Religionen der Menschheit – Das EBook Weltreligionen sciebooks.de (German Edition)
Dialog, aber auch eine inklusive Vereinnahmung nahe.
4. Förderung von Frieden und Einheit unter den Menschen , also die Überwindung bestehender Konflikte und die Vermeidung von Religionsstreit.
5. Die Übereinstimmung von Religion und Wissenschaft bewahren, also von einer Ergänzung der Perspektiven auszugehen statt einer fundamentalistischen Leugnung oder materialistischen Verabsolutierung wissenschaftlicher Erkenntnisse.
6. Die Gleichberechtigung von Frau und Mann auch in allen Fragen der Religionsausübung.
7. Abbau von Hass und Vorurteilen wie sie heute als „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ erforscht und diskutiert werden.
8. Verwirklichung des Weltfriedens nicht als erst endzeitliche Hoffnung sondern als konkreten, gesellschaftlich-religiösen Auftrag.
9. Bildung und Erziehung für alle Menschen fördern. Da Frauen als die Erzieherinnen der je nächsten Generation betrachtet werden, ist bei ungenügenden Ressourcen der Bildung der Mädchen sogar Vorzug zu geben.
10. Sozialethisches und –karitatives Engagement. Bahai sind dazu aufgerufen, Not zu lindern und die Reform ungerechter Wirtschaftsstrukturen einzufordern.
11. Förderung einer gemeinsamen Welthilfssprache und –schrift. Nach diversen Diskussionen und Versuchen hat sich dabei auch innerhalb der Gemeinschaft Englisch durchgesetzt, das in der Bildungsarbeit der Bahai aktiv empfohlen und vermittelt wird .
12. Einrichtung eines Weltschiedsgerichtes , das in Zukunft Konflikte zwischen Staaten schlichten, weltweites Recht aber wo nötig auch mit eigenen Polizei kräften durchsetzen soll.
8.5 Führt nur eine Religion ins Paradies?
Obgleich die Bahai eine eigene Botschaft verkünden und durchaus hoffen, weitere Anhänger zu gewinnen, behaupten sie keinen „Heilsexklusivismus“. Das heißt, sie vertreten nicht, dass Gott alle Nicht-Bahai von sich weisen werde. Glauben und Taten der Menschen seien Ihm aber auch nicht egal – sie vertreten keinen „Heilsrelativismus“. Stattdessen schaue Gott in gerechter Weise auf Herz und Handlungen aller Menschen, das Mitwirken auch von Nicht-Bahai auf dem Wege zur dreifachen Einheit sei also auch für die Betreffenden segensreich. Diese Haltung, die auch Anders- und ggf. gar Nichtglaubenden den Himmel öffnet, insofern sie sich in Überzeugungen, Werten und Werken auf die Wahrheit zubewegen, wird „Heilsinklusivismus“ genannt.
Und die große Überraschung ist: Bei näherer Betrachtung ist der Heilsexklusivismus die gewachsene Lehrauffassung nicht nur der Bahai, sondern aller Weltreligionen!
Beginnen wir mit dem Judentum: Juden nehmen zwar eine besondere Erwählung im Sinne einer Beauftragung durch Gott an, behaupten aber ausdrücklich nicht, dass alle Nichtjuden von Gott verstoßen würden. Vielmehr beten bereits zu Tempelzeiten auch gottglaubende Nichtjuden in einem Vorbereich und die frühen Rabbiner entfalten die Lehre des „Noachidischen Bundes“, nach dem sich Gott im Zeichen des Regenbogens allen Menschen und Lebewesen zuwende. Daher halten Juden die Mission für unnötig und weisen auch Konversionswillige darauf hin, dass niemand Jude werden müsse, um vor Gott zu bestehen: Wer etwa die Noachidischen Gebote einhalte, könne „Anteil an der kommenden Welt“ erhalten.
Wie aber ist es mit dem Christentum? Haben nicht christliche Kirchen über Jahrhunderte hinweg allen Nichtc hristen und auch Abtrünnigen, schließlich sogar einander mit H ölle und Tod gedroht? Ja, haben sie (und tun es teilweise noch) – doch auch hier hat sich die Theologie mit guten Gründen in Bibel und Jesustradition längst weiter entwickelt. So erkannte die größte, christliche Kirche – die katholische Kirche unter dem Papst von Rom – im Zweiten Vatikanischen Konzil und damit dem höchst en Lehramt offiziell an, dass auch andere Christen, Juden, Muslime und Andersglaubende vor Gottes Gericht Bestand haben können. Und auch über Nichtglaubende heißt es im von Papst und Bischöfen gemeinsam beschlossenen dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“:
„Die göttliche Vorsehung verweigert auch denen das zum Heil Notwendige nicht, die ohne Schuld noch nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind, jedoch, nicht ohne die göttliche Gnade, ein rechtes Leben zu führen sich bemühen. Was sich nämlich an Gutem und Wahrem bei ihnen findet, wird von der Kirche als Vorbereitung für die Frohbotschaft
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