Rendezvous im Hyde Park
sie, noch während er sich in ihr bewegte. Ihre Hüften hoben sich beinahe vom Bett, als er sie gefunden hatte, und dann streichelte und liebkoste er sie, angestachelt von ihrem immer rascher gehenden Atem. Sie packte ihn bei den Schultern, krallte sich dort mit angespannten Fingern fest, und als sie seinen Namen rief, war es, als flehte sie ihn an.
Sie begehrte ihn.
Sie bat um Erlösung.
Und er schwor sich, dass er sie ihr geben würde.
Er senkte den Kopf zu ihren Brüsten, leckte und knabberte daran. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er sie überall gleichzeitig liebkost, und vielleicht empfand sie genau wie er, denn gerade als er dachte, er könne sich keine Sekunde mehr zurückhalten, bäumte sie sich unter ihm auf.
Ihre Finger gruben sich in seine Haut, und sie spannte sich um ihn an, bebend, immer fester. Sie war so eng, ihre Muskeln so kraftvoll, dass sie ihn beinahe hinausgedrängt hätte, doch er stieß noch einmal zu, und bevor er es sich versah, hatte er sich bereits in ihr verströmt, hatte den Höhepunkt im selben Augenblick erreicht, als sie sich von ihrem zu erholen begann.
„Ich liebe dich", sagte er und schmiegte sich von hinten an sie. Er zog sie an sich, bis sie wie zwei Löffelchen in einer Schublade lagen, dann schloss er die Augen und schlief ein.
Zu dieser Jahreszeit ging die Sonne früh auf; als Annabel die Augen öffnete und auf die Uhr an ihrem Bett sah, war es erst halb sechs. Im Zimmer war es immer noch recht dunkel, und so schlüpfte sie aus dem Bett, zog einen Morgenmantel an und ging zum Fenster, um die Vorhänge zu öffnen. Ihre Großmutter mochte ja stillschweigend erlaubt haben, dass Sebastian die Nacht in ihrem Zimmer verbrachte, doch Annabel wusste, dass er nicht mehr hier sein durfte, wenn das Haus erwachte.
Ihr Zimmer ging nach Osten, und so blieb sie einen Augenblick am Fenster stehen, um den Sonnenaufgang zu genießen. Am Himmel waren noch die lila Farbtöne der Nacht zu sehen, doch am Horizont malte die Sonne bereits einen Streifen strahlenden Orange- und Rosarots.
Und von ganz unten kroch auch schon eine Spur Gelb herauf.
Das schräge Licht der Dämmerung. Sie hatte den Roman von Mrs Gorely immer noch nicht ausgelesen, aber die erste Zeile hatte sich irgendwie in ihrem Gedächtnis festgesetzt. Sie gefiel ihr. Sie verstand sie. Eigentlich hatte sie dem Sehsinn nie viel Bedeutung beigemessen, aber etwas an dieser Beschreibimg hatte eine Saite in ihr zum Erklingen gebracht.
Hinter sich hörte sie Sebastian im Bett rascheln, und sie drehte sich um. Er schien sich gerade wachzublinzeln.
„Es ist Morgen", sagte sie lächelnd.
Er gähnte. „Beinahe."
„Beinahe", stimmte sie zu und drehte sich wieder zum Fenster um.
Sie hörte ihn noch einmal gähnen, und dann kroch auch er aus dem Bett. Er stellte sich hinter sie, schloss die Arme um sie und stützte das Kinn auf ihrem Kopf ab. „Was für ein schöner Sonnenaufgang", sagte er.
„Der Himmel hat sich schon so verändert, nur in den wenigen Augenblicken, die ich nun schon zusehe."
Sie spürte, wie er nickte.
„Um diese Jahreszeit sehe ich die Sonne so gut wie nie aufgehen", sagte sie und spürte, wie sich ein Gähnen in ihr ausbreitete. „Es ist immer noch so früh."
„Ich dachte, du wärst eine Frühaufsteherin."
„Bin ich auch. Aber nicht so früh." Sie drehte sich in seinen Armen um und sah zu ihm auf. „Und du? So etwas sollte man von seinem zukünftigen Ehemann schon wissen."
„Nein", sagte er sanft, „wenn ich die Sonne aufgehen sehe, dann weil ich zu lang aufgeblieben bin."
Sie hätte beinahe einen Scherz gemacht, dass er sich wohl zu lang draußen herumtrieb und auf zu viele Ge-sellschaften ging, doch der resignierte Blick in seinen Augen ließ sie innehalten. „Weil du nicht schlafen kannst", sagte sie.
Er nickte.
„Letzte Nacht hast du aber geschlafen", sagte sie, als sie an seinen langsamen, gleichmäßigen Atem dachte. „Du hast ziemlich tief geschlafen."
Er blinzelte, und auf seiner Miene malte sich Überraschung. Und vielleicht auch ein wenig Staunen. „Das stimmt tatsächlich, nicht?"
Impulsiv stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Vielleicht ist es ein neuer Anfang für dich."
Er sah sie mehrere Augenblicke an, als wüsste er nicht recht, was er sagen sollte. „Ich liebe dich", erklärte er schließlich und drückte ihr einen weichen, sanften, liebevollen Kuss auf die Lippen.
„Gehen wir nach draußen", meinte er
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