Rendezvous mit Übermorgen
draußen!«
Richard hämmerte immer weiter. Es waren aber nur die beiden Fluggeschöpfe, die ursprünglich Nicole in der Grube entdeckt hatten, die jetzt bis zu ihr heraufkamen. Sie kreisten um sie, klatschten mit den Flügeln und schnatterten laut zu den fünf anderen Wesen hinunter, die sich eine Etage weiter unten hielten. Offenbar war da eine strittige Auseinandersetzung im Gange, denn der schwarze Samtvogel stieß zweimal mit ausgestrecktem langen Hals gegen die Gefährten weiter unten vor und gab ein Entsetzen einflößendes Kreischen von sich.
Plötzlich öffnete sich der Deckel. Richard Wakefield musste sich mit einem Satz retten, um nicht ins Loch zu stürzen. Und als er dann hineinblickte, sah er dort Nicole und zwei riesenhafte vogelhafte Geschöpfe, von denen das eine direkt an ihm vorbeiflog, als Nicole aus dem Loch herausgekrochen kam. »Ja, Hölle und Verdammnis!«, rief Richard, und seine Augen folgten dem Flug des Vogelwesens.
Nicole war vor Glück außer sich. Sie stürzte Wakefield entgegen und in seine Arme. »Richard, ach, Richard!«, stammelte sie. »Ich bin ja so froh, dass du da bist!«
Er grinste sie an und umarmte sie. »Also, wenn ich geahnt hätte, Madame , dass Sie mir solche Gefühle entgegenbringen«, sagte er, »wäre ich ganz bestimmt früher gekommen.«
42 Zwei Forscher
»Im Klartext heißt das also, wir zwei sind allein? Und ohne eine Möglichkeit, die Zylindersee zu überqueren?«
Richard nickte. Es war zu viel für Nicole. Noch vor fünf Minuten war sie überglücklich gewesen, schien ihre schwere Prüfung doch endlich vorbei zu sein. Sie hatte sich ausgemalt, wie sie zur Erde heimkehren und den Vater und die Tochter wiedersehen würde. Und jetzt sagte der Mann da ihr, dass ...
Sie lief rasch weg und presste die Stirn gegen die Wand eines der Häuser an der Plaza. Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie gab sich ganz ihrer Enttäuschung hin. Richard blieb etwas entfernt von ihr stehen. »Es tut mir leid«, sagte er.
»Aber es ist ja nicht Ihre Schuld«, stammelte sie, nachdem sie sich wieder etwas gefasst hatte. »Mir ist nur einfach nie der Gedanke gekommen, ich könnte einen von Bord wiedersehen und trotzdem nicht gerettet werden ...« Sie sprach nicht weiter. Es war nicht fair von ihr, Richard büßen zu lassen. Sie trat zu ihm und zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht.
»Gewöhnlich bin ich nicht dermaßen sentimental«, sagte sie. »Außerdem habe ich Sie mitten in Ihrem Bericht unterbrochen.« Sie trocknete sich die Augen. »Sie waren bei den Hai-Bioten, die Jagd auf das Motorboot machten. Sie entdeckten sie erst, als Sie bereits in der Mitte der See waren?«
»Mehr oder weniger.« Richard klang bedrückt. Wegen Nicoles Enttäuschung? Er versuchte ein nervöses Lachen. »Erinnern Sie sich, wie nach einer der Simulationen das Kritikerteam uns tadelte, weil wir nicht zuerst ein unbemanntes Boot losschickten, um zu garantieren, dass nichts an dem neuen Konzept das »ökologische Gleichgewicht< beeinträchtigen könnte?
Damals hielt ich die Kritik für lachhaft. Aber jetzt bin ich mir da gar nicht mehr so sicher. Diese Hai-Bioten haben sich um die Boote der Newton-Expedition kaum gekümmert, aber mein Schnellboot machte sie ausgesprochen giftig.«
Sie setzten sich auf einen der grauen Metallkästen, die über die Plaza verstreut standen. »Es gelang mir, ihnen einmal zu entkommen«, berichtete er weiter, »aber dabei hatte ich enormes Glück. Schließlich blieb mir nichts weiter übrig, als über Bord zu springen und zu schwimmen. Zum Glück waren sie wohl mehr an dem Boot interessiert als an mir, denn ich sah keinen von ihnen wieder, bis ich etwa hundert Meter vom Strand entfernt war.«
»Wie lange insgesamt sind Sie jetzt schon in Rama?«
»Um die siebzehn Stunden. Zwei Stunden nach der Morgendämmerung stieg ich aus der Newton herüber. Ich hab zu viel Zeit mit dem Versuch verschwendet, die Beta-Kommunikation zu reparieren. Es war unmöglich.«
Nicole betastete seinen Flugdress. »Außer Ihren Haaren weist nichts daraufhin, dass Sie überhaupt nass waren.«
Richard lachte. »Jaja, die Wunder der Textiltechnik! Würden Sie es glauben, dass der Anzug beinahe trocken war, als ich meine Thermalschaltung änderte? Und zu dem Zeitpunkt fiel es sogar mir selber schwer zu glauben, dass ich zwanzig Minuten im Eisschmelzwasser verbracht hatte.« Er blickte Nicole an. Allmählich löste sich ihre Gespanntheit langsam wieder. »Aber was mich wirklich verblüfft,
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