Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer
drehten Jasmin je ein weißes und ein schwarzes Hinterteil zu und trotteten zurück auf die Wiese. Dort tummelten sich noch genug andere Menschen, mit denen sie spielen konnten.
Astrid kam vom Ende der Wiese angelaufen. Der erste Tag der Ferienkurse war immer so turbulent wie heute. Nichts klappte. Mehrere Dutzend anderer Reitermädchen mühten sich gerade auf der Wiese ab ihre Pflegepferde zu finden.
»Komm mit, du kannst direkt neben mir bleiben«, bot Astrid an. Jasmin machte drei Schritte rückwärts. Astrid hielt dem verängstigten Mädchen ihre Hand hin. »Neben mir kann dir gar nichts passieren. Die Pferde beißen nicht. Ehrlich.«
Jasmin blieb stehen und presste die Lippen zusammen. Nichts in der Welt würde sie dazu bringen, diese Wiese noch einmal zu betreten. Nicht einmal ihr »Schutzengel«.
»Na gut.« Astrid seufzte. »Heute hole ich dir deinen Felix, weil's der erste Tag ist. Aber morgen musst du mitkommen.«
Sie bückte sich nach dem Felix-Strick, den Jasmin beim Laufen weggeworfen hatte. Felix würde heute nicht das letzte Pferd sein, das sie einfangen musste.
In der Mitte der Weide liefen ihr Geraldine, Aline und Rahel in die Arme. Unverrichteter Dinge kamen sie mit Stricken in den Händen vom »Ponyholen« zurück. Weder Rambo noch Winner noch Sepp waren mitgekommen.
»Den Strick konnte ich zwar gerade so einhaken«, sagte Rahel, »aber dann hat der Rambo wie verrückt gebuckelt.« Das Ende vom Lied - der Panikhaken löste sich und weg war das schwarze Pony.
Selbst Anna musste klein beigeben. Sie gesellte sich zu den anderen und schnitt eine Grimasse. »Zorro hat es faustdick hinter den Ohren. Ich kriege ihn einfach nicht zu fassen.«
Automatisch zogen alle ihre Köpfe ein, als Anna den Strick heftig durch die Luft schlenkerte. »Kaum bin ich nahe rangekommen, trabte er drei Meter weg.«
Astrid lachte. »Ja, die Ponys. Die machen jedes Mal eine große Show, wenn Neue kommen. Wenn sie euch erst kennen, geht es leichter. Ihr werdet schon sehen.«
Die Mädchen schlossen sich Astrid an und siehe da - sie war bei den Ponys bestens bekannt. Zuerst ließen sich Zorro, Sepp und Winner fangen. Zum Schluss auch Rambo und Felix.
Mascha schaffte es ganz allein, die kleine Schimmelstute Tecky zum Mitkommen zu überreden. Anna raufte sich die Haare.
»Warum kriegt Mascha das so brutal gut hin?«, wollte sie wissen. Demütigend, wenn ein jüngeres Mädchen mehr Erfolg hatte als sie.
»Tecky gilt nicht«, sagte Astrid. »Dieses Pony ist so lieb und brav, das hält man kaum aus.«
Anna war vorübergehend zufrieden. Aber dann sah sie, wie Teresa und Benita mit den Holsteiner Pferden Lombard und Rinaldo von der Wiese kamen...
»Das ist brutal schlecht«, quiekte sie. »Da! Noch zwei, die es schaffen. Und das mit so großen Pferden.«
Das kratzte an ihrem Selbstbewusstsein. Doch Astrid wollte auch Lombard und Rinaldo nicht recht gelten lassen.
»Großpferde«, erklärte sie, »sind meistens mehr mit Menschen zusammen als Ponys und gehorchen einfach besser. Ponys sind oft den ganzen Sommer auf der Wiese unter sich. Klar, dass die sich gern Frechheiten herausnehmen.«
»Aber zum Glück nur beim Einfangen«, lachte Franzi, deren Mädchengruppe mit Pferden an den anderen vorbeitrottete. »Beim Putzen und Satteln sind Ponys einfach praktischer. Weil sie kleiner sind.«
Vor der Reithalle wurden alle Ponys und Pferde an einer langen Stange festgebunden. Franziska hatte Recht -von diesem Zeitpunkt an gaben die Ponys Ruhe. Wohlig schnaubend blinzelten sie in den wolkenlosen Himmel und genossen Striegel und Bürste auf ihrem Fell. »Komm, Jasmin.« Aufmunternd nickte Astrid dem blonden Mädchen zu, das sich in die Reithalle verkrochen hatte und nach draußen linste. »Felix wartet.« Zögernd näherte Jasmin sich dem weißen Mini-Pony, ihren Jutebeutel fest unter den Arm gepresst. Umständlich kramte das Mädchen das Putzzeug heraus. Mit langem Arm setzte Jasmin die Bürste aufs Fell. Als Felix zuckte, weil er eine Fliege vertreiben wollte, zog sie ihre Hand sofort zurück. Immerhin versuchte sie es ein paar Mal aufs Neue.
»Schon ganz gut«, lobte Franziska.
Astrid schlenderte an der Stange entlang und begutachtete die Putzergebnisse. Bei Jasmin blieb sie stehen. »Jetzt die Hufe sauber kratzen.« Sie beugte sich zu Felix' linkem Vorderfuß herunter und hob ihn an.
»Das kann ich nicht.« Entsetzt ließ Jasmin den Hufkratzer fallen und sprang zur Seite. »Davon muss ich brechen.«
»Gibt es auch etwas,
Weitere Kostenlose Bücher