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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Schicksals überlassen.
    „Tut mir leid", sagte sie.
    Einen Augenblick dachte sie schon, er glaube ihr. Seine Hände, die so hart und schwer auf ihren Schultern lagen, lockerten den Griff. Aber dann schnaubte er nur und sagte:
    „Das tut dir bestimmt nicht leid."
    Die Ironie dabei war, dass es ihr tatsächlich leidtat, oder leidgetan hatte. Sie hatte durchaus ein wenig Mitleid für ihn empfunden, doch damit war es sofort vorbei, als seine Hände sich an ihre Kehle schoben.
    „Das hat er mir angetan", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „vor allen Leuten."
    Lieber Gott, wollte er sie erwürgen? Annabels Atem ging rascher, jeder Muskel in ihrem Körper war zur Flucht angespannt. Doch Lord Newbury war bestimmt doppelt so schwer wie sie; trotz aller Panik würde es ihr nicht gelingen, ihn abzuwerfen.
    „Ich heirate Sie", platzte sie heraus, gerade als er die Hände fester über ihrer Luftröhre zusammenzog.
    „Was?"
    Annabel würgte und keuchte und brachte keinen Ton hervor, sodass er den Griff wieder lockerte.
    „Ich heirate Sie", flehte sie. „Ich gebe ihm den Laufpass.
    Und dann heirate ich Sie. Bitte bringen Sie mich nicht um."
    Lord Newbury begann laut zu lachen, worauf Annabel einen panischen Blick zur Tür warf. Er würde noch alle aufwecken, genau das, wovor er sie gewarnt hatte.
    „Dachtest du, ich würde dich umbringen?", fragte er und nahm tatsächlich eine Hand von ihrem Hals, um sich eine Lachträne aus dem Auge zu wischen. „Ach, ist das komisch."
    Er war verrückt. Das war alles, was Annabel denken konnte, nur dass sie wusste, dass er nicht verrückt war.
    „Ich bring dich nicht um", sagte er und klang dabei immer noch höchst amüsiert. „Ich wäre doch der Erste, auf den der Verdacht fiele, und auch wenn ich nicht glaube, dass ich bestraft werden würde, wäre die ganze Sache doch höchst lästig."
    Lästig. Mord. Vielleicht war er doch verrückt.
    „Ganz zu schweigen davon, dass es andere junge Damen abschrecken könnte. Du bist nicht die Einzige, auf die ich ein Auge geworfen habe. Stinsons Jüngste hat vielleicht obenrum nicht so viel zu bieten, aber ihre Hüften schauen schon robust genug für eine Schwangerschaft aus. Außerdem redet sie nur, wenn man das Wort an sie richtet."
    Weil sie erst fünfzehn ist, dachte Annabel wild. Lieber Gott, er will ein Kind heiraten.
    „Sie zu pflügen würde mir nicht halb so viel Spaß machen wie dich, aber dazu brauche ich ja keine Frau." Er beugte sich hinunter. Seine Augen glühten in der Dunkelheit. „Vielleicht nehme ich mir dich ja doch noch."

    „Nein", wimmerte Annabel, bevor sie es sich noch überlegen konnte. Und natürlich lächelte er und weidete sich an ihrer Furcht. Er hasste sie, erkannte sie. Er hasste sie, genau wie er Sebastian hasste. Blind, grundlos.
    Gefährlich.
    Doch als er sich zu ihr herabbeugte und sein Gesicht ganz nah an ihres heranschob, hob er den Unterleib von ihrer Hüfte und ihrem Bauch. Annabel keuchte kurz auf, erkannte, dass dies möglicherweise ihre einzige Chance war, und ließ ihr Knie angezogen nach oben schnellen. Sie erwischte ihn zwischen den Beinen, und er heulte vor Schmerz auf. Da sie ihn damit noch nicht völlig kampfunfähig gemacht hatte, wiederholte sie die Bewegung, womöglich noch härter, und hob die Arme und begann ihn von sich zu schubsen. Lord Newbury stieß einen schrecklichen Schrei aus, doch Annabel brachte ihr Knie ein drittes Mal nach oben, diesmal, um ihn mithilfe der Beine von sich zu schieben, und schließlich warf sie ihn ab und sprang aus dem Bett.
    Mit dumpfem Knall und unter lautem Fluchen fiel er auf den Teppich. Annabel lief auf die Tür zu, doch er packte sie am Knöchel.
    „Lassen Sie mich ... los!", stieß sie hervor.
    Seine Antwort lautete: „Du kleine Schlampe."
    Annabel zog und zerrte, doch er legte die andere Hand um ihren Unterschenkel und hielt sie fest, versuchte gar, sich an ihr hochzuziehen.
    „Loslassen!", schrie sie. Wenn sie sich aus seinem Griff befreien könnte, wäre sie in Sicherheit. Wenn sie schneller als ein Truthahn laufen konnte, dann sicher auch schneller als ein, wie ihre Großmutter es ausgedrückt hatte, übergewichtiger Edelmann.
    Sie ruckte heftig, hätte sich beinahe befreit. Beide stürz-ten nach vorn, Lord Newbury rutsche dabei über den Teppich wie ein scheußliches gestrandetes Seeungeheuer. Annabel wäre beinahe gestolpert, glücklicherweise war sie der Wand nahe genug, dass sie sich mit ausgestreckten Armen abstützen

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