Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
davon hält, dass ihr Bruder im Krieg gestorben ist und Daniel lebend zurückkommt und plötzlich die Friedenspfeife raucht. Aber gerade habe ich einen Volltreffer gelandet. Ich habe sie mit meinen Vermutungen konfrontiert, und sie hat Angst bekommen, große Angst. Statt zu leugnen, ist sie davongerannt. Falsche Antwort . Ich bin mir ganz sicher, dass sie es ist. Haben Sie denn irgendetwas gegen Sie in der Hand?«
Er antwortete zunächst nicht. »Es existieren einige Mitschnitte von Telefongesprächen nach Washington«, sagte er schließlich.
Ich war nicht sonderlich beeindruckt und ließ ihn das auch wissen. »Joe Daniel ist Kongressabgeordneter und hat ein Büro und Angestellte in Washington. Das ist wohl Grund genug, dort anzurufen.«
Johnson sah mich mit müden Augen an. »An den Telefonaten an sich ist auch nichts Verdächtiges. Das Problem ist nur, dass die Leute, die sie anruft, zum gegnerischen Lager gehören.«
»Sie möchten nicht zufällig ein paar Namen nennen?«, fragte ich mit deutlich größerem Interesse.
»Nein. Und es würde auch nicht helfen, wenn ich es täte.«
»Natürlich würde es das«, widersprach ich.
Er warf mir einen halb mitleidigen, halb verärgerten Blick zu. »Hören Sie, Miss Urban, ich werde Ihnen jetzt ein paar traurige Dinge über das Leben erzählen, nur für den Fall, dass Sie sie noch nicht kennen. Zwei und zwei ergibt noch lange nicht vier. Namen helfen uns einen Scheißdreck.« Er zog einen Papierbecher aus der Halterung des Wasserkühlers, füllte ihn und trank ihn mit einem Schluck aus. Dann sprach er weiter.
»Ein Geständnis würde uns schon sehr viel weiter bringen. Nehmen wir zum Beispiel an, Miss Chavez hat Angst, dass Daniels Eingeweide bei dem Attentat auf ihren schicken Hosenanzug spritzen, und beschließt aus einem plötzlichen Gefühl der Reue, alles auszuplaudern. Dann hätten wir etwas in der Hand. Helfen würde auch, wenn der Typ, dem Miss Chavez Bericht erstattet, mit runtergelassenen Hosen erwischt wird und sein Schwanz dabei an einem Ort steckt, wo er ganz und gar nicht hingehört. Und dieser Ort sollte möglichst derart schlimm sein, dass der Typ ganz schön zappeln muss, um nicht im Gefängnis zu landen. Ohne ein Geständnis können wir nichts beweisen. Glauben Sie allen Ernstes, dass diese Leute in all ihrer Gerissenheit und mit ihren Verbindungen dumm genug sind, eine Spur aus Kekskrümeln für uns zu hinterlassen? Oder dass der Killer einen Scheck mit der Unterschrift seines Auftraggebers in der Tasche hat?« Er zerknüllte den leeren Papierbecher in der Hand.
Bevor ich etwas Schnippisches erwidern konnte, klingelte mein Handy. Ich erkannte die Nummer von Cormac.
»Was gibt’s, Cormac?«
»Die Gräfin ist gerade im Central Park vorbeigeschlendert.«
Es rauschte in der Leitung, daher verstand ich ihn kaum.
»Kannst du ein bisschen lauter sprechen?«, bat ich ihn.
»Ich bin in der Luft.« Das erklärte den schlechten Empfang. »Ich verfolge sie gerade.«
»Wo ist sie jetzt?« Ich presste krampfhaft den Hörer ans Ohr, um ihn besser zu verstehen.
»Sie fährt in einem schwarzen Wagen Richtung Lincoln Tunnel.« Er schrie förmlich ins Telefon. »Ich bin nicht schnell genug, um mit ihr mitzuhalten! Benny sagte etwas von einem Haus in Jersey. Vielleicht fährt sie dorthin.«
»Ich kümmere mich darum«, sagte ich.
»Sag Benny Bescheid. Sie nimmt das Ganze ziemlich persönlich«, sagte er und klang ziemlich außer Atem.
»Ich weiß. Kannst du J darüber informieren, was wir vorhaben?«
»Geht klar. Ich muss jetzt Schluss machen!«, schrie er.
Ich klappte das Handy zu und ging Richtung Tür. Moses Johnson hatte ich vollkommen vergessen.
Er mich jedoch nicht. Eine starke, schwarze Hand schloss sich um meinen Arm. »Wo wollen Sie hin?«
Ich blickte demonstrativ auf die Hand. Er ließ jedoch nicht los, sondern verstärkte den Griff.
»Ich muss gehen«, sagte ich.
»Das sehe ich. Was ist aus Ihrem Vorschlag geworden, Informationen auszutauschen? Wir hatten eine Abmachung, falls Sie sich noch daran erinnern. Ich gebe Ihnen etwas, Sie geben mir etwas. Ich konnte es nicht vermeiden, beide Parteien dieses Telefongesprächs mit anzuhören. Wer ist die Gräfin, und warum verfolgen Sie sie?«
»Das ist eine lange Geschichte. Und ich habe im Moment keine Zeit, sie zu erzählen«, sagte ich und zog an meinem Arm.
Er ließ jedoch immer noch nicht los und lächelte nur kalt. »Sie nehmen sich die Zeit«, sagte er.
Ich starrte ihn wütend an, sah
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