitte -dann macht mal Vorschläge.«
»Alpha-Hund«, schlug Anna vor.
»Was ist das denn?«
Die Frage kam von vier Tischen gleichzeitig.
Anna stöhnte auf. »Mann, was wisst ihr eigentlich? So nennt man den stärksten Hund in einem Rudel. Das ist doch ein brutal guter Name.«
»Alpha-Hund - du hast sie wohl nicht alle.« Franziska tippte sich gegen die Stirn.
»Außerdem sind wir hier die Alpha-Hunde, also die Bosse«, sagte Henning Harms und verkniff sich ein Grinsen. »Meine Frau und ich.«
»Schutzengel«, piepste Jasmin und himmelte Astrid an. »Das ist schön«, fand Antje Harms. »Aber vielleicht etwas zu schön. Engel sind unsere Betreuerinnen ja auch nicht immer, stimmt's, ihr beiden?«
»Ich weiß noch etwas - Leithammel.« Die freche Anna kicherte.
Franzi stemmte die Arme in die Seiten. »Kann man hier vielleicht endlich mal etwas essen?«, fragte sie. »Oder verbringen wir den Abend mit Ratespielen?«
Weil niemandem bis zum Abräumen des Geschirrs ein guter Name einfiel, hießen die Betreuerinnen weiterhin Betreuerinnen.
5. Kapitel
Cool, diese Ponys
Wie von Sinnen rannte Jasmin die letzten Meter zum Gatter zurück. Ihr Gesicht war kreidebleich.
»Geht weg, geht weg«, schluchzte sie, während sie sich durch die Holme des Tors zur Wiese zwängte. Hektisch fuchtelte sie mit den Armen herum, als ob sie gefährliche Killerbienen vertreiben wollte. Erst als Jasmin auf der anderen Seite stand, auf dem Hof, wagte sie wieder richtig zu atmen. So hatte sie sich den ersten Morgen ihrer Reiterferien nicht vorgestellt.
Dabei waren ihr nur zwei nette, kleine Shettys nachgelaufen. Abwehrmaßnahmen waren nicht mehr nötig, denn Felix und Rambo standen ja inzwischen auf der anderen Seite des Zauns. Man sah den Ponys die Enttäuschung regelrecht an. Warum hörte ihr zweibeiniger Spielpartner mitten im schönsten Jagen auf?
Einen Moment streckten sie die Köpfe noch abwartend zwischen den Zaunpfosten hindurch. Dann schätzten sie weiteres Warten offenbar als sinnlos ein. Sie
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