Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)
gewesen war, aber dann dachte er an seine Wut, als sie ihm damit gedroht hatte, dem Pförtner »die Nacht seines Lebens« zu bescheren. Das war für ihn genauso unerträglich gewesen wie der Gedanke, Marguerite könnte für sie einen anderen Lebensgefährten finden. Dennoch fragte er: »Warst du auf Jenny eifersüchtig?«
»Natürlich war ich das«, sagte sie ohne Umschweife, behielt dabei aber Susan unablässig im Blick. »Ich kann nicht gut mit anderen teilen, nicht mal, wenn es sich nur um einen Geist handelt.«
Harper lächelte flüchtig und drückte sanft ihre Hand. Er wusste, es war nicht richtig, dennoch gefiel ihm der Gedanke, dass sie eifersüchtig gewesen war.
Drina sah ihn lange genug an, um seinen Gesichtsausdruck zu erfassen, dann zog sie die Nase kraus. »Aber jetzt muss ich ja nicht mehr eifersüchtig sein auf diese egoistische kleine Sterbliche.«
»Bezeichne Jenny nicht als egoistisch«, herrschte Susan sie an, deren Schadenfreude aufbrausendem Zorn gewichen war.
»Und wieso nicht?«, wollte Drina beiläufig wissen und konzentrierte sich dabei wieder ganz auf die andere Frau. »Sie war doch egoistisch. Sie hat sich kein bisschen für Harper interessiert. Sie hat ihn benutzt, und sie hat ihn um die einmalige Chance gebracht, einen Sterblichen zu wandeln.«
»Sie war nicht egoistisch, sie wollte nur leben!«, fauchte Susan. »Und sie hat niemanden um irgendetwas gebracht! Er hat sie aus freien Stücken gewandelt! Und was hat sie am Ende davon gehabt?« Sie schäumte fast vor Wut. »Diese wunderbare Wandlung hat sie umgebracht. Er hat sie umgebracht!«
»Sie hat sich selbst umgebracht«, widersprach Drina zornig. »Ihr Herz und ihr ganzer Körper waren durch die Chemo geschwächt. Hätte sie Harper von dem Tumor erzählt, dann hätte er sie erst gewandelt, wenn sie geheilt und wieder bei Kräften gewesen wäre. Sie hat sich durch ihr Schweigen selbst umgebracht. Aber die Wahrheit hätte sie ihm ja schließlich gar nicht anvertrauen können, nicht wahr?«, fragte sie zynisch. »Dann wäre ihm aufgefallen, dass sie womöglich gar nicht seine Lebensgefährtin war. Er wäre skeptisch geworden und hätte andere gebeten, sie zu lesen.«
»Sie wollte nur leben«, schrie Susan.
»Und dabei hat es sie nicht interessiert, dass sie Harper zum lebenden Tod verdammte, weil er keine Möglichkeit mehr hatte, eine echte Lebensgefährtin zu wandeln, falls er ihr doch noch irgendwann begegnen sollte!«
»Ach ja, stimmt. Der Ärmste hat ja so gelitten!« Susan lachte verbittert auf, dann umwölkte sich ihr Blick und sie sah Harper auf einmal ganz ernst an. »Es schien dich wirklich zu berühren, als Jenny starb. Ich dachte, du würdest genauso darunter leiden wie ich, und ich versuchte, dir nicht die Schuld zu geben.« Ihr Blick kehrte zu Drina zurück, und sie verzog verächtlich den Mund. »Und dann taucht auf einmal diese Schlampe auf, und Jenny bedeutet dir einfach gar nichts mehr. Ich konnte es nicht fassen, als Genie mich anrief, um mir zu erzählen, wie ihr beide es auf dem Schulhof getrieben habt. Sie war davon überzeugt, dass du sie vor allen Leuten gevögelt hättest, wenn Teddy euch nicht gestört hätte.« Sie presste einen Moment lang die Lippen zusammen. »Zuerst wollte ich es gar nicht glauben, also bin ich zum Haus gegangen, um mir ein Bild davon zu machen, was da zwischen euch läuft. Aber dann sah ich euch durchs Fenster, wie ihr euch wie zwei Teenager im Vorratsraum befummelt habt.«
»Ich dachte mir doch, dass ich jemanden draußen gesehen hatte«, murmelte Drina.
Harper zog eine Braue hoch. Er wusste genau, welchen Moment Susan meinte. Es waren die zehn Minuten, die Stephanie ihnen gelassen hatte …
»Wie konntest du Jenny nur so schnell aus deinem Gedächtnis streichen?«, fragte Susan betrübt.
Er rutschte auf seinem Platz hin und her, da er nicht wusste, wie er darauf antworten sollte. Noch vor ein paar Tagen hatte er sich selbst Vorwürfe gemacht, dass seine Trauer um Jenny ein zu jähes Ende gefunden hatte. Aber da war er noch immer der Meinung, sie sei seine Lebensgefährtin gewesen. Das alles hatte sich nun grundlegend geändert, und in seinem Kopf herrschte Verwirrung zwischen dem, was er gedacht hatte, und dem, was die Wahrheit war. Aber Sue wollte ohnehin keine Antwort hören, denn sie redete einfach weiter.
»Ich habe dich deswegen gehasst. Jenny ist gestorben, das war deine Schuld, und du hattest nichts Besseres zu tun, als es mit dieser … dieser Nutte zu treiben, als
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