Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall
überrascht.
Die Nervis konnten es also nicht gewesen sein. Wer dann? Luisa begann zu zittern.
»Hast du was?«, fragte Bastian. Er bemerkte, dass das Blut aus Luisas Gesicht gewichen war. »Du siehst aus wie ein totenbleicher Poltergeist.«
Jule und Conny gesellten sich dazu.
»Also, Luisa Steffen, war hier etwas los?«, fragte Conny und packte ihre Freundin am Arm.
Bevor Luisa sich eine Antwort überlegen konnte, zog Mia-Mathilde Gerlach die Aufmerksamkeit auf sich. Jammernd kam sie die Stallgasse hinauf.
»Wer hat meine Reitweste gesehen? Die neue schwarze? Sie ist weg.« Der Gerlach-Zwilling wandte sich an Luisa. »Du warst doch die ganze Zeit im Stall. Hat sich jemand hier herumgetrieben? Ein Fremder?«
Luisa wurde heiß. Sie verschluckte sich bei der Antwort und hustete.
»Äh ... nein ... niemand.«
Plötzlich kam ihr die Sache mit dem Vampirbesuch blöd vor. Sollte sie vielleicht sagen: »Ja, Mia-Mathilde, hier war vorhin tatsächlich ein Fremder. Allerdings kein lebender Mensch, sondern ein Vampir. Er hing in der Heuluke und hat mich bedroht. Möglich, dass er deine Reitweste geklaut hat. Vampire sind ja klasse Reiter und können schwarze Westen sicher gut gebrauchen.«
Die anderen würden sich ausschütten vor Lachen. »Aber die Weste ist weg«, sagte Mia trotzig. »Und gestern Abend hing sie noch an der Box.« Argwöhnisch musterte sie Luisa. »Du warst ganz allein im Stall. Hast du sie etwa? Lass mich mal in deinen Rucksack gucken.«
Sie wollte zur Bank mit den Rucksäcken gehen, da stellte sich Bastian ihr in den Weg.
»Spinnst du?«, fuhr er Mia an. »Traust du Luisa etwa zu, dass sie stiehlt?«
Man merkte Mia-Mathilde an, dass sie es nicht so gemeint hatte, aber entschuldigen wollte sie sich bei Luisa auch nicht. »Sie war die Einzige, die hier war ...«, murmelte Mia mit rotem Kopf und machte, dass sie zu ihrer Nervi-Schwester nach draußen kam.
»Mein Vampirumhang ist auch verschwunden«, rief Conny aufgebracht hinter ihr her. »Aber deswegen beschuldige ich noch lange keinen.«
Die Voltikinder wurden von ihren Müttern gebracht. Luisa lief zu Paula, dem Voltigierpferd, um es aufzu-trensen. Das Thema »Fremder im Stall« schnitt sie an diesem Tag nicht mehr an.
Mias Reitweste tauchte bis zum Abend nicht wieder auf.
3. Kapitel
Deckenterror
Das Pferd war kaum zu bändigen. Mit hohen Bocksprüngen stürmte es an der Longe durch die Reithalle, buckelte, bockte und schüttelte sich.
»Teeerab, Paula, Teeerab.« Reitlehrer Axel Rakete, der die Longe hielt, blieb trotz des heftigen Pferdes gelassen. Er senkte seine Stimme. »Ruhig, Paula... Teeerab.« Aber Flecken-Paula trabte nicht. Dabei genügte es sonst schon, wenn man »Teee...« sagte, und das kluge Voltigierpferd ging in die geforderte Gangart über. Heute nicht. Fünf Voltigierkinder zwischen sechs und acht Jahren in blauen Sweatshirts und schwarzen Leggings drängten sich an der Bande zusammen. Gespannt verfolgten sie Axels Versuche, das Pferd zu bändigen.
Auf der Tribüne hockten zwei zierliche achtjährige Mädchen, Lara und Marlene, neben ihren Müttern und wischten sich die Tränen ab. Die hellen Sägespäne auf ihren blauen Pullis sprachen eine deutliche Sprache: Lara und Marlene waren von Flecken-Paula heruntergefallen. »Luisa soll kommen«, rief Axel über die Schulter, als er Bastian und Jule entdeckte. Bis in die Stallgasse hatten die beiden den Lärm gehört und waren neugierig an der Hallentür erschienen. Luisa hörte ihren Namen und stellte die Mistforke ab. Sie lief zur Reithalle und beugte sich über die Bande.
»Warum turnt denn keiner? Ist hier etwas los?«
»Das frage ich dich«, rief Axel aus der Mitte der Halle herüber. Paula ging inzwischen Schritt, galoppierte aber immer wieder ein paar Sprünge an. »Erst hat sie Lara abgesetzt, dann Marlene. Kaum, dass die auf ihrem Rücken standen. Hast du etwas am Voltigurt gesehen? Scharfe Kanten oder so?«
Luisa schüttelte den Kopf. »Mensch, Axel, das hätte ich dir doch gesagt! Ich komme mal rein.«
Sie öffnete die Bandentür einen Spalt und schlüpfte in die Halle.
»Und Haaalt.«
Axel senkte die Peitsche und legte die lange Longenleine zusammen, als Luisa näher kam.
Die Knabstrupper Stute Paula drehte sich sofort zu ihrem Lieblingsmenschen. Sie stand jetzt still und Luisa konnte ihre Backen tätscheln. Die Stute schien sich zu beruhigen. Doch dann ... Luisa strich ihr gewohnheitsmäßig über Widerrist und Rücken, da zuckte Paula zusammen und
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