Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule
von dem Testament. Und dass Birkenhain verschwinden soll. Immerhin - sie ging heute gleich zu Herrn Jensen.«
»Und . . . was ist das für eine gigantische Nachricht?« Luisa trat gespannt von einem Bein auf das andere. »Haltet euch fest: Der Bauer hat dieser Frau Dunkhard einmal gesagt, dass jemand ihm Rattengift ins Essen mischen will...«
»Markmann«, sagte Luisa wie aus der Pistole geschossen. Ihre Backen glühten mit Jules um die Wette. Bastian lehnte sich an die Wand.
»Eins begreife ich nicht«, sagte er. »Warum rückt die Frau Dunkhard erst jetzt damit heraus? Das hätte sie doch gleich bei der Polizei anzeigen müssen!«
Jule zuckte die Schultern.
»Sie sagt, viele alte Leute sind leider total verwirrt. Jeder zweite, den Frau Dunkhard pflegt, hat Angst vor Gift im Essen. Ohne Grund. Aber nachdem sie nun von dem Testament des Bauern weiß, sieht Frau Dunkhard die Giftbedrohung natürlich mit anderen Augen.«
Jule ging weiter zur Box von Deichgraf und stellte ihm den Wassereimer vor die Hufe. Sie drehte sich aus der Hocke zu Bastian um.
»Frau Dunkhard hat Markmann zweimal bei dem Bauern getroffen. Und sie erinnert sich, dass der alte Mann danach völlig durcheinander war. Sie traut Markmann zu, dass er den Bauern tatsächlich mit Gift erpresst hat. Jetzt will sie das Gericht anrufen. Ihr hättet Herrn Jensen sehen sollen - er war total aus dem Häuschen.«
Luisa strich sich mit beiden Händen das schneenasse Haar aus dem Gesicht.
Freu dich nicht zu früh, warnte eine innere Stimme. Schon ein paar Mal hatte sie geglaubt, kurz vor der Lösung des Problems zu stehen, aber immer war es ein Irrtum gewesen.
»Frau Dunkhard glaubt also, dass Markmann den Bauern richtig bedroht hat?«, fragte Luisa. »Bis der aus lauter Angst ein Testament machte, in dem Markmann den Reiterhof erbt?«
»Genau.«
Bastian rieb sich das Kinn. »Ja . . . das ist toll. Aber wie sollen wir das beweisen?«
Darüber hatte Jule schon nachgedacht.
»Die alten Zeitungsartikel sind doch super Beweisstücke«, sagte sie eifrig. »Die Richter lesen, dass Markmann Rattengift besessen hat. Das heißt zwar nicht direkt, dass er den Bauern bedroht hat - aber wenn wir noch Strychnin in Markmanns Haus fänden, dann wäre er geliefert.« »Zumindest müsste er eine gute Ausrede haben, warum er tödliches Gift lagert«, sagte Luisa.
»Richtig.«
Bastian stimmte zu. »Die Sache hat nur einen Haken:
Um Gift zu finden, müsste man erst mal Markmanns Grundstück auf den Kopf stellen. Aber der Mann wird uns wohl kaum zu einer Hausbesichtigung einladen...« Einen Moment hatte Jule ihre Augen von Deichgraf genommen.
Diese kleine Unaufmerksamkeit nutzte das Pferd, um mit dem leeren Plastikeimer Fußball zu spielen. Plötzlich polterte es hinter Jule - Deichgraf hing mit einem Vorderhuf hinterm Henkel fest. Er stampfte auf, um sich zu befreien, und schnaubte furchtsam.
»Ach, du Armer.«
Jule langte nach dem Eimer und fingerte vorsichtig den Henkel über den Huf. Sie warf Bastian den leeren Eimer zu und schob dem braunen Wallach ein Leckerli ins Maul.
»Du hast ja richtig in der Falle gesessen. Tut mir Leid.« Auf einmal wurde Bastian hellhörig. Er drückte den Plastikeimer an sich und fragte Jule: »Was hast du gerade gesagt?«
»Ich? Tut mir Leid, glaube ich.«
»Quatsch. Davor.«
»Vergessen.«
Bastian stellte den Eimer ab und fasste Jule an beiden Schultern.
»Mensch, Jule.«
Auf einmal klang seine Stimme ganz feierlich. »Du hast das Zauberwort gesagt: Falle. Das ist die Lösung. Wir stellen Markmann eine Falle.«
»Und wie soll das funktionieren?«
»Wir erwischen ihn auf frischer Tat dabei, wenn er sein Gift verkauft. ..«
10. Kapitel
Die Falle
In den nächsten Nächten bekamen Jule, Bastian, Conny und Luisa nicht viel Schlaf.
Statt gemütlich im warmen Bett zu liegen, saßen die vier am Schreibtisch - natürlich jeder in seinem Zimmer -, um sich eine Falle für Markmann auszudenken.
Noch vor der Schule trafen sie sich drei Tage nacheinander zur Besprechung im Reitstall.
Erwartungsvoll erzählten sie Kai Jensen ihre Pläne. Der hörte sich alle Vorschläge in Ruhe an, aber statt in lauten Jubel auszubrechen, sagte er einmal »zu gefährlich«, einmal »hirnverbrannt«, einmal »abwegig«.
Aber dann kam endlich der Tag, an dem eine Wende eintrat.
Ulli Clasen hatte mit seiner Umweltgruppe das Internet durchforstet, um mehr über Sondermüllverschiebung
und heimlichen Giftverkauf zu finden. Als er zu Hause darüber
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