Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule
Lunte? Hatte er jemanden bemerkt?
Plötzlich stieß Markmann den Fotografen zur Seite und rannte zum Zaun. Er umklammerte die Stäbe, stieß sich vom Boden ab und zog sich hoch. Erst rutschte er ab, aber dann kletterte er mit einer Geschicklichkeit, die man dem bulligen Mann nicht zugetraut hätte, nach oben.
Von einer Sekunde zur anderen war es mit der Stille im Garten vorbei. Vier, fünf oder sechs Männer stürmten aus ihren Verstecken hinter Sträuchern und Bäumen hervor - die Polizei!
»Der türmt. . .«, rief einer. »Zugriff.«
Der Schnellste bekam Markmanns Fuß zu fassen, doch der versetzte dem Polizisten einen Tritt und schwang sich über den Zaun. Im nächsten Moment sprang Markmann auf die Straße, hetzte weiter. Jetzt erreichte er den Carport.
Bastian stockte der Atem.
»Mach nichts auf eigene Faust«, hatte Herr Clasen ihm eingeschärft. Aber sollte er den Mistkerl Markmann entkommen lassen? Und zusehen, wie der Mann, der Unglück über Reiterhof und Pferde brachte, davonlief? Das schoss Bastian sekundenschnell durch den Kopf. Nichts in der Welt konnte ihn dazu bringen, tatenlos hinter seiner Wand zu verharren.
Bastian ließ sein Bein vorschnellen, als Markmann vorbeirannte. Mit lautem Fluchen stolperte Markmann über den Fuß. Er verlor das Gleichgewicht und schlug lang in den Schnee. Da waren auch schon die Polizisten über ihm. Einer hielt Markmanns Arme auf dem Rücken fest.
»Sie sind festgenommen«, sagte er. »Ich mache Sie auf Ihre Rechte aufmerksam . . .«
Er half Markmann auf die Beine und betete ihm den vorgeschriebenen Text über seine Rechte vor. Markmann starrte in den Schnee und schwieg.
Ein weiterer Polizist kam dazu. Er gehörte zu der Spezialeinheit und trug einen blauen Koffer mit Zubehör für Giftproben.
»Sieh an«, sagte er zu Markmann, »wen haben wir denn hier?«
Bastian, der die ganze Zeit mit klopfendem Herzen dabeigestanden hatte, sah den Beamten erstaunt an.
»Sie kennen den?«
Der Polizist nickte. »Das will ich meinen.«
Dann stutzte er, musterte Bastian und nahm ihn beiseite. »Sag mal, hast du uns angerufen? Und uns den Hinweis mit der Giftübergabe gegeben?«
»Ja.
»Das war ein klasse Tipp. Der Mann ist ein alter Bekannter der Polizei. Schon seit 20 Jahren. Mehr darf ich leider nicht sagen, du weißt ja, Dienstgeheimnis, Datenschutz . ..«
Er setzte seinen Koffer ab.
»Aber ob Herr Jensen unseren Reiterhof behalten darf, das müssen Sie uns sagen. Bitte ...«
Das war Conny.
Auch Jule und Luisa standen auf einmal am Tatort. Im Zelt hatten sie es nicht mehr ausgehalten. Als sie aufge-regte Stimmen hörten und »Sie sind festgenommen«, erlaubte Herr Clasen ihnen endlich zum Tollkirschenweg zu laufen.
»Sagen Sie doch, dass Markmartn unseren Reiterhof nicht erben darf, wo er doch ein Verbrecher ist.« Luisa zupfte an der Jacke des Polizisten.
Der lachte und wiegte den Kopf. »Ich bin kein Richter... aber euer Freund«, er zeigte auf Bastian, »hat mir die Story mit dem Testament erzählt und wie der alte Bauer bedroht wurde. Die Sache sieht gut aus für euch. Sehr gut.«
Er linste nach hinten, beugte sich dann zu den Mädchen herunter und flüsterte: »Unter uns: Ihr könnt zu 99,9 Prozent sicher sein, dass ihr euren Reiterhof behaltet. So, nun muss ich mich aber um Markmann und das Gift kümmern.«
Einige Minuten herrschte noch Unruhe vor dem Haus, dann kam ein Streifenwagen und holte Markmann ab. Ein zweiter Polizeiwagen nahm den Fotografen als Zeugen mit. Der hatte sofort nach dem Zugriff der Polizei seine Kamera aus der Jacke hervorgeholt und in einem fort Bilder geschossen.
»Super, Herr Dotter«, rief Bastian ihm nach. »Danke.« Wenig später lag wieder Stille über dem Tollkirschenweg. Nur der zertrampelte Schnee auf dem Gehweg zeugte davon, dass sich hier kurz zuvor ein Drama abgespielt hatte.
Auf einmal hellten Autoscheinwerfer die halbdunkle Straße auf. Ein Wagen nach dem anderen kam näher und fuhr rechts heran. Die Jugendlichen wichen an Markmanns Zaun zurück. War der Spuk noch nicht zu Ende?
Doch dann gingen die Autotüren auf - und wer stieg aus? Die Mütter von Conny und Bastian, Jules Eltern, Luisas Oma, ja sogar Wilma Löwe war dabei, obwohl sie eigentlich nicht mehr Auto fahren sollte wegen des Babys. Und ganz hinten ...
»Ich werde verrückt«, sagte Jule, »guckt mal, da drüben. Herr Jensen ist auch da. Und Ulrike Mühlberg. Woher wissen die das mit der Giftübergabe?«
Ulli Clasen nahm beide Hände hoch und
Weitere Kostenlose Bücher