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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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trat in den Gang, der geradeaus führte. Benny und ich folgten ihm durch die trübe Dunkelheit zwischen den Hecken, die weit über unsere Köpfe hinausragten. Ein merkwürdiger Geruch lag in der Luft, eine Mischung aus Katzenpisse und Blut, der in meine Nase und Kehle drang und mich zum Husten brachte. Der Strahl von Johnsons Taschenlampe bildetet die einzige Lichtquelle. Nicht ein Geräusch durchdrang die Stille. Es herrschte eine düstere und bedrückende Atmosphäre.
    Wir gingen zügig vorwärts, und wenn sich die Gänge gabelten, nahmen wir mal die eine, mal die andere Abzweigung, ohne dabei ein bestimmtes System zu verfolgen. Immer wieder stießen wir auf Sackgassen, und unser Frust stieg mit jedem blockierten Gang, der uns zum Umkehren zwang. Ab und zu kamen wir an kleinen Gebäuden vorbei, deren Eingänge von Säulen mit Friesen flankiert wurden. Sie verliehen den Bauten das Aussehen heidnischer Tempel.
    Als wir das erste Mal auf ein solches Gebäude stießen, ließ Johnson den Strahl der Taschenlampe darüberwandern. Die Fresken wetteiferten in ihrer Profanität mit denjenigen Pompejis. Sie zeigten riesige Phallus-Symbole, demütige Frauen und in Kamasutra-Stellungen vereinte Paare. Als wir den Tempel betraten, fanden wir das Innere leer vor – bis auf einen Haufen Knochen und den Gestank von verwesendem Fleisch, der sich in tödlichen Schwaden ausbreitete. Mir wurde übel. Auch Johnson würgte. Wir stolperten rückwärts wieder hinaus und setzten schweigend unseren Weg fort.
    Nach einer sehr langen Zeit – wir wurden langsam müde, und ich hatte bereits die letzte Rolle Bindfaden angebrochen – erreichten wir einen offenen Platz. In der Mitte des Areals stand eine größere Version der Schlachthäuser entlang der Wege, und die offene Tür des Gebäudes wirkte wie ein gähnender Schlund aus undurchdringlicher Schwärze. Aus dem Inneren drang ein leiser, schmerzverzerrter Schrei. Ich ließ die Einkaufstüte fallen, und wir näherten uns vorsichtig dem Tor ins Unbekannte.
    Drinnen stießen wir auf einen Tunnel, der stetig in die Tiefe führte und aus dem das Rasseln von Ketten und erneut ein gedämpfter Schrei drangen. Dicht beisammen betraten wir den Tunnel, Benny vorneweg, Johnson in der Mitte und ich gleich dahinter. Die gewölbte Decke endete nur Zentimeter über unseren Köpfen, die Wände waren schwarz und glatt wie Glas, und der Boden unter uns wirkte wie Lavagestein.
    Je weiter wir hinabstiegen, desto wärmer wurde es. Ich fühlte, wie mir der Schweiß in Bächen den Rücken hinabrann, und auch Johnson zog seine Jacke aus und warf sie zu Boden. Das Rasseln der Ketten kehrte in regelmäßigen Abständen wieder, begleitet von einem dumpfen, metallischen Geräusch, als würde in einem großen Uhrwerk ein kleines Rädchen weiterspringen. Schließlich erschien ein rotes Glühen am Ende des Tunnels. Wir drängten uns dicht an die Wände, angsterfüllt vor dem, was vor uns lag, denn die Schreie wurden mit jedem Kettenklimpern lauter. Als wir das Ende des Tunnels erreicht hatten, bot sich uns ein grauenvoller Anblick.
    In einem großen, höhlenartigen Raum war eine Folterkammer eingerichtet worden. An den Wänden hingen Ketten, und auf einem blutbefleckten Tisch waren Peitschen und Messer ausgestellt. Auf einem großen Rad, das aussah wie die qualvollen Folterbänke der Inquisition, lag Tallmadge in Silberketten gefesselt. Das Rad drehte sich alle paar Sekunden um nur wenige Millimeter weiter, aber jede Drehung streckte seinen Körper, so dass die Sehnen und Muskeln gedehnt wurden und seine Knochen knackten. Tallmadge warf einen verschleierten Blick in unsere Richtung und würgte die Worte hervor: »Sie ist hier.«
    Neben der grauenvollen Maschine lag ein langer Kasten offen auf dem Boden. Vermutlich war es derjenige, den Tallmadge vor ein paar Tagen aus dem Club mitgenommen hatte. Darin befand sich nicht etwa das Gewehr eines Attentäters, sondern die langen, spitzen Pflöcke, die bei jedem Vampirjäger zur Grundausstattung gehörten.
    Plötzlich hörten wir eine weitere Stimme. Jenseits des Folterapparats befand sich eine riesige hölzerne Tür. Davor war die Gräfin erschienen, flankiert von zwei Höllenhunden, gigantischen Kreaturen mit drei Köpfen und dem Schwanz einer Schlange. Aus ihren Mäulern tropfte Blut, und ihre Augen wurden von einem lodernden Feuer erhellt. Die Gräfin trug einen silberfarbenen Gymnastikanzug. Ihre Lippen leuchteten knallrot, ihre Haare schimmerten weiß, und ihre Augen

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