Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
aber keine andere Möglichkeit, als ihm die Wahrheit zu berichten – oder zumindest eine Version davon. »Ich muss nach New Jersey. Möglicherweise hält sich dort ein Informant auf, der etwas über den Killer weiß.«
»Haben Sie ein Auto?«
»Ähm, nein.« Guter Punkt. Wie zum Teufel hatte ich mir das vorgestellt, dass ich ein Taxi bis nach New Jersey nahm oder den Bus?
»Ich habe aber eins. Wie wäre es, wenn ich Sie fahre? Der Wasserkühler langweilt mich langsam. Er macht zwar den Mund auf, redet aber nicht viel.«
»Liegt New Jersey nicht außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereichs?«
»Ich bin ein Bürger der Vereinigten Staaten. Mir ist es durchaus erlaubt, nach Jersey zu reisen. Ich darf dort nur niemanden verhaften. Wird das nötig werden?«
»Wohl kaum. Es ist nur so, dass …«
»Was?«, fragte er und hob die Augenbrauen.
»Ach, vergessen Sie’s. Gehen wir«, sagte ich. Johnson und ich gingen zur Tür, wobei er immer noch meinen Arm festhielt. Plötzlich blieb ich wieder stehen.
»Was denn jetzt noch?«, fragte er.
»Wir müssen meine Freundin im Madison Square Garden einsammeln. Ich rufe sie an und sage Bescheid, dass wir sie abholen.«
»Was wird das, ’ne Dinnerparty? Sind Sie sicher, dass wir nicht noch schnell bei Ihnen zu Hause vorbeifahren sollen, damit Sie sich ein Cocktailkleid anziehen können?«
»Das war eine wirklich dämliche Bemerkung«, erwiderte ich, während wir auf die Straße hinaustraten. Sein Ford Crown Victoria parkte auf dem Bürgersteig.
Er öffnete die Beifahrertür. »Tut mir leid. Und jetzt steigen Sie ein.«
Benny wartete vor Macys und hüpfte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen, als sie uns über die Vierunddreißigste Straße kommen sah. Wir hielten am Bürgersteig und sie sprang auf den Rücksitz.
»Jipiiieee!«, rief sie. »Zeit, ein paar Ratten umzubringen.«
Johnson wandte sich um und warf ihr einen bösen Blick zu. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.
»Das sagt man im Süden so, wenn man etwas Bestimmtes in Angriff nimmt – und wir werden jetzt jemandem gehörig in den Arsch treten!«, erwiderte sie strahlend.
Johnson sah mich fragend an. »Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, dass Sie mir Ihre lange Geschichte erzählen.«
Ich lieferte ihm einen stark gekürzten und äußerst kreativen Bericht darüber, wie die Gräfin Benny entführt und auf dem Landsitz gefangen gehalten hatte, weil diese ihre Annäherungsversuche nicht erwiderte, und wie ich Benny während einer Party gefunden und aus den Händen der Gräfin gerettet hatte. Dann verdrehte ich die Wahrheit noch ein bisschen mehr und behauptete, dass die Gräfin mit dem Killer zusammenarbeitete, einem Typen namens Tallmadge.
Johnson grummelte vor sich hin, während ich meine Geschichte zum Besten gab. Wahrscheinlich nahm er mir nicht ein Wort davon ab. »Was für ein Zufall, dass dieselbe Frau, die sich in Benny verknallt, gleichzeitig mit dem Killer unter einer Decke steckt«, sagte er. »Haben Sie in Ihrer Geschichte vielleicht etwas ausgelassen?«
Ich ignorierte diesen Einwand und drehte mich zu Benny um. »Hat Cormac J kontaktiert?«
»Ja, klar hat er das. J glaubt nicht, dass die Gräfin wieder zu ihrem Landsitz fährt, da dies der erste Ort ist, an dem man nach ihr suchen würde. Er ist der Meinung, dass sie sich in irgendeinem Motel verkriecht und wir nur unsere Zeit verschwenden. Aber ich glaube, dass niemand sie so schnell findet, wenn sie sich im Irrgarten versteckt. Ich fand es von vornherein merkwürdig, dass sie sich für nur einen Abend eine solche Mühe mit diesem Irrgarten gemacht hat. Es steckt mehr dahinter. Das habe ich einfach im Gefühl.«
»Wir müssen vorsichtig sein, Benny. Die Gräfin betrachtet das Ganze als ein Spiel. Sie hat mich herausgefordert, sie zu suchen. Ich glaube, sie will, dass wir ihr folgen.«
Moses Johnson unterbrach uns. »Kommen wir kurz mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, meine Damen. Wenn diese Gräfin ein Spiel spielt und Sie absichtlich irgendwo hinlockt, dann klingt das ganz so, als würden wir der Katze in die Falle laufen.«
»Mit dem Unterschied, dass wir um einiges klüger sind als Mäuse. Die Katze sollte aufpassen, dass sie sich nicht in ihrer eigenen Falle verfängt, nicht wahr, Daphy?«, fragte Benny mich kichernd vom Rücksitz aus.
»Sie ist allein und wir sind zu dritt, daher denke ich schon, dass wir eine reelle Chance haben«, erwiderte ich.
»Was ist mit diesem Tallmadge? Von dem Sie behaupten, er sei
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